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Fantasy Filmfest 2007 in Stuttgart, die Dritte. Romanvorlage von einem schottischen Autor, Schauplatz Edinburgh, Regisseur ein Einheimischer. Gastkritik zu einem zutiefst schottischen Film. (Geschrieben von Bookworm)

Jamie Bell in/als "Hallam Foe"

Eigentlich wäre es logisch gewesen, wenn "Hallam Foe" seine Weltpremiere am 15. August 2007 in Edinburgh gefeiert hätte. Nicht nur, dass an diesem Film so gut wie alles schottischer Herkunft ist, wird dabei dessen Hauptstadt präsentiert wie schon lange nicht mehr. Die wunderschöne Altstadt Edinburghs steht eindeutig im Mittelpunkt des Filmgeschehens. Nun konnte "Hallam Foe" gerade dort nicht uraufgeführt werden. Andere Filmfestivals kamen zuvor. Beispielsweise die Berlinale, wo "Hallam Foe" für den Goldenen Bären nominiert war und einen Silbernen Bären für die beste Filmmusik erhalten hat. Jener Soundtrack, wofür sogar Franz Ferdinand den eigenes geschriebenen Song "Hallam Foe Dandelion Blow" beigesteuert haben. Es folgten die Festivals von Cannes und Sydney. Und im Juli und August das Fantasy Filmfest [>], welches alljährlich in acht deutschen Städten abgehalten wird. Da blieb dem Edinburgh International Film Festival nur das Hintenanstellen. Wenigstens konnte man sich "Hallam Foe" als Eröffnungsfilm sichern.

Hallam Foe ist ein Jugendlicher mit traumatischer Vergangenheit. Seine Mutter beging Selbstmord. Wofür er die Schuld bei seiner (bösen) Stiefmutter sucht. Hallam hat aber auch ein ungewöhnliches Hobby: Er liebt es Menschen zu beobachten. Als dieser Hang zum Voyeurismus bekannt wird, muss er sein Elternhaus verlassen und wählt Edinburgh als neuen Lebensmittelpunkt. Von nun an sollen die Dächer der schottischen Hauptstadt als Kulisse für Hallams voyeuristische Tätigkeiten dienen. Ein Schauplatz, der Erinnerungen an Danny Boyles "Trainspotting" mit sich bringt. Unterstützend dabei der Auftritt von Ewen Bremner aka Spud als Hotelpage. Denn ein Teil des Films wurde im Caledonian Hotel gedeht, welches jedem Besucher der Stadt ein Begriff sein dürfte, ist es doch - wie das Edinburgh-Castle - eines der ersten Gebäude, das man bei Ankunft vor Ort wahrnimmt. Und in genau jenem Hotel findet Hallam dann auch ein neues Opfer, woran er seine voyeuristischen Fähigkeiten perfektionieren kann. Jedenfalls solange, bis seine Vorlieben ihn und seine Vergangenheit einholen und er gezwungen ist, sich damit auseinanderzusetzen.

Die Buchvorlage zum Film stammt von Peter Jinks. "Hallam Foe" war dessen erster Roman, erschienen 2001. Zwei Jahre später wurde auch eine deutsche Version unter dem Titel "Über roten Dächern" veröffentlicht. Jinks und Regisseur David Mackenzie kennen sich seit ihren Teenagerjahren in Edinburgh. Dementsprechend groß war Jinks Vorfreude auf die Verfilmung seines Buches: "Dave is going to produce something beautiful and kinky. He always does. We're old friends and I believe we have perverse imaginations in common so I certainly haven't been offended by script decisions." Das Endprodukt gibt ihm Recht. Denn Mackenzie ist mit "Hallam Foe" eine Buchverfilmung gelungen, die in ihren Grundzügen der Vorlage treu bleibt, die Stimmung des Romans nahezu perfekt wiedergibt und auch als Spielfilm zu beeindrucken weiß. Nicht zuletzt wegen der großartigen Performance von Jamie Bell als Hallam Foe, den auch Jinks als perfekte Wahl sieht. Fazit: Einer jener Filmbesuche, nachdem man einfach nur glücklich aus dem Kino geht.

Hallam FoeHallam Foe
Regie: David Mackenzie.
Mit Jamie Bell, Sophia Myles, Claire Forlani.
28.09.2007 / Fantasy Filmfest 2007 (OF)


[hallamfoe.de] [getyourpeople.com] [imdb.com]