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Fantasy Filmfest 2007 in Stuttgart, die Zweite. Scott Frank gelingt mit seinem Regie-Debut "The Lookout" ein äußerst intelligentes Genre-Puzzle. "Memento"-like, wenn auch nicht ganz so clever.

Jeff Daniels in "The Lookout"

Er hat das Drehbuch zu "Get Shorty" geschrieben. Er hat auch das Screenplay für "Out Of Sight" verfasst. Beides nach Vorlagen von Krimi-Schriftsteller Elmore Leonard. Für letzteres wurde er 1999 sogar für den Oscar nominiert. Hinzu kommen u.a. noch das adaptierte Drehbuch der Philip K. Dick-Verfilmung "Minority Report" und zuletzt das Skript von "The Interpreter". Für all das ist Scott Frank verantwortlich. Seines Zeichens "Script Doctor", ein Drehbuchautor, der Romane für Filmdrehs überarbeitet. Wofür Frank in Hollywood als gefragter Mann gilt. Intelligenter Suspense mit überraschenden Wendungen, das ist sein Genre. Hin und wieder wagt sich der 47-jährige Amerikaner auch an selbstgeschriebene Originaldrehbücher heran. Wie jenem von "The Lookout". Ein Film, der für Frank insbesondere deshalb ein besonderer ist, weil er dabei erstmals die Regiearbeit übernahm. Ein Debut, das Hoffnungen schürte. Und diesen in mehrerlei Hinsicht gerecht werden sollte.

"Wie lebt es sich nach dem Tod? "The Lookout" stellt diese Frage nicht als Zombiefilm, nicht als Schocker, sondern in Form eines kühl arrangierten, leidenschaftlich umgesetzten Thrillers, der seine Energie aus wahrhaftigem Schrecken bezieht, auch wenn er eigentlich nur die Geschichte eines denkbar dämlichen Banküberfalls erzählt. Der Mann, der uns da mit leblos-matten Augen entgegen blickt und durch den Film führt, ist Chris (überragend: Joseph Gordon-Levitt). Einst gefeierter Eishockeyspieler an der Highschool, dann von einem schrecklichen Autounfall aus der Bahn katapultiert. Zwei Freunde sind tot, Chris selbst laboriert noch Jahre später an den Folgen einer Kopfverletzung, die ihn so vergesslich, unzuverlässig und fahrig hat werden lassen, dass sogar sein blinder Zimmergenosse (brillant: Jeff Daniels) verlegte Gegenstände müheloser findet als er. Kurz gesagt: Der Junge ist ein Wrack. Aber ein wertvolles, wie ein ehemaliger Schulkamerad befindet, denn er soll für ihn der Schlüssel zum Einbruch in die Bank werden, in der Chris nachts als Putze arbeitet." [fantasyfilmfest.com]

Ein Gedächtnisloser, der von seiner Umwelt schamlos ausgenützt wird. Das hatten wir doch schon mal, muss so um 2000/2001 herum gewesen sein. Richtig: "Memento". Ein Vergleich liegt also nahe. "The Lookout" auf die vermeintliche Kopie eines Genre-Kollegen zu reduzieren, wäre der vielschichtigen Story von Scott Frank jedoch ungerecht. Nein, sein Regieerstling brilliert nicht mit Eigenständigkeit, geht auch nicht als spektakulärster Kinofilm des Jahres durch. Was man bei "The Lookout" bekommt, ist ein fast schon leiser, angenehm unterhaltsamer Thriller, der vor allem mit einem zu punkten weiß: Intelligenz. Nicht bloß Inhalt und Inszenierung, sondern auch Acting betreffend. So beweist Joseph Gordon-Levitt als Gedächtnisloser nach "Brick" ein weiteres Mal, dass ihm der Status als hochgehandelter Jungschauspieler vollkommen zurecht gebührt. Und Jeff Daniels ist ohnehin eine Bank. Als höchst gewitzter Blinder und guter Geist in einer Person noch mehr als sonst. "Am I dead? I must be dead because no one's talking to me!" Brillantes Comic Relief. Raffinierter Film.

The LookoutThe Lookout
Regie: Scott Frank.
Mit Joseph Gordon-Levitt, Jeff Daniels, Matthew Goode.
26.10.2007 / Fantasy Filmfest 2007 (OF)


[thelookout-movie.com] [imdb.com]