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Teen-Movie für "Noir"-Freunde. "Brick" ist eine jener innovativen Filmperlen, wie man sie nur selten zu Augen bekommt. Aufgrund eines Handicaps aber dann doch bloß ein nahezu perfekter Streifen.

Sundance 2005: "Special Jury Prize for Originality of Vision". Fantasy Filmfest 2006: "Fresh Blood"-Publikumspreis. Zwei Auszeichnungen, die interessant machen. Erst recht, wenn es sich dabei um so eine Art Neo-Noir-Streifen handelt, der sich einerseits an klassischen Detektiv-Filmen der 30er- und 40er-Jahre orientiert, andererseits aber im amerikanischen High-School-Milieu der Gegenwart handelt. Passend dazu der abgedrehte Inhalt mit allen Protagonisten, die man den "Film Noir"-Regeln nach benötigt. Im Zentrum der Geschichte der Teenie-Bogart (Joseph Gordon-Levitt), ein bebrillter - dabei aber extremst cooler - Einzelgänger, den nichts aus der Ruhe bringt. Seine körperlichen Defizite halten ihn keinesfalls von Schlägereien ab. Wo er durch muss, muss er durch. Ist es doch sein erklärtes Ziel, den Mord an seiner Ex-Freundin (Emilie de Ravin) aufzuklären. Auf eigene Faust forscht er im Umfeld der Schule und triftet dabei in deren Untergrund ab. Dort wird er mit all jenen zwielichtigen Personen konfrontiert, die man sich bei solch einer Story erwartet, die einfach dazugehören: Der ganz in Schwarz gekleidete Bösewicht (Lukas Haas), in diesem Fall ein verkrüppelter Drogendealer, der seinem Alter entsprechend noch bei Mama wohnt. Der brutale Schläger (Noah Fleiss), einer der Sorte Schulhofrabauke, der lieber zweimal als gar nicht hinprügelt. Der weibliche Aufputz in Form des High-School-Chick (Nora Zehetner) und der Femme Fatale (Meagan Good). Nicht zu vergessen "The Brain" (Matt O'Leary), Nerd, Superhirn und einziger Kumpel der Hauptfigur. Allesamt schräge Charaktere. In einem wahrlich schrägen Film.

Brick"Brick" ist ein Experiment. Eines, das furchtbar in die Hose hätte gehen können, tut es aber nicht. Vielmehr gelingt Regiedebütant und Drehbuchautor Rian Johnson ein kleines Meisterwerk. Mit Mini-Budget umgesetzt und auf dem eigenen Home-Computer geschnitten, erschafft er eine Symbiose aus Alt und Neu, die es so noch nicht gegeben hat: "Film Noir meets 90's High School Flick". Da werden die altbekannten Stereotypen der Filmgeschichte einfach ausgeliehen und in die Neuzeit versetzt. Noch dazu in jene des vermeintlichen Teen-Movies. Das Skurrile: Man wähnt sich auch in solch einem, nur sprechen und handeln die durchwegs von No-Names dargestellten Charaktere so, als würden sie - wenn auch phasenweise etwas modifiziert - in der Vergangenheit feststecken. Was in diesem Fall hervorragend funktioniert. Da passt das fröhliche Rätselraten, wer denn nun und wer denn nun nicht. Da passt sogar der nostalgische Score. Kurz: Ein Film, der auf ganzer Linie Spaß macht...

Wäre da nicht dieses eine - nicht gerade unbedeutende - Manko. Die Dialoge von "Brick" sind zweifelsohne intelligent, gewitzt und wunderbar zynisch, nur hilft einem all das nichts, wenn man dem typisch nuschelnden Ami-Englisch nicht mächtig ist. Hätte es auf der ausgeliehenen DVD wenigstens Untertitel gegeben, ich hätte mir mit dem ein oder anderen Plottwist der ohnehin schon konfusen Story um einiges leichter getan, die finale Auflösung vielleicht sogar beim ersten Sehen verstanden. Aber was tun, wenn "Brick" in Deutschland bereits Ende September angelaufen ist, hierzulande aber weiterhin kein Kino-Starttermin vorgesehen ist? Da blieb mir nur noch der Gang in die Videothek meines Vertrauens. Und dort gibt es eben nur Filme in Originalfassung und oftmals ohne englische Untertitel. Was zumeist nicht abgeht. In diesem Fall allerdings schon. Wer also mal einen spannenden, humorvollen und durchaus anspruchsvollen Krimi abseits des Mainstream sehen will, der sollte bei "Brick" verdammt gut aufpassen. Es sei denn, man ist Native Speaker. Oder wartet auf die deutschsprachige DVD. Alles andere könnte dazu führen, dass einem ein nahezu perfekter Film entgeht.

BrickBrick
Regie: Rian Johnson.
Mit Joseph Gordon-Levitt, Lukas Haas, Nora Zehetner.
DVD (OF)


[brickmovie.net]