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"Broken Flowers" und "Red Eye" - die neuen Filme von Jim Jarmusch und Wes Craven - abgehandelt in einem Aufwasch. Nicht nach dem Sinn fragen. Es gibt keinen.

Zwei amerikanische Regisseure wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Auf der einen Seite Jim Jarmusch, dem der Ruf des "langsamsten Filmemachers unserer Tage" vorauseilt. Seine Werke sind geprägt von schleppender Erzählweise. Und der Tatsache, dass sehr wenig passiert. Da sollte man als Betrachter schon Gefallen am Auskosten jeder einzelnen Szene haben und damit umgehen können, bei solchen Filmen hin und wieder das Gefühl zu haben, sie würden wohl nie zu Ende gehen. Man erinnere sich an cineastische Meisterwerke wie "Dead Man" oder "Ghost Dog". Auf der anderen Seite Wes Craven, Spezialist für gewitzte Horrorfilme. Ein Mann, den man durchaus auch in die B-Movie-Ecke einordnen kann. Dafür sorgen schon die unzähligen Teile von "Nightmare On Elm Street" und "Scream". Nun bringen Jarmusch und Craven jeweils ihren neuen Film am selben Tag in unsere Kinos. Ersterer mit "Broken Flowers" einen Roadtrip der tragikomischen Sorte. Zweiterer mit "Red Eye" einen Psychothriller, der zum größten Teil in einem Flugzeug handelt. Fern vom gewohnten Horror und Grusel. Das Einzige, was die zwei Streifen miteinander verbindet, ist die Tatsache, dass sie beide durchwegs positive Kritiken aufweisen können. Na schau ma mal...

Johnston. Not Johnson.

Bill Murray - Sharon StoneDon Johnston (Bill Murray) ist ein in die Jahre gekommener Gigolo. Lustlos verbringt er seine Tage in seinem luxuriösen Heim, als Couchpotato im Trainingsanzug vor der Glotze sitzend. Keine Spur mehr vom unbändigen Antrieb jenes Frauenhelden, der er mal war. Selbst der Moment, als seine sehr viel jüngere Freundin (Julie Delpy) verkündet ihn zu verlassen, kann Don nicht aus seiner Lethargie herausreißen. Genau so wenig wie der Inhalt jenes anonymen, rosafarbenen Briefes, den er am selben Morgen vor seiner Tür findet. Und das, obwohl er darin von einer seiner unzähligen Verflossenen mitgeteilt bekommt, dass er Vater eines 19-jährigen Sohnes ist, der sich noch dazu gerade auf den Weg zu ihm befindet. Sowohl die Identität der Verfasserin als auch der unbekannte Nachwuchs sind ihm schlichtweg egal. Wäre da nicht die Neugier seines Nachbarn und besten Freundes Winston (Jeffrey Wright), Don hätte sich ohne groß Gedanken zu machen einfach wieder seiner eingangs erwähnten Lieblingsbeschäftigung zugewandt. Auf Winstons Drängen macht er sich dann aber doch auf die Suche nach der potentiellen Mutter seines angeblichen Sohnes. Eine Reise in seine eigene Vergangenheit beginnt. In vier verschiedene Städte. Zu vier seiner ehemaligen Flammen. Ein Ausflug, der für Don Johnston noch schwerwiegende Folgen haben soll.

Die Rolle des alternden "Don Juan" ist Bill Murray perfekt auf den Leib geschrieben. Ähnlich wie bei "Lost in Translation". Allein der Ausdruck seines Knautschgesichtes ist den Erwerb eines Kinotickets wert. Erst recht, wenn der Regisseur des dazugehörigen Streifens Jim Jarmusch heißt. Jedenfalls bin ich genau davon im Vorfeld ausgegangen. Immerhin handelt es sich bei "Broken Flowers" auch noch um den Grand Prix-Preisträger der diesjährigen Filmfestspiele von Cannes. Trotzdem wurde ich enttäuscht. Obwohl ich es insgeheim bereits befürchtet hatte. Allerorts war von endlos langen Szenen und superlangsamen Fadeouts die Rede. Eben eine entspannte Komödie. Nur kommt "Broken Flowers" auf die Dauer von eineinhalb Stunden doch etwas zu entspannt rüber. Soetwas kann man auch als langweilig beschreiben. Da half dann auch das grandiose Mimenspiel eines Bill Murray nicht mehr. Ebenso wenig wie der gelungene Gag mit dem Namen. Und der Schluss? Passt zum Film. Passt zum Regisseur.

Fear Takes Flight.

Cillian Murphy - Rachel McAdamsDer sogenannte "Red Eye Flight" ist der letzte Flug des Tages. Auf genau diesen muss die junge Hotel-Managerin Lisa (Rachel McAdams) warten, um nach dem Begräbnis ihrer Großmutter wieder von Dallas in ihre Heimatstadt Miami zurückzukehren. Auf dem Flughafen lernt sie einen netten, jungen Mann kennen. Der charmante Jackson Rippner (Cillian Murphy) erweist sich als angenehmer und alles andere als langweiliger Gesprächspartner. Wie der Zufall so will, sitzen die Beiden auch an Bord der Maschine direkt nebeneinander. Lisa ist freudig überrascht. Zumindestens anfangs. Denn nur wenige Minuten nach dem Start präsentiert Jackson das Portmonee von Lisas Vater (Brian Cox) und offenbart sein wahres Ich. Er gehört nämlich zu einer Gruppierung, die einen Anschlag auf einen hohen Politiker vorhat. Und Lisa soll nun per Telefon in dem Hotel, wo sie arbeitet, dessen Zimmerreservierung umbuchen. Tut sie das nicht, wird ihr Vater von einem Killer ermordet, der nur auf den Anruf von Jackson wartet.

Es lag am Trailer. Einzig und allein. Denn eigentlich schreckt mich der Name Wes Craven eher ab, als dass ich deshalb ins Kino gehen würde. Der Inhalt: 50% Romanze. Erst in der zweiten Hälfte lässt Cillian Murphy seine Fassade fallen und zeigt sich als blauäugiger Psychopath. Und wie schon in "Batman Begins" weiß er in der Rolle des Bösewichts zu überzeugen. Wobei natürlich schon auch das Drumherum passen muss. Und das passt bei diesem Katz- und Mausspiel in 10.000 Meter Höhe. "Red Eye" ist ein geradliniger Psychothriller ohne großen Firlefanz. Keine Storytwists. Nicht unnötig lang. Extrem kurzweilig. Erst gegen Ende triftet das Ganze dann doch noch Richtung herkömmlicher 08/15-Action ab. Alles in allem aber ein guter Film, der mich positiv überrascht hat. Und der Schluss? Die Antwort dazu siehe zwei Absätze weiter oben.

Broken FlowersBroken Flowers
Regie: Jim Jarmusch.
Mit Bill Murray, Jeffrey Wright, Sharon Stone.
09.09.2005


[brokenflowersmovie.com]

Red EyeRed Eye
Regie: Wes Craven.
Mit Cillian Murphy, Rachel McAdams, Brian Cox.
09.09.2005


[redeye-themovie.com]
srocca - 21. Sep, 23:06:
Steelblue Eye
So sollte der Film von Wes Craven eigentlich heißen. Das Böse liegt in den stahlblauen Augen des Hauptdarstellers Cillian Murphy. Sind die eigentlich echt? 
wasix - 21. Sep, 23:42:
sind echt
zumindestens laut dieser fansite. man klicke auf "bio/resume" und dort steht dann "eyes: blue".