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Selbstjustiz: Die Gruppe. Nick Loves "Outlaw" erzählt davon. Und erinnert dabei unweigerlich an "Death Wish". Kann man "Football Factory with guns" deshalb gleich als sinnfreies Gemetzel abtun?

Outlaw: Sean Harris - Danny Dyer - Sean Bean - Rupert Friend - Lennie James.

Fünf Männer sehen rot. Ein Anklagevertreter (Lennie James), dessen hochschwangere Frau von Komplizen eines vor Gericht stehenden Drogenbosses getötet wird. Ein junger Mann (Rupert Friend), infolge eines Überfalls im Gesicht entstellt. Ein von Kollegen terrorisierter Büroangestellter (Danny Dyer). Ein Sicherheitsbeamter (Sean Harris), tagtäglich Zeuge zweifelhafter Machenschaften. Ein vom Irak-Einsatz heimgekehrter, von seiner Frau verlassener und vom Umfeld schikanierter Soldat (Sean Bean). Dazu ein gegenwärtiges London, dessen Straßen von Gewaltverbrechen gezeichnet sind. Und so entscheidet diese Handvoll Männer, die sich alle vom Gesetz im Stich gelassen fühlen, dass es Zeit wird, zurückzuschlagen, das Recht in die eigenen Hände zu nehmen. Zur Seite steht ihnen dabei ein desillusionierter Cop (Bob Hoskins), der über die Jahre hinweg nur mitansehen konnte, nun aber die Möglichkeit ergreift - unter Zuhilfenahme städtischen Überwachungsmaterials - die Schuldigen mit Gewalt zu bestrafen. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Es folgt, was folgen muss: Der blutige Rachefeldzug. Kurz: Selbstjustiz.

"There will be no excuses. The guilty will be punished. No one is above Outlaw." Klingt nach einem klassischen Klopperfilm, ist es aber nicht. Was bei einer Regiearbeit von Nick Love auch keiner erwartete. Der britische Filmemacher ist seit Streifen wie "The Football Factory" (2004) und "The Business" (2005) zwar für ein durchaus überhöhtes Maß an Gewaltdarstellung bekannt, setzte dabei aber nie ausschließlich auf Gewalt um der Gewalt willen. Das ist auch bei "Outlaw" so. Nick Love ist darauf bedacht, die Menschen hinter den Rachengeln zu zeigen, auf die Ursprünge ihres zweifelshaften Handelns einzugehen. Um dadurch den Weg zum angehenden Blutrausch in ein rechteres Licht rücken zu können. Egal ob nun seitens der Protagonisten enthusiastisch abgehandelt oder doch auch Bedenken anmeldend. "Outlaw" unterstreicht die unterschiedlichen Auffassungen von Selbstjustiz. Welche die Gruppendynamik hemmen, sogar zu folgeschweren Auseinandersetzungen führen. Und so muss die Gruppe ihre Opfer bringen. Solange bis auch der Letzte seine Hemmschwelle überwunden hat.

"Death Wish" (deutscher Titel: "Ein Mann sieht rot") aus dem Jahr 1974 - mit Charles Bronson in der Hauptrolle - gilt als Paradebeispiel des Selbstjustiz-Thrillers. Ein Streifen, der seinerzeit heftige Diskussionen auslöste. Und infolgedessen auch ein riesiger Erfolg wurde. "Ein zynischer Film, der suggestiv und kalkuliert alle Mittel einsetzt, um Selbstjustiz zu rechtfertigen." Ein Vorwurf, den man auch auf "Outlaw" übertragen kann. Ebenso wie auf jeden anderen gut gemachten Film zu diesem heiklen Thema. Wobei "Outlaw" zweifelsohne zu den besseren seiner Zunft zählt. Trotzdem werden einige über den Wandel der Protagonisten vom mit schonungsloser Brutalität konfrontierten Opfer hin zum gewaltbereiten Täter nur den Kopf schütteln. Es gibt sicherlich aber auch solche, die das Dargestellte nachvollziehen können. Verständlicherweise, ist doch wohl kaum jemand vor solch einem Wandel wirklich gefeit. Denn nimmst du mir, was ich am meisten liebe, dann werde ich zum Monster. Unter Garantie.

OutlawOutlaw
Regie: Nick Love.
Mit Sean Bean, Danny Dyer, Bob Hoskins.
DVD (OF)


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