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Genre: Satire. Wahlweise Komödie. Humor: subtil. Allerdings fern jeglicher Fäkalwitze. Schauspieler: Ein Staraufgebot. Und trotzdem grandios. Fazit: Sehenswert, dieses "American Dreamz".

US-Präsident Staton ist - nicht ganz unähnlich jenem Herrn, der dieser Tage unsere Stadt in Ausnahmezustand versetzt - ein Vollidiot. Von dem, was tatsächlich in der Welt passiert, hat er keine Ahnung. Ist auch nicht notwendig. Wozu hat man Berater? Allen voran der "Chief of Staff", welcher ihm bei all seinen Reden mittels Ohrstöpsel die richtigen Worte vorgaukelt. Doch siehe da: Eines Tages entwickelt der Präsident so eine Art Eigenleben, als er doch allen Ernstes nach einer aktuellen Tageszeitung verlangt. Was er - wohlbemerkt - schon lange, lange Zeit nicht mehr getan hat. Die Folgen sind schwerwiegend: Da soll es doch tatsächlich zwei, nicht doch: drei Arten von "Irakistanis" geben ("You mean Sunnis and Shi'ites and Kurds?"). Unglaublich. Kein Wunder, dass einem Staatsmann von Welt bei solch einem Wissensschub die Neugier packt. Und so verschanzt sich der Präsident für mehrere Tage in seinem Schlafzimmer. Mit unzähligen Zeitungen, Zeitschrifen, ja sogar Büchern. In der Öffentlichkeit tritt er von nun an gar nicht mehr in Erscheinung. Was bei einem Job wie seinem doch zu Ungereimtheiten führt. Da zweifelt man gar seinen Geisteszustand an. Nicht doch. Um sein angeschlagenes Image aufzupolieren, wird entschlossen den US-Präsidenten bei der finalen Sendung der aktuellen Staffel von "American Dreamz" als Gastjuror auftreten zu lassen. Man stelle sich Starmania vor. Oder DSDS. Nur noch peinlicher. Eben amerikanischer. Mit einem Showmaster, der für hohe Einschaltquoten über Leichen geht. Und seien es die seiner Kandidaten. Als da wären die Britney Spears aus der Provinz, ein rappender Jude oder ein Araber mit einem Faible für Musicals, der noch dazu ein sogenannter "Schläfer" ist, von einer Terrororganisation eingeschleust, um mit einem Selbstmordattentat den Mann aus Washington in die Luft zu sprengen. There's no business like show business...

Sam Golzari als Omer Obeidi in "American Dreamz""Imagine a country where more people vote for a pop idol than their next President." USA, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Da mag der Inhalt von "American Dreamz" noch so versponnen wirken und manche Szenen des Streifens noch so unlogisch rüberkommen, dass Regisseur Paul Weitz - bekannt für "American Pie" und "About A Boy" - mit seinem fünften Spielfilm vollkommen daneben liegt, kann man nun wirklich nicht behaupten. Vielmehr kommt das dargestellte Szenario der amerikanischen Gesellschaft - zumindestens aus der Sicht des fernen Europas - doch empflindlich nahe. Vor allem hinsichtlich ihres selbsternannten Weltpolizisten. Verblüffende Ähnlichkeit. Vorausgesetzt man hat Humor und sieht das Ganze mit einem Augenzwinkern. Genauso wie jene Filmkritiker, die "American Dreamz" hierzulande durchwegs positiv beurteilten. Ganz im Gegenteil zu den US-Kritikern, bei denen der Streifen doch merklich schlechter wegkam. Ist wohl doch nicht so leicht, wenn das eigene Umfeld dermaßen schonungslos auf's Korn genommen wird. Man beachte: Mit "War on Terror" ist nicht zu spaßen.

"Dieser Film könnte Ihnen gefallen, wenn sie "Wag The Dog", "Tötet Smoochy" und "Team America" mochten." Meint Cinema. Und liegt damit goldrichtig. Denn "American Dreamz" ist vor allem eines: Eine Satire. Eine mit jede Menge schwarzem Humor, die noch dazu das politisch brisanteste Thema unserer Tage - und damit meine ich nicht die Casting-Shows - behandelt. Gut getarnt als vermeintliche "Komödie für Jedermann". Was soll der Gelegenheitskinogänger auch von einem Film mit Charmebolzen Hugh Grant in der Hauptrolle erwarten? Sicher nicht jenen bitterbösen Streifen, der "American Dreamz" beim etwas genaueren Hinsehen ist. Doch keine Sorge: Mister Cool weiß auch als fieser TV-Moderator zu überzeugen. Übrigens genauso wie der Rest der durchaus namhaften Darstellerriege. Da wäre Dennis Quaid als hoffnungslos belämmerter Präsident. Oder Willem Dafoe (mit Glatze) als durchtriebender Lenker und Denker hinter dem Staatsoberhaupt. Ebenso gelungen die Performance von Mandy Moore als Mischung aus blondem Dummchen und karrieregeilem Luder. Nicht zu vergessen Newcomer Sam Golzari in der Rolle des arabischen Terroristen bzw. Möchtegern-Musical-Stars, zu Ehren dessen Figur aus "American Dreamz" inzwischen sogar eine eigene Website ins Leben gerufen wurde. In diesem Sinne: Get Omerized.

American DreamzAmerican Dreamz
Regie: Paul Weitz.
Mit Hugh Grant, Dennis Quaid, Willem Dafoe.
16.06.2006


[americandreamzmovie.com]