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Selbstjustiz: Der Einzelgänger. "Death Sentence", das "Death Wish" des 21. Jahrhunderts. Zwischen innovationsfreiem Rache-Thriller und atmosphärisch dichtem Action-Drama. Trash bester Güteklasse.

Kevin Bacon in "Death Sentence"

Ein Mann sieht rot. Dabei beginnt alles noch mit dem heilen Familienleben. John Hume (Kevin Bacon) ist glücklich verheirateter Vater von zwei pubertierenden Söhnen. Die perfekte amerikanische Durchschnittsfamilie. Jedenfalls bis zu jenem Abend, als Hume mit seinem Älteren beim Heimweg von der Sporthalle einen Tankstopp einlegen muss. Es folgen Momente, die den biederen Familienvater nachhaltig verändern. Sein Sohn wird dabei nämlich Mordopfer eines als Überfall getarnten Aufnahmerituals einer Vorstadtgang. Wobei es Hume bei einem Handgemenge gelingt dem jugendlichen Killer die Maske vom Gesicht zu reißen. Der Schuldige scheint überführt. Als sich im Vorfeld der Gerichtsverhandlung jedoch herausstellt, dass diesem nur wenige Jahre Haftstrafe bevorstehen, verlässt Hume der Glaube an das Justizsystem. Er zieht seine Aussage zurück, wodurch der Mörder seines Sohnes zwar freikommt, gleichzeitig aber auch Freiwild für seinen Rachefeldzug wird. Nichtsahnend, dass er damit einen gnadenlosen Krieg entfacht. "I'm comin' for the rest of your family. You just bought them a death sentence."

Eine Geschichte, die unweigerlich an "Death Wish" mit Charles Bronson in der Hauptrolle erinnert. "Death Sentence" hat in dieser Hinsicht allerdings noch mehr zu bieten, geht sogar als Quasi-Fortsetzung des 1974er-Skandalfilms durch. Immerhin war dessen gleichnamige Romanvorlage der Nachfolger zu "Death Wish". Beides geschrieben von Brian Garfield, der von der filmischen Umsetzung in den Siebzigern nur wenig begeistert war. Wie auch immer seine Meinung zu "Death Sentence" sein mag, die seitens der Filmkritiker aufgeworfene Problematik bleibt dieselbe. In Frage gestellt wird der explizit dargestellte Racheakt in seiner ursprünglichsten Form: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Ebenso wie das eindeutige, bereits in "Death Wish" alles andere als ungeschickt inszenierte Appelieren an die niederen Instinkte des Betrachters. Dazu gehört die passende Tagline: "Protect What's Yours". Dazu gehört auch, dass einem nur allzu deutlich die alles entscheidende Frage unter die Nase gerieben wird: Wie würdest du reagieren, wenn jemand soetwas deiner Familie antut?

"Rated R for strong bloody brutal violence and pervasive language." Hier musste die Zensur einfach zuschlagen. Zu vordergründig ist die dargestellte Gewalt, als dass Regisseur James Wan - Mitbegründer und Produzent der "Saw"-Reihe - damit durchkommen hätte können. Der einschlägigen Klientel kann es nur Recht sein, scheint "Death Sentence" ohnehin wie gemacht für sie. Dieser in der zweiten Hälfte zum eiskalten Rachethriller mutierende Streifen ist definitiv nichts für verirrte Kinotouristen oder gar Zartbesaitete, gehört auch nicht in den Megaplex-Saal, vielmehr ins Schmuddelkino. Noch besser: In die eigenen vier Wände. Wodurch "Death Sentence" schon demnächst der bislang verwehrte große Erfolg bevorsteht. Nämlich dann, wenn der hasszerfressene Rachefeldzug eines überragenden Kevin Bacon im Verleih auftaucht, die Horde gewaltdurstiger DVD-Junkies befriedigen kann. Jene etwas anderen Cineasten, stets angetan von guter, alter biblischer Strafauslegung. "Look at you. You look like one of us. Look what I made you become."

Death SentenceDeath Sentence
Regie: James Wan.
Mit Kevin Bacon, Garrett Hedlund, John Goodman.
14.09.2007


[deathsentencemovie.com] [imdb.com]
wasix - 29. Sep, 22:22:
the ghost of charles dennis buchinsky, part three
... wird es - vorerst - nicht geben. trotz vorausplanung, hätte es doch so gut gepasst, die trilogie gebührend abgeschlossen. selbstjustiz: die einzelgängerin. jodie foster als weiblicher charles bronson. nein, "the brave one" hat mich nicht wirklich überzeugt, phasenweise eher gelangweilt. auch wenn sich der superdünne racheengel wohl in mein gehirn eingebrannt hat. allerdings aus den falschen gründen. nichstdestotrotz: eine fortsetzung wird sich finden. irgendwann. und wenn nicht? auch wurscht...