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Ein typischer Undercover-Cop-Thriller im Deckmantel eines TV-Serienklassikers aus den Achtzigern. Was das Ganze mit dem altbekannten "Miami Vice" zu tun hat? Nicht viel.

In Hollywood geht man gerne auf Nummer Sicher. Umso naheliegender, dass man in den letzten Jahren bei diversen Big-Budget-Produktionen auf die ein oder andere legendäre TV-Serie zurückgriff und diese mit großem Tam-Tam für die Kinoleinwand aufpeppte. Was zumeist in die Hose ging und nur selten zufriedenstellte. Nicht weiter schlimm, denn die Kasse klingelte in den meisten Fällen trotzdem. Was auf nostalgische Gründe zurückzuführen ist. Wen juckt es nicht ins Kino zu gehen, wenn dort die Lieblingsserie aus längst vergangenen Tagen eine Wiederauferstehung feiert? Das aktuellste Beispiel: "Miami Vice". Ein TV-Klassiker, der über fünf Staffeln und 112 Folgen in den Jahren 1984 bis 1989 in der Glotze flimmerte. Was sich vor allem in stilistischer Hinsicht in die Gehirne der damaligen Konsumenten gebrannt hat. Zwei supercoole Cops (Don Johnson und Philip Michael Thomas) in knallbunten Hemden - wahlweise auch T-Shirts - und dazu abgestimmten, natürlich ebenso geschmacklosen Sakkos. Ein einziges Hohelied auf die Modesünden der Achtziger.

Rico Tubbs (Jamie Foxx) - Sonny Crockett (Colin Farrell)Michael Mann war damals der ausführende Produzent der Serie. Und genau dieser Michael Mann ist es auch, der jetzt für dessen Leinwand-Adaption verantwortlich ist. Als Regisseur und Drehbuchschreiber. Wer erwartet hat, dass Mann bei seiner Rückkehr zu den eigenen Wurzeln auf die oben genannten Markenzeichen des Originals setzen würde, der irrt. Die Achtziger sind in weiter Ferne. "Miami Vice" handelt im Hier und Jetzt. Dementsprechend erscheint auch das Umfeld im neuen Licht. Das heutige Miami wirkt im Vergleich zu jenem vor knapp 20 Jahren um einiges düsterer und wohl auch realistischer. Wobei wir auch schon bei der größten Stärke des Films angekommen sind: Die Optik. Beeindruckende Panoramabilder wechseln sich mit verwackelten Handkamera-Aufnahmen ab. Alles in typischer Michael Mann-Manier. Eben durchgestylt von vorne bis hinten. Man fühlt sich vor allem an "Collateral" erinnert. Auch wenn dessen visuelle Einmaligkeit unerreicht bleibt.

Natürlich hat man es auch bei "Miami Vice" mit einer dieser für Action-Filme typischen Storys zu tun: Langatmig und hauchdünn. So dünn, dass sich der Inhalt des gerade Gesehenen bereits beim Verlassen des Kinosaales verflüchtigt hat. Ein Manko, mit dem man in diesem Genre rechnen muss. Folglich hielt sich meine Enttäuschung auch in Grenzen. Das gilt auch für die beiden Hauptdarsteller. Colin Farrell als Sonny Crockett (sieht aus wie ein Zuhälter) und Jamie Foxx als Rico Tubbs (sieht aus wie immer). Man weiß, was man bekommt. Was mich dann aber doch etwas verwunderte, ist, dass sich Mann abseits der Charaktere und dem Grundszenario doch so sehr von dem altbekannten "Miami Vice" abwendete. Viel ist vom Original jedenfalls nicht gerade übrig geblieben. Nur soviel: Hätte man Namen, Location und Filmtitel verändert, selbst der eingeschworenste Fan hätte seine einstige Lieblingsserie nicht wieder erkannt. Was bleibt, ist ein zweifelsohne gut inszenierter Cop-Film, der sich aber leider doch zu weit von jenem "Miami Vice" entfernt, wie es manch einer kennen und lieben gelernt hat. Ein fader Beigeschmack, der bleibt.

Miami ViceMiami Vice
Regie: Michael Mann.
Mit Colin Farrell, Jamie Foxx, Li Gong.
25.08.2006


[miamivice.com]