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Das mehrfach preisgekrönte "C.R.A.Z.Y." erzählt über das Anderssein im Kleinbürgertum der Siebziger. Ein überzeugender Coming-Of-Age-Film, der gleichermaßen berührt und unterhält.

C.R.A.Z.Y.

C wie Christian. R wie Raymond. A wie Antoine. Z wie Zachary. Y wie Yvan. Fünf Söhne: Der Bücherwurm, der Drogensüchtige, die Sportskanone, der Unmännliche, das Nesthäkchen. Fünf Namen, deren Anfangsbuchstaben aneinandergereiht nicht zufällig den Titel "Crazy" ergeben. Handelt es sich dabei doch auch um einen Hit von Patsy Cline, der Lieblingssängerin von Vater Gervais. Seines Zeichens betont maskulines Familienoberhaupt mit Hang zur Selbstdarstellung, wo bei jeder Gelegenheit alte Schlager von Charles Aznavour zum Besten gegeben werden. Rechnet man noch die zutiefst religiöse Mutter Laurianne dazu, dann hat man die Beaulieus, eine kanadische Arbeiterfamilie der Sechziger- und Siebziger-Jahre. Im Mittelpunkt: Zac, Sohn Nummer 4 und Mamas Liebling. Schon allein deshalb, weil sein Leben dem einer "modern-day Christ-like figure" gleicht: Geboren am 25. Dezember, das weiße Mal im Haar, die angebliche Begabung Krankheiten heilen zu können. Auch Herr Papa ist von seinem Sohnemann begeistert. Was sich jedoch ändern soll, als Zac in Teenagerjahren ersten Erfahrungen mit Drogen und Sex macht. Wobei sich bei Letzterem auch Neigungen zum eigenen Geschlecht offenbaren. Was dazu führt, dass sich der engstirnige Vater immer mehr von seinem Sohn distanziert. Auch wenn Zac anfangs noch alles leugnet, so bestimmt sein vermeintliches Anderssein von nun an nicht nur sein Leben.

Klingt alles ziemlich dramatisch. Doch keine Sorge: "C.R.A.Z.Y." - dessen ungewöhnlicher Titel sich übrigens erst im Abspann erklärt - ist alles andere als ein bieder-ernster Coming-Of-Age-Film. Regisseur Jean-Marc Vallee, der zehn Jahre an der Geschichte geschrieben hat, setzt nebst Tiefgang trotz ernster Problematik auch auf eine gehörige Portion Humor. Sei es nun durch gewitzte Dialoge oder zum Schmunzeln anregende Situationskomik. Anderenfalls wären 127 Minuten über das Erwachsenwerden mit Konflikten zwischen Eltern und Kindern auch nur schwer zu ertragen gewesen. Natürlich muss ein Film dieses Genres zum Nachdenken anregen. Und im Idealfall sollte man sich in solch einer Geschichte auch hin und wieder selbst wieder finden können. Wenn möglich aber nicht nur dem Heulen nahe, sondern durchaus auch mit einem Lächeln im Gesicht. War es doch auch das Ziel von Vallee einen Film zu machen "that makes you dream, laugh, cry, sometimes all at once". Vorhaben gelungen.

Eine wichtige Komponente in "C.R.A.Z.Y." ist die Musik. Wobei hier ebenso die Generationen aufeinander prallen. Einerseits der Vater (Michel Cote) mit den bereits eingangs erwähnten Vorlieben. Andererseits Zac (Marc-Andre Grondin), der versucht seiner spießigen Umwelt mit den Songs von zeitgenössischen Ikonen zu entfliehen: Pink Floyd, vor allem aber David Bowie. Passt dessen androgynes Erscheinungsbild der Siebziger doch perfekt zu Zacs Lebensgefühl und seiner undurchschaubaren sexuellen Neigung. Eine musikalische Wahl, die für Produzent Vallee - aufgrund zu zahlender Musikrechte von 600.000 CND$ - zur Folge hatte, dass er das Gehalt von Regisseur Vallee merklich kürzen musste. Dem Film hat es jedenfalls gut getan. Und dem Betrachter kann die supercoole Seventies-Mucke nur Recht sein. Auch wenn man damals nicht unbedingt in Frauenkleidern vor dem Spiegel getanzt hat.

C.R.A.Z.Y.C.R.A.Z.Y.
Regie: Jean-Marc Vallee.
Mit Michel Cote, Marc-Andre Grondin, Danielle Proulx.
15.09.2006


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