Da verstummen all jene Kritiker, die gemeint haben, der große Scorsese würde am Remake der Vorlage made in Hongkong kläglich scheitern. "The Departed" ist ein Meisterwerk. Respekt.
Hollywood-Aufguss eines asiatischen Genre-Klassikers. In diesem Fall der Cop-Thriller "Infernal Affairs" von Wai Keung Lau und Siu Fai Mak. Soetwas kann eigentlich nur nach hinten losgehen. Wäre es wohl auch, hätte sich nicht ein gewisser Martin Scorsese des vorliegenden Stoffes angenommen. Eine Filmemacher-Legende, dessen Ruf genau daher kommt, dass er in seiner ruhmreichen Vergangenheit weit mehr als einen jener raren Thriller mit Tiefgang vollbracht hat. Man erinnere sich an "Taxi Driver" (1976) oder "Goodfellas" (1990). Ich übertreibe ungern, aber mit "The Departed" hat sich der Meister doch tatsächlich noch mal selbst übertroffen. Und damit ist nicht bloß das permanente Gefluche gemeint. Und die Tatsache, dass während des Films beachtliche 237 mal das Wort "Fuck" gefallen sein soll. Nein, denn der derbe Wortgebrauch ist im Vergleich zum alles andere als blutleeren Inhalt des Streifens doch eher als harmlos zu bezeichnen.
Die Geschichte von "The Departed" nachzuerzählen, würde den hier vorhandenen Rahmen sprengen. Nur soviel sei verraten: Es geht es um gute und böse Polizisten. Um einen verdeckten Ermittler und dessen Gegenstück. Ersterer mit dem Ziel das Oberhaupt von Bostons Iren-Mafia auffliegen zu lassen. Zweiterer soll hingegen dafür sorgen, dass derselbe immer einen Schritt voraus ist. Verraten und verraten werden stehen dabei im Mittelpunkt. Daraus resultiert ein packendes Katz-und-Maus-Spiel, wo man sich während der zweieinhalb Stunden Spielzeit keinen Moment ausrasten darf, immer am Ball bleiben muss. Anderenfalls könnte es nämlich durchaus passieren, dass man sich in diesem Labyrinth von Film nicht mehr zurechtfindet. Grund dafür ist der teils zerfahren wirkende, weil nicht immer chronologisch aufgebaute Erzählstil. Was verwirren mag, "The Departed" aber auch zu einem ungemein dichten und intensiven Streifen werden lässt. Komplex, überraschend und vom Anfang bis zum Ende packend. Zwischendurch aber auch mal vollkommen absurd, hin und wieder sogar richtiggehend amüsant. Und erst das Finale. Ein fulminantes Gemetzel, das sich die Bezeichnung "konsequent" mit Nachdruck verdient.
Was "The Departed" aber erst so richtig einzigartig macht, ist die Schauspielerriege, welche hier am werken ist. Allen voran Jack Nicholson, der endlich mal wieder den superfiesen Bösewicht zum Besten gibt. Die Rolle des über Leichen gehenden Gangsterbosses ist wie geschaffen für ihn. Schwärzer der Humor eines Mafia-Oberhauptes nie war. Stichwort: Pornokino. Nicholson als Psycho mit Riesendildo. Herrlich. Dazu Leonardo DiCaprio, der doch tatsächlich immer noch von Film zu Film besser wird. Auch in diesem Fall gibt es keinen, der die tragische Rolle des in Mitleidenschaft gezogenen Undercover-Cops eindrucksvoller darstellen hätte können. Und Matt Damon? Eigentlich genau jener Akteur, bei welchem man versucht ist zu behaupten, er würde den Vergleich mit den namhaften Kollegen nicht standhalten. Tut er aber. Natürlich fehlt ihm das Charisma, das gewisse Etwas. Trotzdem nimmt man ihm den Maulwurf bei der Polizei ab. Damon als böser Bulle? Man mag es kaum glauben, aber es funktioniert. Und so wissen sie dann wirklich alle zu glänzen. Auch die Herren und die Dame in den Nebenrollen. Sei es nun Mark Wahlberg, Martin Sheen, Ray Winstone, Alec Baldwin oder Vera Farmiga. Keinerlei Ausfälle zu finden. Eben ein makelloser Film. Ein richtiges Epos seiner Zunft. Wie gemacht für jede Menge Oscar-Nominierungen. Vielleicht heißt es dann am 25. Februar 2007 endlich mal: "And the oscar goes to... Martin Scorsese". Wenn nicht bei "The Departed", dann nie.
The Departed
Regie: Martin Scorsese.
Mit Leonardo DiCaprio, Matt Damon, Jack Nicholson.
