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Die Erwartungen waren immens hoch. Sie wurden übertroffen. Weil dieser außerordentlich liebenswerte Film über meisterliche Animationskunst hinausgeht. Magnifique, dieses "Ratatouille".

Remy in "Ratatouille"

Eine Ratte, die Talent zum Kochen hat. Zugegeben: Das Streben nach dem Vermenschlichen von Tieren ist in Animationsfilmen ein alter Hut. Einer, der bereits zu unzähligen Klassikern führte, in den letzten Jahren aber auch immer wieder über das Maß des Erträglichen hinaus genutzt wurde. Vor allem die Herrschaften von Dreamworks haben da einige Leichen im Keller angesammelt. Bei der Konkurrenz von Pixar hielt sich die Ausschussware bislang in Grenzen. Beachtlich wenige Fehltritte musste man dem inzwischen bereits siebenfach Oscar-prämierten Pixar Animation Studios verzeihen. Nun ja, das letztjährige "Cars" fiel etwas schwächer aus. Da standen aber auch diverse Kraftfahrzeuge im Mittelpunkt. Und keine Tiere. Weitaus passendere Beispiele sind da "A Bug's Life" (1998) und "Finding Nemo" (2003). Beiderseits nicht unbedingt die unumstößlichen Pixar-Meisterwerke - da würde ich "Toy Story" (1995), "Monster Inc." (2001) und "The Incredibles" (2004) [>] auf ein höheres Podest stellen -, den Kinobesuch waren sie damals jedoch allemal wert.

Ich weiß, so knapp nach dem Gesehenen sollte man sich nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen. Nichtsdestotrotz: Was Pixar mit "Ratatouille" gelungen ist, stellt all jene aufgelisteten Filme in den Schatten. Gar nicht mal hinsichtlich der umwerfend detailgerechten Animationen, die waren bereits bei den meisten Vorgängerstreifen grandios. Was "Ratatouille" so herausragend macht, ist die Geschichte, vor allem wie diese erzählt wird. Regisseur Brad Bird platziert nicht einfach nur einen Lacher neben dem anderen oder lässt den Inhalt gar zur Nebensache für eine Gag-Show verkommen. Im Gegenteil. Der Humor erweist sich als wohldosiert. Doch keine Sorge: "Ratatouille" ist witzig, sehr sogar. Weniger zum hemmungslosen Ablachen, eher zum Schmunzeln. Hinzu kommt, dass dieser ungemein fanastievolle, von überraschenden Wendungen gekennzeichnete und unendlich charmante Film vermag einem während seiner knapp zwei Stunden ein Dauerlächeln ins Gesicht zu zaubern, man ein einziges Hochgefühl zu durchleben scheint. Vergleichbares ist mir bei einem Animationsfilm jedenfalls schon sehr lange nicht mehr untergekommen.

"In many ways, the work of a critic is easy. We risk very little yet enjoy a position over those who offer up their work and their selves to our judgment. We thrive on negative criticism, which is fun to write and to read. But the bitter truth we critics must face is that, in the grand scheme of things, the average piece of junk is more meaningful than our criticism designating it so. But there are times when a critic truly risks something, and that is in the discovery and defense of the new." Worte, die das Leben schrieb. Und so endet "Ratatouille", wie ein Märchen zu enden hat. Nein, das Böse wird nicht in die Flucht geschlagen. Besser: Es wird zum Guten bekehrt. Bei solch einem gefühlvollen, emotionsreichen, dabei aber niemals zu kitschigen, vielmehr herzerweichend schönen Film musste selbst Monsieur Ego auftauen. "Not everyone can become a great artist, but a great artist can come from anywhere."

RatatouilleRatatouille
Regie: Brad Bird.
Animation.
05.10.2007


[ratatouille.com] [imdb.com]