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"Shoot 'Em Up": Der Titel ist Programm. Ein hoffnungslos abstruser und überdrehter, dabei aber herrlich in Szene gesetzter Action-Reißer. Ohne viel Inhalt und Getratsche. Kurz: Eine Trash-Perle.

Shoot 'Em Up: Paul Giamatti - Clive Owen.

Es beginnt mit einer Szene wie aus einem billigen Comedy-Sketch: Ein Mann, nennen wir ihn Mr. Smith, kaut - einsam an einer Bushaltestelle sitzend - an einer Karotte. Plötzlich läuft eine hochschwangere Frau an ihm vorbei. Momente später kracht ein Auto gegen ein parkendes. Fluchend steigt der Fahrer aus und rennt der angehenden Mutter hinterher. Als Mr. Smith beobachtet wie der Mann eine Pistole zieht, bleibt ihm nichts anderes übrig als die Verfolgung aufzunehmen. Bereits Minuten später hat er es mit einer ganzen Meute schießwütiger Möchtegernkiller zu tun. Die - natürlich - allesamt von Mr. Smith ausgeschaltet werden. Nahezu problemlos. Sogar die zwischenzeitliche Entbindung am Boden einer Lagerhalle geht unter seiner Obhut von statten. Einziger Wermutstropfen: Im Kugelhagel wird die junge Mutter von einem Kopfschuss getötet. Abgefeuert vom ebenso nicht klein zu kriegenden Obergangster, nennen wir ihn Mr. Hertz. Was bleibt, sind Mr. Smith und das Baby. Auf der Flucht.

Im Wesentlichen war es das. Mehr als diese etwa fünf Minuten Handlung hat "Shoot 'Em Up" nicht zu bieten. Stattdessen bekommt man in den folgenden knapp eineinhalb Stunden genau das geboten, was im Vorfeld bereits der Trailer angekündigt hat. Wahnwitzige Verfolgungsjagden mit hemmungslosem Herumgeballere. Einzig unterbrochen durch vollkommen an den Haaren herbeigezogenen Storywendungen und dem einen oder anderen dem überzogenem Prozedere entsprechenden Oneliner. Darüber hinausgehende Dialoge oder gar irgendwelche Ansätze von Tiefe sucht man vergeblich. Für die Einen einfach nur Schwachsinn, flach und eindimensional, womöglich sogar der dümmste Film 2007. Für Fans maßlos übertriebener Action kommt "Shoot 'Em Up" jedoch einem einzigen Freudenfest gleich. Eine furiose und wunderbar unrealistische Achterbahnfahrt. Ohne Verschnaufpausen. Quasi Nonstop-Action. Dermaßen einfallsreich und schwarzhumorig in Szene gesetzt, dass man etwaige Fehlgriffe nur allzu gern verzeiht. Bestes Popcorn-Kino. Zumindestens für all jene, die Gewalt und Waffen nicht abgeneigt sind. Und vor allem den unnötigen Ernst vermissen lassen.

Regisseur und Autor Michael Davis gelingt nach fünf - mehr oder weniger - belanglosen Filmen mit "Shoot 'Em Up" einer der rasantesten Action-Kracher des Jahres. Dafür sorgen die unzähligen, darin verbratenen Referenzen an Genreverwandte, sei es nun John Woos "Hard Boiled" (1992) oder Robert Rodriguez "Desperado" (1995). Dafür sorgt auch der perfekt passende Soundtrack, von Nirvanas "Breed" bis hin zu Motörheads "Ace Of Spades". Dafür sorgt vor allem aber der hervorragende Cast. Inform des Guten, des Bösen und der Hure. Clive Owen spielt Mr. Smith, einen karottenfressenden Brummbär, der Selbstironie und Coolness für sich gepachtet zu haben scheint. Paul Giamatti mimt Mr. Hertz, einen vollkommen durchgeknallten Killer, der sich inmitten von Brutalität und Sarkasmus mit seiner immer wieder anrufenden Ehefrau herumärgern muss. Und Monica Bellucci als Prostituierte Donna Quintano? Sie gibt uns einfach nur die Bellucci. Und das ist ohnehin verdammt viel, wie ich meine. "Tu ma lieber die Möhrchen..."

Shoot 'Em UpShoot 'Em Up
Regie: Michael Davis.
Mit Clive Owen, Paul Giamatti, Monica Bellucci.
21.09.2007


[shootemupmovie.com] [imdb.com]