Neue Platten, die es in sich haben. Mit dabei: Half Cousin, Patrick Wolf, Savoy Grand und Little Barrie. Die Doves werden auch erwähnt. Allerdings aus einem anderen Grund.
Half Cousin
The Function Room
21.02.2005
Half Cousin kommen von den schottischen Orkney Inseln, sind bei Herbert Grönemeyers Grönland-Label unter Vertrag und machen Musik, die man durchaus als Avantgarde-Folk bezeichnen kann. Eine interessante Mischung. Gegensätze ziehen sich bekanntlich an. Das merkt man auch bei den unterschiedlichen Stilelementen, die auf dem Debutalbum der Band um Sänger und Songwriter Kevin Cormack zum Einsatz kommen. Akustische Gitarren treffen auf elektronische Elemente. Dazu gesellen sich sparsam eingesetzte Akkordeons und Klarinetten. Hin und wieder bereichert mit wüster Junk-Percussion. Inklusive Metallboxen und Radkappen. Das erinnert nicht selten an Großmeister Tom Waits. Einerseits wegen des leicht zerzausten Stils. Andererseits aufgrund der Tatsache, dass man sich auch für "The Function Room" Zeit nehmen muss um inmitten des Gerümpels die zweifelsohne vorhandene Pop-Brillanz genießen zu können. Leichtverdauliches klingt anders. Daran ändert auch das abschließende Beatles-Cover "Girl" nichts. [halfcousin.com]
[Live: Porgy & Bess, Wien - 28.01.2005]
Patrick Wolf
Wind In The Wires
21.02.2005
Patrick Wolf ist ein moderner Troubadour. Vielleicht sogar ein Genie. Auf jeden Fall geht der 21-jährige Ire seinen eigenen Weg. Das bewies er bereits 2003 mit seinem Debut "Lycanthropy". Nicht gerade einfach, dieses Album irgendwo einzuordnen. Die Rubrik Mainstream konnte man jedenfalls ausschließen. Das hat sich auch bei seinem zweiten Longplayer nicht geändert. "Wind In The Wires" ist eines jener Alben, das zugleich erfrischend neu als auch furchtbar altmodisch klingt. Letzteres mag an der Auswahl der Musikinstrumente liegen: Geigen, Akkordeon, Klavier, Harmonium und natürlich Wolfs heißgeliebte Ukulele. Für den zeitgenössischen Touch sorgen Synthieklänge und Computerbeats. Dazu jene leidenschaftliche Stimme, die an den Pathos eines Jarvis Cocker oder Morrissey erinnert. Das Ergebnis bietet unverwechselbare Musik, gleichermaßen gewöhnungsbedürftig und faszinierend. In solchen Fällen spricht man gerne von einem Meisterwerk. Was bei "Wind In The Wires" gar nicht mal überzogen ist. [patrickwolf.com]
[Live: Szene, Wien - 13.05.2005]
Savoy Grand
People And What They Want
28.02.2005
März 2001: "Dirty Pillows", das Debutalbum von Savoy Grand, läuft während meines einwöchigen Strohwitwer-Daseins auf Hochtouren. Kein Wunder, ist es doch die perfekte Untermalung zum Sich-Selbst-Bemitleiden. Vier Jahre später durchlebe ich diese Situation auf's Neue. Wieder werde ich dabei von den traurigen Klanglandschaften der Band aus Nottingham begleitet. Ihre Einflüsse sind dieselben wie damals: Talk Talk und Mark Hollis. Seit dessen formidablem Soloalbum hat es niemand mehr geschafft auf ähnlich reduzierte Art Schönheit zu verbreiten. Mit Ausnahme von Savoy Grand. "People And What They Want" ist ein weiterer Beweis dafür. Hier werden Akkorde unzählige Male wiederholt. Ohne herkömmliche Strukturen und Rhythmen. Für die einen mag soetwas extremst langweilig sein. Für die anderen ist solch ein karger Klangkosmos jedoch die Offenbarung schlechthin. Ich bin jedenfalls schon gespannt wie sich diese einmalige Soundexkursion im Live-Kontext präsentiert. [savoygrand.com]
[Live: Chelsea, Wien - 29.03.2005]
Little Barrie
We Are Little Barrie
28.02.2005
Jedes Jahr braucht seine Retro-Platte. 2004 war es "Free The Bees". Dieses Jahr könnte es durchaus das Debutalbum von Little Barrie werden. "We Are Little Barrie" wurde im Londoner Studio von Edwyn Collins eingespielt, der dabei auch selbst Hand anlegte und als Co-Produzent aushalf. Das Trio von der Insel setzte bei den Aufnahmen auf Altbewährtes. Die klassische Bandbesetzung, bestehend aus Gitarre, Bass und Schlagzeug, stand bei der Studioarbeit stets im Vordergrund. Auf Effekthascherei wurde dabei gänzlich verzichtet. Schon die Eröffnungsnummer und erste Singleauskoppelung "Free Salute" gibt perfekt die Richtung vor: Old-School-Rock N’ Roll mit jeder Menge Blues und Funk. Groovy Stuff, der roh und echt rüberkommt. Wer von diesen Rhythmen nicht mitgerissen wird, ist selbst schuld. "We Are Little Barrie" beweist jedenfalls eindrucksvoll, dass der Blues vergangener Tage noch lange nicht ausgestorben ist. Diese Musik wird nicht nur von alten Männern in verrauchten Bars gespielt. Im Gegenteil: Der Nachwuchs ist allgegenwärtig. [littlebarrie.com]
Abschließend noch ein weiteres Kapitel aus "(Ex-)Helden, die in die Kacke greifen"...