08.12.2006
[thedeparted.warnerbros.com]
Hollywood-Aufguss eines asiatischen Genre-Klassikers. In diesem Fall der Cop-Thriller "Infernal Affairs" von Wai Keung Lau und Siu Fai Mak. Soetwas kann eigentlich nur nach hinten losgehen. Wäre es wohl auch, hätte sich nicht ein gewisser Martin Scorsese des vorliegenden Stoffes angenommen. Eine Filmemacher-Legende, dessen Ruf genau daher kommt, dass er in seiner ruhmreichen Vergangenheit weit mehr als einen jener raren Thriller mit Tiefgang vollbracht hat. Man erinnere sich an "Taxi Driver" (1976) oder "Goodfellas" (1990). Ich übertreibe ungern, aber mit "The Departed" hat sich der Meister doch tatsächlich noch mal selbst übertroffen. Und damit ist nicht bloß das permanente Gefluche gemeint. Und die Tatsache, dass während des Films beachtliche 237 mal das Wort "Fuck" gefallen sein soll. Nein, denn der derbe Wortgebrauch ist im Vergleich zum alles andere als blutleeren Inhalt des Streifens doch eher als harmlos zu bezeichnen.
Die Geschichte von "The Departed" nachzuerzählen, würde den hier vorhandenen Rahmen sprengen. Nur soviel sei verraten: Es geht es um gute und böse Polizisten. Um einen verdeckten Ermittler und dessen Gegenstück. Ersterer mit dem Ziel das Oberhaupt von Bostons Iren-Mafia auffliegen zu lassen. Zweiterer soll hingegen dafür sorgen, dass derselbe immer einen Schritt voraus ist. Verraten und verraten werden stehen dabei im Mittelpunkt. Daraus resultiert ein packendes Katz-und-Maus-Spiel, wo man sich während der zweieinhalb Stunden Spielzeit keinen Moment ausrasten darf, immer am Ball bleiben muss. Anderenfalls könnte es nämlich durchaus passieren, dass man sich in diesem Labyrinth von Film nicht mehr zurechtfindet. Grund dafür ist der teils zerfahren wirkende, weil nicht immer chronologisch aufgebaute Erzählstil. Was verwirren mag, "The Departed" aber auch zu einem ungemein dichten und intensiven Streifen werden lässt. Komplex, überraschend und vom Anfang bis zum Ende packend. Zwischendurch aber auch mal vollkommen absurd, hin und wieder sogar richtiggehend amüsant. Und erst das Finale. Ein fulminantes Gemetzel, das sich die Bezeichnung "konsequent" mit Nachdruck verdient.
Was "The Departed" aber erst so richtig einzigartig macht, ist die Schauspielerriege, welche hier am werken ist. Allen voran Jack Nicholson, der endlich mal wieder den superfiesen Bösewicht zum Besten gibt. Die Rolle des über Leichen gehenden Gangsterbosses ist wie geschaffen für ihn. Schwärzer der Humor eines Mafia-Oberhauptes nie war. Stichwort: Pornokino. Nicholson als Psycho mit Riesendildo. Herrlich. Dazu Leonardo DiCaprio, der doch tatsächlich immer noch von Film zu Film besser wird. Auch in diesem Fall gibt es keinen, der die tragische Rolle des in Mitleidenschaft gezogenen Undercover-Cops eindrucksvoller darstellen hätte können. Und Matt Damon? Eigentlich genau jener Akteur, bei welchem man versucht ist zu behaupten, er würde den Vergleich mit den namhaften Kollegen nicht standhalten. Tut er aber. Natürlich fehlt ihm das Charisma, das gewisse Etwas. Trotzdem nimmt man ihm den Maulwurf bei der Polizei ab. Damon als böser Bulle? Man mag es kaum glauben, aber es funktioniert. Und so wissen sie dann wirklich alle zu glänzen. Auch die Herren und die Dame in den Nebenrollen. Sei es nun Mark Wahlberg, Martin Sheen, Ray Winstone, Alec Baldwin oder Vera Farmiga. Keinerlei Ausfälle zu finden. Eben ein makelloser Film. Ein richtiges Epos seiner Zunft. Wie gemacht für jede Menge Oscar-Nominierungen. Vielleicht heißt es dann am 25. Februar 2007 endlich mal: "And the oscar goes to... Martin Scorsese". Wenn nicht bei "The Departed", dann nie.
The Departed
Regie: Martin Scorsese.
Mit Leonardo DiCaprio, Matt Damon, Jack Nicholson.
08.12.2006
[thedeparted.warnerbros.com]
wasix - 13. Dez, 16:41 - [2006 Filme]
srocca - 18. Dez, 16:42:
Tolle Schauspieler
Jack Nicholson und Leonardo DiCaprio sind ohnehin über jeden Zweifel, was ihre schauspielerische Qualität betrifft, erhaben. Matt Damon dagegen hatte bis jetzt immer einen faden Beigeschmack. Aber in "The Departed" hat er mich auch ziemlich positiv überrascht, ebenso wie Mark Wahlberg. Vielleicht hat Scorsese ja die Gabe das gewisse Etwas aus jedem Schauspieler herauszuholen.
wasix - 18. Dez, 18:41:
*zustimm*
ein wirklich guter regisseur - vorausgesetzt er arbeitet auch tatsächlich mit schauspielern - braucht wohl "diese" gabe...