Savoy Grand zelebrieren schwermütigen Zeitlupen-Rock. Nicht nur auf Platte, auch bei ihren Live-Konzerten. Ihr Wien-Gastspiel hatte trotzdem so manch ohrenbetäubende Überraschung parat.
Eines gleich vorweg: Ich habe selten zuvor bei einem Konzert so viele Leute mit geschlossenen Augen gesehen. Wobei mich das bei einer Band wie Savoy Grand eigentlich nicht verwundern sollte. Ihr filigraner Slow-Motion-Sound ist für innige Momente des Sich-Fallen- und -Treiben-Lassens eigentlich prädestiniert. Klingt zwar abgedroschen, beschreibt allerdings die musikalische Lethargie der düster-brillanten Briten immer noch am treffendsten: Quiet Is The New Loud.
People And What They Want.
Savoy Grand sind eine jener Bands, bei denen es richtiggehend Spaß macht, sie beim Musizieren beobachten zu dürfen. Die einzelnen Akteure scheinen sich auf der Bühne fast schon zu belauern. Ähnlich wie bei Jazz-Musikern. Ihr Songmaterial macht das auch notwendig. Konzentration muss da ganz groß geschrieben werden, will man so manchen Einsatz nicht leichtfertig vermurksen. Passiert ist soetwas an diesem Abend im Chelsea trotzdem. Wenn es auch die Ausnahme war. Gestört haben die dezenten Fehltritte allerdings niemanden. Wohl auch deshalb, weil solche Kleinigkeiten inmitten der ausufernden Sound-Exkursionen unmöglich ins Gewicht fallen konnten.
Kings Of Thunder.
Im Mittelpunkt der Performance von Savoy Grand steht Sänger und Gitarrist Graham Langley. Er ist der Chef und gibt das Schema vor. Das ist nicht zu übersehen. Was auch immer er musikalisch anschneidet, seine vier Mitstreiter auf der Bühne haben ihm zu folgen. In herkömmlicher Unterstützung mit Drums, Bass, Gitarre und Keyboards, wenn die düstere Präzision der Klanglandschaften es erlaubt auch mit ausgedehntem Instrumentarium in Form von Trompete und Xylophon. Was im Live-Kontext für einige Überraschungsmomente sorgt und die Band im Vergleich zu ihren Platten abwechslungsreicher, vor allem aber lebendiger erscheinen lässt.
Nichtsdestotrotz ist es die Schwermut, welche die Songs von Savoy Grand so ergreifend macht. Auf die ruhigen Klänge, mit denen die Band ihr Wien-Konzert eröffnete, hätten sich einige allerdings nicht allzu sehr verlassen sollen. Denn Savoy Grand werden bei ihrem Heimatlabel Glitterhouse nicht umsonst "Kings Of Thunder" genannt. Wenn auch mit einem Augenzwinkern. Bei ihren Live-Gigs ist da allerdings schon ein Funken Wahrheit zu erkennen. Es sollte zwar bis zum vierten Song dauern, dafür fiel die Überraschung dann umso intensiver aus. Das plötzlich hereinbrechende Soundgewitter sorgte für so manch verdutztes Gesicht im Publikum. All jene, die ihre Ohrenstöpsel zu diesem Zeitpunkt bereits entsorgt hatten, bereuten das an diesem Abend nicht zum letzten Mal.
Den absoluten Höhepunkt der zwischenzeitlichen Urknalle setzte es nach gut 100 Minuten am Ende des letzten Songs. Ich konnte mir das Schmunzeln nicht verkneifen, als sich plötzlich all die Leute, die gerade noch mit geschlossenen Augen zu beobachten waren, verzweifelt die Ohren zuhielten, um vom aufbrausenden Lärmpegel der Schlussnummer nicht Spätfolgen davonzutragen. Das sind sie, die Momente, die ein gelungenes Konzert ausmachen.
Savoy Grand
29.03.2005 - Wien, Chelsea.
[savoygrand.com]
[Review: People And What They Want]
Eines gleich vorweg: Ich habe selten zuvor bei einem Konzert so viele Leute mit geschlossenen Augen gesehen. Wobei mich das bei einer Band wie Savoy Grand eigentlich nicht verwundern sollte. Ihr filigraner Slow-Motion-Sound ist für innige Momente des Sich-Fallen- und -Treiben-Lassens eigentlich prädestiniert. Klingt zwar abgedroschen, beschreibt allerdings die musikalische Lethargie der düster-brillanten Briten immer noch am treffendsten: Quiet Is The New Loud.
People And What They Want.