Doves
Some Cities
21.02.2005
Der erste Eindruck: Irgendwie haut mich das neue Doves-Album nicht gerade vom Hocker. Vielleicht braucht das gute Stück aber auch nur seine Zeit. Der zweite Versuch: Der ein oder andere Song ist ja recht nett, als Ganzes mag "Some Cities" allerdings nicht so recht zünden. Muss wohl an meiner gegenwärtigen Gemütslage liegen. Der dritte Anlauf: An meinen Bemühungen kann es nicht gelegen haben. Der Wille war da. Es muss also doch das vorhandene Material sein, weshalb "Some Cities" im Vergleich zu seinen Vorgängern einfach nur abstinkt. Immerhin konnte man mich vor diesem Album durchaus noch als Fan des Dreiers aus Manchester bezeichnen. Woran es diesmal mangelt? Ist mir das monotone Einhämmern auf die Drums stellenweise doch zu penetrant? Kommen dabei gar die wunderbar ausladenden und epischen Momente zu kurz? Oder lassen einfach nur die Kompositionen zu wünschen übrig? Vielleicht finde ich noch eine Ausrede für das vorhandene Dilemma. Mag sein, dass ich mir "Some Cities" nicht mit Kopfhörern auf der Straße gehend zu Gemüte hätte führen dürfen. Obwohl mir diesbezüglich negative Erfahrungen eigentlich fremd sind. Aber möglich wäre es, oder? [doves.net]
Half Cousin
The Function Room
21.02.2005
Half Cousin kommen von den schottischen Orkney Inseln, sind bei Herbert Grönemeyers Grönland-Label unter Vertrag und machen Musik, die man durchaus als Avantgarde-Folk bezeichnen kann. Eine interessante Mischung. Gegensätze ziehen sich bekanntlich an. Das merkt man auch bei den unterschiedlichen Stilelementen, die auf dem Debutalbum der Band um Sänger und Songwriter Kevin Cormack zum Einsatz kommen. Akustische Gitarren treffen auf elektronische Elemente. Dazu gesellen sich sparsam eingesetzte Akkordeons und Klarinetten. Hin und wieder bereichert mit wüster Junk-Percussion. Inklusive Metallboxen und Radkappen. Das erinnert nicht selten an Großmeister Tom Waits. Einerseits wegen des leicht zerzausten Stils. Andererseits aufgrund der Tatsache, dass man sich auch für "The Function Room" Zeit nehmen muss um inmitten des Gerümpels die zweifelsohne vorhandene Pop-Brillanz genießen zu können. Leichtverdauliches klingt anders. Daran ändert auch das abschließende Beatles-Cover "Girl" nichts. [halfcousin.com]
[Live: Porgy & Bess, Wien - 28.01.2005]
Patrick Wolf
Wind In The Wires
21.02.2005
Patrick Wolf ist ein moderner Troubadour. Vielleicht sogar ein Genie. Auf jeden Fall geht der 21-jährige Ire seinen eigenen Weg. Das bewies er bereits 2003 mit seinem Debut "Lycanthropy". Nicht gerade einfach, dieses Album irgendwo einzuordnen. Die Rubrik Mainstream konnte man jedenfalls ausschließen. Das hat sich auch bei seinem zweiten Longplayer nicht geändert. "Wind In The Wires" ist eines jener Alben, das zugleich erfrischend neu als auch furchtbar altmodisch klingt. Letzteres mag an der Auswahl der Musikinstrumente liegen: Geigen, Akkordeon, Klavier, Harmonium und natürlich Wolfs heißgeliebte Ukulele. Für den zeitgenössischen Touch sorgen Synthieklänge und Computerbeats. Dazu jene leidenschaftliche Stimme, die an den Pathos eines Jarvis Cocker oder Morrissey erinnert. Das Ergebnis bietet unverwechselbare Musik, gleichermaßen gewöhnungsbedürftig und faszinierend. In solchen Fällen spricht man gerne von einem Meisterwerk. Was bei "Wind In The Wires" gar nicht mal überzogen ist. [patrickwolf.com]
[Live: Szene, Wien - 13.05.2005]
Savoy Grand
People And What They Want
28.02.2005
