header
 
In diesem Sinne: Klappe halten. Das zweite Album von Sunset Rubdown ist es Wert. Nebenprojekt? Nicht doch. Vielmehr hochwertiger Pausenfüller bis zur nächsten Wolf Parade.

Spencer Krug ist Keyboarder und einer von zwei Sängern/Songwritern von Wolf Parade. Genau: Jene Band aus dem fernen Kanada, deren Biografie besagt, dass sie im März 2003 nur deshalb gegründet wurde, weil man in Montreal einen Support-Act für die damals noch völlig unbekannten Arcade Fire suchte. Krug, eben erst zwecks Studium aus der heimatlichen Provinz in die Großstadt gezogen, bekam das Angebot und sagte zu. Ohne Band und Songs zu haben. Nur gut, dass sein Kumpel Dan Boeckner ebenso gerade nach Montreal gezogen war. So schrieben die Beiden in Krugs kleinem Appartement drei Wochen hindurch an neuen Songs. Der Großteil davon landete in den folgenden Monaten auf den ersten beiden EP's von Wolf Parade. Unwiderstehlicher Indie-Pop/Rock, der Lust auf mehr machte. Ende Oktober 2005 dann endlich der langersehnte Longplayer. Da durfte man schon mal begeistert sein. An dieser Stelle ging das sogar soweit, dass "Apologies To The Queen Mary" zum "Album des Jahres" gekürt wurde. Die Lobhudelei las sich wie folgt: "Wunderbar überdrehte Musik. Hoffnungslos verspielt und mitreißend ausgelassen. Dermaßen sympatisch hat schon lange keine Band mehr vor sich hergerumpelt, wie der kanadische Vierer auf seinem ersten Longplayer. Zwölf Lieblingslieder." [more]

Sunset Rubdown (v.o.r.): Spencer Krug - Jordan Robson Cramer - Michael Doerksen - Camilla Wynne Ingr.Die Arbeiten an Album Nummer Zwei sollen bereits in Kürze beginnen. Schon im Juli wollen Wolf Parade für den Nachfolger von "Apologies To The Queen Mary" ins Studio gehen. Weil Herr Krug aber ein äußerst umtriebiger Musiker zu sein scheint, hat er nebenbei ein Soloprojekt ins Leben gerufen. Zumindestens war es anfangs als solches gedacht. Eine Möglichkeit, wo Krug all seine überschüssigen Ideen verbraten wollte. So eine Art Lo-Fi-Wolf Parade mit möglichst geringem Produktionsaufwand. Mitte letzten Jahres - also noch vor "Apologies To The Queen Mary" - erschien bereits die erste LP "Snake's Got A Leg". Anfang 2006 dann eine selbstbetitelte Five-Track-EP. Bei den Arbeiten zum zweiten Longplayer wurde aus dem vermeintlichen Nebenprojekt dann etwas mehr. Aus der Ein-Mann- eine Vier-Mann/Frau-Band, die inzwischen auch live auftritt. Sehr empfehlenswert in diesem Zusammenhang die vier Songs der Daytrotter Session, die an dieser Stelle zum Download angeboten werden.

Wie man sich "Shut Up I Am Dreaming" vorstellen muss? Bedenkt man den Arbeitsprozess bei Wolf Parade - strikte Teilung beim Songwriting zwischen Krug und Boeckner, wobei auch jeder seine eigenen Kompositionen singt - dann ist es natürlich verlockend das Debut von Sunset Rubdown als halbes Wolf Parade-Album zu bezeichnen. Was es im Grunde aber ist. Nicht weiter schlimm, soll es doch Kenner geben, für die die Songs auf "Apologies To The Queen Mary", die aus Krugs Feder stammen, ohnehin die Besseren - und wenn nicht, dann zumindestens die Ungewöhnlicheren - sind. Trotzdem ist "Shut Up I Am Dreaming" weit davon entfernt Gefahr zu laufen, doch zu sehr Kopie des hochgelobten Wolf Parade-Erstling zu sein. Dafür erweist sich das gute Stück als zu vielfältig. Da wechselt sich facettenreicher Pop mit schwermütigen Balladen und abstruser Jahrmarkt-Mucke ab. Mal hochenergetisch, dann wieder traumwandlerisch schön. Man fühlt sich an die guten, alten Zeiten mit den Pixies oder David Bowie erinnert. Nicht zu vergessen: Wolf Parade. Schon allein wegen dieser unverwechselbaren Stimme: zerbrechlich, weinerlich, nuschelnd. Mit nahezu unverständlichen Lyrics. Alles in allem irgendwie seltsam. Dabei aber im Stande, jedem einzelnen Song auf "Shut Up I Am Dreaming" diese sagenhaft intime Atmosphäre zu verleihen. Spencer Krug, der Mann für den etwas schrägeren Indie-Pop dieser Tage.

Sunset Rubdown: Shut Up I Am DreamingSunset Rubdown
Shut Up I Am Dreaming
01.05.2006 (US-Import)


[sunsetrubdown.net]
[absolutelykosher.com/sunsetrubdown]