header
 
Mando Diao folgen auch auf "Ode To Ochrasy" ihrer Erfolgsformel. Und haben trotzdem die ein oder andere - wenn auch nur kleine - Überraschung parat. Ihr bislang bestes Album.

Mando DiaoMando Diao haben bereits frühzeitig damit gedroht größer als die Beatles zu werden. Laut Selbsteinschätzung von Björn Dixgard - mit Gustaf Noren das Gesangs-, Gitarristen- und Autorengespann der Band - darf man "Hurricane Bar" auf eine Stufe mit "A Hard Day's Night" stellen. Und mit der neuen Platte nun bereits ihr "White Album" erwarten. Immerhin: Die Jungspunde aus dem hohen Norden vergleichen sich noch mit den Beatles, fühlen sich ihren Vorbildern also nicht überlegen. Noch nicht. Wird alles noch kommen. Denn wenn es nach Mando Diao geht, dann sind sie schlichtweg zu cool für diese Welt. Nicht weiter schlimm. Ist halt ihr Image. Dazu gehört natürlich auch, dass man sich gerne mal ganz weit aus dem Fenster lehnt, sich selbst maßlos überschätzt. Denn wenn der musikalische Output des Quintetts eines definitiv nicht ist, dann wichtig. Weder für die aktuelle Musikszene noch für die Zukunft. Kein Wunder, ist doch alles nur geklaut. Allerdings auf eine Art, die darauf schließen lässt, dass hier durchaus clevere Bürschchen am Werk sind. Zugegeben: Ziemlich verzogene und arrogante Spacken. Aber wer Songs wie "Down In The Past" und "God Knows" schreibt, dem muss man schon ein gewisses Talent zugestehen.

Stichwort: "White Album". Der dritte Streich von Mando Diao trägt den geheimnisvollen Titel "Ode To Ochrasy". Was jene Traumlandschaft beschreiben soll, die sich die Band erschaffen hat, beispielsweise wenn sie auf der Bühne steht, Musik macht und sich eben im "Ochrasy" fühlt. Passend dazu ist der Großteil der neuen Songs während der Tour entstanden. Jener 137 Shows umfassenden Konzertreise, die sie letztes Jahr durch Europa, die USA und Japan führte. Zurück im heimischen Schweden begann man die Studioarbeit zum neuen Longplayer unter der Obhut von Björn Olsson. Man wollte mehr Wagnisse eingehen, dem Experimentiergeist freien Lauf lassen. Und da schien ihnen der berüchtigte Eigenbrötler und Gründer von The Soundtrack Of Our Lives gerade richtig. Dessen Arbeitseifer ließ jedoch bereits nach wenigen Wochen merklich nach. Der Mann erschien einfach nicht mehr im Studio. Kommunizierte mit der Band nur noch per SMS. Und so entschloss man sich "Ode To Ochrasy" weitestgehend in Eigenregie zu produzieren. An das Scheitern der Zusammenarbeit mit Olsson erinnert ein Schriftzug im Inneren der CD-Hülle: "This album could have been produced by Björn Olsson".

Die ersten beiden Alben von Mando Diao haben bei mir den Eindruck erweckt, dass es sich bei den fünf Rockern vielmehr um eine Singles- als um eine Album-Band handelt. Da pickt man sich gerne mal den einen oder anderen Song heraus, die ganze Platte hört man hingegen nur selten. Das war bei "Bring 'Em In" so. Und bei "Hurricane Bar" nicht anders. Mit "Ode To Ochrasy" könnte sich das nun ändern. Natürlich gehen einem zuallererst die gewohnt schmissigen Nummern ins Ohr. Beispielsweise die superbe Vorab-Single "Long Before Rock N' Roll". Oder der trocken rockende Album-Opener "Welcome Home, Luc Robitaille". Ebenso das im typischen Mando-Style gehaltene "TV & Me". Genau jene Sorte energiegeladener Ohrwürmer, die die Jungs inzwischen im Schlaf hinzubekommen scheinen. Manch Triviales nicht ausgeschlossen. "Ode To Ochrasy" kann aber auch anders. Da wäre der cool groovende Midtempo-Song "The Wildfire", die soulige Ballade "Josephine" oder das mit seinen Streichern wunderbar kitschige "The New Boy". Bei dem anfangs eher merkwürdig klingenden "Good Morning, Herr Horst" bekommt man sogar Country geboten. Nicht wirklich neu, aber im Falle von Mando Diao doch merklich anders. Folglich wirkt "Ode To Ochrasy" abwechslungsreicher und detailverliebter. Man beachte die netten, kleinen Intermezzos zwischen den Songs. Natürlich schwelgen Mando Diao auch dabei in Zitaten. Nicht zu Unrecht, machen die abgekupferten Kleinigkeiten das Album doch um einiges interessanter. Nicht so kurzlebig. Da sage noch einer, dass Mando Diao langweilig klingen...

[Live @ Stadthalle, Wien - 16.11.2006]

Mando Diao: Ode To OchrasyMando Diao
Ode To Ochrasy
28.08.2006


[mandodiao.com]
[myspace.com/mandodiaoband]