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Schon wieder unwiderstehlicher Indie-Rock aus dem fernen Kanada. Kaum hat man Arcade Fires "Funeral" verdaut, schon legen Wolf Parade ihr Debut "Apologies To The Queen Mary" nach.

Wolf ParadeZuerst waren diese zwei EP's. Beide unbetitelt. Beide vollgepackt mit wunderbar überdrehter Musik. Knapp 40 Minuten ungewaschenste Soundkultur. Wer braucht schon gestimmtes Instrumentarium? Wolf Parade jedenfalls nicht. Dermaßen sympatisch hat schon lange keine Band mehr vor sich hergerumpelt. Das machte Lust auf mehr. Man durfte jedenfalls gespannt sein, was der kanadische Vierer auf seinem ersten Longplayer zustande bringen würde.

Sechs der zehn Stücke schafften den Sprung auf "Apologies To The Queen Mary". Allerdings in abgeänderter Form. Wolf Parade entschlossen sich nämlich dazu, die auserwählten Songs - immerhin 50 % des Albums - für ihr Debut neu einzuspielen. Was sich vor allem im Klangerlebnis widerspiegelt. Das Ergebnis präsentiert sich dann auch weniger dreckig, dafür soundtechnisch ausgereifter. Wer die beiden EP's kennt, kann sich vorstellen, das soetwas nicht unbedingt von Vorteil sein muss. Doch keine Sorge: Das geglättete Songmaterial ändert nichts daran, dass es sich bei "Apologies To The Queen Mary" schlichtweg um eine großartige Platte handelt. Zwölf Lieblingslieder. Und dann auch noch diese sensationelle Stimme. Da darf man schon mal begeistert sein.

Die mit den Wölfen tanzen.

Die Legende der Gründung von Wolf Parade besagt, dass sich die Band im März 2003 nur deshalb formierte, weil in Montreal ein Support-Act für die damals noch völlig unbekannten Arcade Fire gesucht wurde. Wobei wir auch schon bei einer der zwei unüberhörbaren Referenzen von "Apologies To The Queen Mary" wären. Bereits beim ersten Hören kamen bei mir Erinnerungen an "Funeral", dem superben Debut von Arcade Fire, auf. Allein schon wegen der mitreißenden Ausgelassenheit. Man hört förmlich den ausschweifenden Enthusiasmus, mit dem Wolf Parade die Stücke dieses Albums eingespielt haben müssen. Nicht ganz unähnlich dem letztjährigen "Good News For People Who Love Bad News". Was mich zu Referenz Nummer 2 und Modest Mouse führt. Man achte nur mal auf diese hoffnungslos verspielten Arrangements. Und wie hier auf wunderbar unkonventionelle Weise musikalische Barrieren gebrochen werden. Kein Wunder, hat doch Isaac Brock, seines Zeichens Frontmann von Modest Mouse, einige der vorliegenden Songs mitproduziert.

In Amerika wurde "Apologies To The Queen Mary" bereits am 27. September veröffentlicht. Hierzulande muss man noch ein wenig Geduld haben. Ende Oktober soll es dann soweit sein. Es würde mich jedenfalls nicht überraschen, wenn Wolf Parade mit diesem Album für ähnlich viel Aufsehen sorgen wie vor einem Jahr ihre Landsleute von Arcade Fire. Und die haben sich inzwischen bekanntich zu den Liebkindern der Indie-Community gemausert. Gewisse Parallelen zu Wolf Parade sind nicht zu übersehen. Die Lobeshymnen seitens der Musikpresse stehen jenen von "Funeral" jedenfalls um nichts nach. Vollkommen zu Recht. Denn "Apologies To The Queen Mary" ist zweifelsohne eine der interessantesten Platten von einer der vielversprechensten Bands dieses Jahres. Und Spaß macht die Musik der "Crazy Canucks" obendrein. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass es sich bei Wolf Parade wahrscheinlich um die Band mit der hässlichsten Website handelt.

Wolf Parade: Apologies To The Queen MaryWolf Parade
Apologies To The Queen Mary
31.10.2005


[wolfparade.cjb.net]
[subpop.com/wolfparade]
ecco - 13. Okt, 23:02:
sind nicht schlecht...
aber irgendwie klingen wolf parade dann doch immer zu sehr wie nachgemachte modest mouse. und ähnlichkeiten zu arcade fire sehe ich nur in der herkunft und nicht so in der musik.

vielleicht kriegen sie noch ihren ganz eigenen stil auf die reihe, dann könnte es was ganz großes noch werden.

findet jedenfalls
ecco 
wasix - 15. Okt, 08:25:
begeisterung
das mit den "nachgemachten modest mouse" kann durchaus sein. kenne nur deren letztes album. und das klingt nicht ganz unähnlich. der vergleich mit arcade fire geht - wie erwähnt - mehr in richtung der art und weise wie sie ihre musik vorbringen (ausgelassenheit, enthusiasmus), als die musik selbst.

ich bin jedenfalls dieser platte verfallen.