Savoy Grand sind eine jener Bands, bei denen es richtiggehend Spaß macht, sie beim Musizieren beobachten zu dürfen. Die einzelnen Akteure scheinen sich auf der Bühne fast schon zu belauern. Ähnlich wie bei Jazz-Musikern. Ihr Songmaterial macht das auch notwendig. Konzentration muss da ganz groß geschrieben werden, will man so manchen Einsatz nicht leichtfertig vermurksen. Passiert ist soetwas an diesem Abend im Chelsea trotzdem. Wenn es auch die Ausnahme war. Gestört haben die dezenten Fehltritte allerdings niemanden. Wohl auch deshalb, weil solche Kleinigkeiten inmitten der ausufernden Sound-Exkursionen unmöglich ins Gewicht fallen konnten.
Kings Of Thunder.
Im Mittelpunkt der Performance von Savoy Grand steht Sänger und Gitarrist Graham Langley. Er ist der Chef und gibt das Schema vor. Das ist nicht zu übersehen. Was auch immer er musikalisch anschneidet, seine vier Mitstreiter auf der Bühne haben ihm zu folgen. In herkömmlicher Unterstützung mit Drums, Bass, Gitarre und Keyboards, wenn die düstere Präzision der Klanglandschaften es erlaubt auch mit ausgedehntem Instrumentarium in Form von Trompete und Xylophon. Was im Live-Kontext für einige Überraschungsmomente sorgt und die Band im Vergleich zu ihren Platten abwechslungsreicher, vor allem aber lebendiger erscheinen lässt.
Nichtsdestotrotz ist es die Schwermut, welche die Songs von Savoy Grand so ergreifend macht. Auf die ruhigen Klänge, mit denen die Band ihr Wien-Konzert eröffnete, hätten sich einige allerdings nicht allzu sehr verlassen sollen. Denn Savoy Grand werden bei ihrem Heimatlabel Glitterhouse nicht umsonst "Kings Of Thunder" genannt. Wenn auch mit einem Augenzwinkern. Bei ihren Live-Gigs ist da allerdings schon ein Funken Wahrheit zu erkennen. Es sollte zwar bis zum vierten Song dauern, dafür fiel die Überraschung dann umso intensiver aus. Das plötzlich hereinbrechende Soundgewitter sorgte für so manch verdutztes Gesicht im Publikum. All jene, die ihre Ohrenstöpsel zu diesem Zeitpunkt bereits entsorgt hatten, bereuten das an diesem Abend nicht zum letzten Mal.
Den absoluten Höhepunkt der zwischenzeitlichen Urknalle setzte es nach gut 100 Minuten am Ende des letzten Songs. Ich konnte mir das Schmunzeln nicht verkneifen, als sich plötzlich all die Leute, die gerade noch mit geschlossenen Augen zu beobachten waren, verzweifelt die Ohren zuhielten, um vom aufbrausenden Lärmpegel der Schlussnummer nicht Spätfolgen davonzutragen. Das sind sie, die Momente, die ein gelungenes Konzert ausmachen.
Savoy Grand
29.03.2005 - Wien, Chelsea.
[savoygrand.com]
[Review: People And What They Want]
wasix - 31. Mär, 21:33 - [2005 Konzerte]
srocca - 10. Apr, 10:33:
Das Chelsea
ist eigentlich keine besonders tolle Konzerthalle. Umso erstaunlicher, dass gerade dort immer wieder wirklich Großartiges stattfindet. Savoy Grand war eines dieser Konzerte. Andere Beispiele dafür waren etwa Bobby Conn oder I am Kloot.
wiesengrund - 10. Apr, 10:58:
und
was ist mit xiu xiu, paper chase, sioen, anajo udgl?ich bin auch kein hardcore-freund des chelsea, aber das booking bietet schon so manches, finde ich.
wasix - 10. Apr, 11:08:
...
das xiu xiu-konzert im letzten jahr hab' ich leider versäumt. der ärger darüber hängt mir ja heute noch nach. jetzt überlege ich ernsthaft am 22.april einen ausflug richtung krems zu machen. na schau ma mal...
wiesengrund - 10. Apr, 11:23:
ich empfehle
eigentlich das gesmte doanusfestival, weil ein derartiges lineup in Ö echt nicht selbstverständlich ist. außerdem am selben abend mit xiu xiu: thirwell und prefuse 73. na, wenn das kein grund ist... ;)
wasix - 10. Apr, 11:32:
zeit. ich brauche mehr zeit.
kann ich dir nur recht geben. wenn es sich irgendwie ausgeht bin ich dort. zumindestens bei xiu xiu. foetus und prefuse 73 miteingeschlossen. logo...