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Cillian Murphy als schriller Transvestit in den Siebzigern. Ein Herzensbrecher par excellence. In einem wunderbar verrückten Film, "beautiful, funny, surprising, moral and intelligent at once".

Cillian Murphy ist eines der interessantes Leinwandgesichter dieser Tage. Der Mann hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Soviel ist sicher. Man erinnere sich zurück an "28 Days Later" und seine erste große Rolle als Zombie-Bekämpfer. Oder seine Performance als Dr. Crane bzw. Scarecrow in "Batman Begins". Nicht zu vergessen sein Auftritt als eiskalter Bösewicht in "Red Eye". Subtil und sympathisch zugleich. Sind es diese gleichermaßen strahlend als auch stechend blauen Augen? Oder sein durchaus androgynes Erscheinungsbild? Wie auch immer. Der 30-jährige Ire hat zweifelsohne Anziehungskraft. Ebenso wie Verwandlungsfähigkeit. Letzteres beweist er eindrucksvoll in "Breakfast On Pluto", wo er in die Rolle des Transvestiten "Patricia Kitten aka Deep Throat" schlüpft. Gewagt. Gleichzeitig aber dermaßen unglaublich zum Besten gegeben, dass man glauben könnte, der gute Cillian würde auch privat in Frauenkleidern durch die Gegend laufen.

Cillian Murphy als Patrick/Patricia "Kitten" Braden"Breakfast On Pluto" erzählt in 36 Kapiteln die Geschichte von Patrick Braden. Geboren in einem kleinen irischen Dorf wird er als Baby vor der lokalen Kirche ausgesetzt. Schon in jungen Jahren erkennt Patrick, dass er anders ist. Womit er selbst keinerlei Probleme hat. Vielmehr genießt er sein Anderssein, kleidet sich bewusst feminin und bringt mit seiner in sexueller Hinsicht allzu offenen Art sowohl Pflegemutter als auch Lehrer zur Verzweiflung. Zugleich ist Patrick aber auch ein Träumer. Bestrebt seine richtige Mutter kennenzulernen. Einer den Erzählungen nach wunderschönen, blonden Frau. Ähnlich dem Filmstar Mitzi Gaynor. Mehr weiß er nicht von ihr. Weder vollständigen Namen noch Adresse. Der einzige Hinweis: Sie lebt in London. Und so entschließt sich Patrick dazu, dem engstirnigen Kleinstadtleben den Rücken zu kehren und sich auf die Suche nach seiner "Phantom Lady" zu machen. Was sich als alles andere als einfach herausstellt. Einerseits weil er gerade zur Zeit der irisch-englischen Konflikte in den Siebzigern durchs Land zieht. Andererseits weil ein - mal früher, mal später als solcher erkennbarer - Transvestit für so manch abstruse Situation sorgt. Egal ob Groupie, Gewaltopfer oder Freudenmädchen, "Kitten" - wie sich Patrick nur noch nennt - durchwandert sämtliche Klischees. Als er in London einen Bombenanschlag in einem Nachtlokal überlebt, wird er sogar als Terrorist angeprangert. Eine vermeintliche "Killer-Transe", die den verantwortlichen Polizisten schwer zu schaffen macht: "If I wasn't a transvestite terrorist, would you marry me?".

Für Regisseur Neil Jordan ist "Breakfast On Pluto" nach "The Butcher Boy" bereits die zweite Verfilmung eines Romans von Patrick McCabe. Die Geschichte an sich ist schon bemerkenswert, was Jordan daraus gemacht hat, allerdings noch mehr. "Breakfast On Pluto" wandert gekonnt zwischen Komödie und Drama bzw. Märchen und Doku. Wer Pathos erwartet, wird mit überspitzt Inszeniertem konfrontiert. Was jedoch keinesfalls die Liebenswürdigkeit der Charaktere in Frage stellt. Allen voran ist es natürlich Cillian Murphy als "Kitten", der einem ans Herz wächst. Gleichzeitig bekommen aber auch die hervorragenden Nebendarsteller - Liam Neeson als Pfarrer, Gavin Friday als Bandleader, Stephen Rea als Zauberer - ihre sympathischen Auftritte. Selbst Bryan Ferry spielt eine kleine - wenn auch weniger herzliche - Rolle. Wobei wir auch schon bei der Musik wären. Einem "swingin’ Soundtrack" aus den Siebzigern. Melancholisch und abgedreht zugleich. Passt perfekt. Wenn es an "Breakfast On Pluto" überhaupt etwas auszusetzen gibt, dann höchstens, dass er mit 135 Minuten für diese Art von Film doch etwas zu lange ausgefallen ist. Vor allem dann, wenn man in einem Kino sitzt, wo einem bereits nach einer Stunde das Hinterteil schmerzt und Anfang Oktober nahezu tropische Temperaturen herrschen. Aber immerhin bekam ich vor Ort einen leibhaftigen - wenn auch nicht sonderlich überzeugenden - Transvestiten zu Augen. Auch nicht schlecht. Oder wie Oscar Wilde sagte: "I love to talk about nothing. It's the only thing I know anything about."

Breakfast On PlutoBreakfast On Pluto
Regie: Neil Jordan.
Mit Cillian Murphy, Liam Neeson, Stephen Rea.
22.09.2006


[sonyclassics.com/breakfastonpluto]
srocca - 19. Okt, 21:42:
Idealbesetzung
Cillian Murphy ist ideal für die Rolle. Teilweise sieht er wirklich weiblich aus, besonders im Indianersquaw-Outfit. 
wasix - 20. Okt, 09:33:
hübsches "mädchen"
zweifelsohne... ;-)))