März 2001: "Dirty Pillows", das Debutalbum von Savoy Grand, läuft während meines einwöchigen Strohwitwer-Daseins auf Hochtouren. Kein Wunder, ist es doch die perfekte Untermalung zum Sich-Selbst-Bemitleiden. Vier Jahre später durchlebe ich diese Situation auf's Neue. Wieder werde ich dabei von den traurigen Klanglandschaften der Band aus Nottingham begleitet. Ihre Einflüsse sind dieselben wie damals: Talk Talk und Mark Hollis. Seit dessen formidablem Soloalbum hat es niemand mehr geschafft auf ähnlich reduzierte Art Schönheit zu verbreiten. Mit Ausnahme von Savoy Grand. "People And What They Want" ist ein weiterer Beweis dafür. Hier werden Akkorde unzählige Male wiederholt. Ohne herkömmliche Strukturen und Rhythmen. Für die einen mag soetwas extremst langweilig sein. Für die anderen ist solch ein karger Klangkosmos jedoch die Offenbarung schlechthin. Ich bin jedenfalls schon gespannt wie sich diese einmalige Soundexkursion im Live-Kontext präsentiert. [savoygrand.com]
[Live: Chelsea, Wien - 29.03.2005]
Little Barrie
We Are Little Barrie
28.02.2005
Jedes Jahr braucht seine Retro-Platte. 2004 war es "Free The Bees". Dieses Jahr könnte es durchaus das Debutalbum von Little Barrie werden. "We Are Little Barrie" wurde im Londoner Studio von Edwyn Collins eingespielt, der dabei auch selbst Hand anlegte und als Co-Produzent aushalf. Das Trio von der Insel setzte bei den Aufnahmen auf Altbewährtes. Die klassische Bandbesetzung, bestehend aus Gitarre, Bass und Schlagzeug, stand bei der Studioarbeit stets im Vordergrund. Auf Effekthascherei wurde dabei gänzlich verzichtet. Schon die Eröffnungsnummer und erste Singleauskoppelung "Free Salute" gibt perfekt die Richtung vor: Old-School-Rock N’ Roll mit jeder Menge Blues und Funk. Groovy Stuff, der roh und echt rüberkommt. Wer von diesen Rhythmen nicht mitgerissen wird, ist selbst schuld. "We Are Little Barrie" beweist jedenfalls eindrucksvoll, dass der Blues vergangener Tage noch lange nicht ausgestorben ist. Diese Musik wird nicht nur von alten Männern in verrauchten Bars gespielt. Im Gegenteil: Der Nachwuchs ist allgegenwärtig. [littlebarrie.com]
Abschließend noch ein weiteres Kapitel aus "(Ex-)Helden, die in die Kacke greifen"...
Doves
Some Cities
21.02.2005
Der erste Eindruck: Irgendwie haut mich das neue Doves-Album nicht gerade vom Hocker. Vielleicht braucht das gute Stück aber auch nur seine Zeit. Der zweite Versuch: Der ein oder andere Song ist ja recht nett, als Ganzes mag "Some Cities" allerdings nicht so recht zünden. Muss wohl an meiner gegenwärtigen Gemütslage liegen. Der dritte Anlauf: An meinen Bemühungen kann es nicht gelegen haben. Der Wille war da. Es muss also doch das vorhandene Material sein, weshalb "Some Cities" im Vergleich zu seinen Vorgängern einfach nur abstinkt. Immerhin konnte man mich vor diesem Album durchaus noch als Fan des Dreiers aus Manchester bezeichnen. Woran es diesmal mangelt? Ist mir das monotone Einhämmern auf die Drums stellenweise doch zu penetrant? Kommen dabei gar die wunderbar ausladenden und epischen Momente zu kurz? Oder lassen einfach nur die Kompositionen zu wünschen übrig? Vielleicht finde ich noch eine Ausrede für das vorhandene Dilemma. Mag sein, dass ich mir "Some Cities" nicht mit Kopfhörern auf der Straße gehend zu Gemüte hätte führen dürfen. Obwohl mir diesbezüglich negative Erfahrungen eigentlich fremd sind. Aber möglich wäre es, oder? [doves.net]
wasix - 6. Mär, 18:14 - [2005 Platten]
srocca - 28. Mär, 15:06:
Little Barrie...
sind noch mehr Retro als The Bees, aber mindestens so groovy wie deren Chicken Payback.
wasix - 28. Mär, 20:03:
groovy stuff...
...ist immer gut. egal ob retro oder nicht. und "chicken payback" ist schlichtweg genial. da kann ich dir nur zustimmen.