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Eight Women. One Diabolical Man. A White-Hot Juggernaut At 200 Miles Per Hour. "Death Proof" ist nicht nur etwas für Tarantino-Jünger, hier kommen auch Fußfetischisten auf ihre Kosten.

Death Proof: Kurt Russell

Ein weiterer Film, auf den die Hardcore-Fangemeinde so sehnsüchtig gewartet hat. Ein Schlaraffenland für die vermeintlich Schlaueren unter uns. Oder wenigstens für all jene selbsternannten Freaks, die sich für dermaßen gewieft halten, den Meister aller Freaks doch tatsächlich durchschauen zu können. Vom Anfang bis zum Ende, knapp zwei Stunden lang. Netter Versuch. Wobei es auch bleibt. Zumindestens dieser Tage. Denn solange der Filmstoff der Begierde ausschließlich über Kinoleinwände flimmert, wird jeder noch so vorbereitete Betrachter scheitern. Natürlich, die mehr oder weniger gut versteckten Hinweise auf x-mal durchgekauten Filmstoff erkennt selbst der Durchschnittskonsument beim Nebenbeisehen. Was bleibt, sind aber immer noch zig Referenzen an weitgehend unbekannte, weil einst als Schund abgetane Streifen, denen hier die Aufwartung gemacht wird, indem man Szenarien daraus geschickt mal hier, mal dort einbaut. Solch ein Übermaß an Anspielungen kann selbst einschlägig vorbelastete Cineasten zur Verzweiflung bringen. Last Exit: DVD-Release. Quentin Tarantino macht’s möglich.

Die Vorfreude war enorm. Man lasse sich jene Meldung, die damals die Runde machte, nochmals auf der Zunge zergehen: Tarantino und sein Buddie Robert Rodriguez bringen ein gemeinsames Filmprojekt ins Kino. Eines, das es so noch nicht gegeben hat. Nicht in den letzten Jahren. Nicht dermaßen breitenwirksam. Stichwort: Grindhouse. Der cineastische Abschaum längst vergangener Tage. Low-Budget-Horror-Trash, den man in den Siebzigern vorwiegend in amerikanischen Schmuddelkinos antraf. Erst in den Achtzigern brachten Videotheken Abhilfe. Wobei jedoch der Charme des Double-Features - einmal Zahlen für zwei Filme - verloren ging. Was Tarantino und Rodriguez nun mit ihrer Grindhouse-Hommage wieder auferstehen lassen. Eine Huldigung an etwas, das dem Kinogänger hierzulande fremd ist. Umso bedauernswerter, als bekannt wurde, dass man uns in Europa den Genuss jener Doppelvorstellung verwehren würde. Stattdessen bekommen wir Extended Versions vorgesetzt. Doch was nützen 20 Bonusminuten, wenn der gewisse Flair fehlt, man noch dazu der Fake-Trailer der Herren Zombie, Wright und Roth beraubt wird?

Der Inhalt von "Death Proof" ist schnell abgehandelt: "Two separate pairs of voluptuous women are stalked by a scarred stuntman who uses his "death proof" cars to execute his murderous plans." Umso umfassender erweisen sich die in Tarantino-Filmen gewohnt ausschweifenden Dialoge. Bei "Death Proof" fast ausschließlich inform von verwegenem Girlie-Talk. Soetwas gefällt, kann im Übermaß aber auch nerven. Nein, den Vorwurf gewisser Längen kann man "Death Proof" nicht ersparen. Was so manch langwierige Szene jedoch erträglich macht, ist wieder mal diese so unglaublich ideen- und facettenreiche Machart, mit der Tarantino auch "Death Proof" stilsicher inszeniert. In diesem Fall bereichert durch das Vorbild des Grindhouse-Genres. Also fehlerhaft, mit technischen Mängeln, aber auch hinsichtlich des Erzählstils mit kleinen Ungereimtheiten ausgestattet. Alles ganz bewusst vom Filmemacher eingebaut. Wenn dem nicht so sei, umso bemerkenswerter. Man stelle sich nur vor, der Kultregisseur mit dem spitzen Kinn macht Fehler und keinem fällt es auf, weil jeder denkt, dass es genauso gehört. Wie man es auch dreht, Mister Tarantino bleibt ein Genie.

Grindhouse: Death ProofGrindhouse: Death Proof
Regie: Quentin Tarantino.
Mit Kurt Russell, Vanessa Ferlito, Rosario Dawson.
20.07.2007


[grindhousemovie.net] [imdb.com] [imdb.com]

[Review: Grindhouse: Planet Terror - Regie: Robert Rodriguez]