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Für die Kirche ist die Verfilmung von Dan Browns "The Da Vinci Code" ein Skandal. Für die Kritiker ein cineastischer Fehlgriff. Negative Publicity ohne Ende. Die Folge: Ein sicherer Kassenschlager.

Eines gleich vorweg: Ich habe das "kontroverseste Buch der Neuzeit" nicht gelesen. Bei mehr als 50 Millionen verkaufter Exemplare darf man sich da fast schon als Außenseiter fühlen. Irgendwie konnte ich mich für den bereits 2003 erschienenen Megaseller mit seinem - zumindestens für Erzkatholiken - skandalösen Inhalt nie wirklich motivieren. Der Grund dafür? Wahrscheinlich schreckte mich all das Tam-Tam ab, welches um "The Da Vinci Code" veranstaltet wurde. Gilt das vierte Buch von Dan Brown doch als mindestens genauso umstritten wie umworben. Fans loben es als fesselnde Lektüre. Kritikermeinungen gehen hingehen eher von "magerer literarischer Durchschnittskost" bis hin zu "trivialer Scheiße". Für all die Experten, die sich mit der darin aufgeworfenen Theorie über die angeblichen Nachkommen von Jesus Christus und Maria Magdalena beschäftigten, ist "The Da Vinci Code" ohnehin bloß eine Anhäufung von Lügen und Unwahrheiten. Und die Kirche? Dort spricht man von Blasphemie, antwortete mit weltweiten Protesten und machte das Buch dadurch nur noch erfolgreicher. Negativ-Publicity als perfektes Marketinginstrument. [more]

Audrey Tautou - Tom Hanks - Paul Bettany - Ian McKellenVielleicht hätte ich mich doch noch zum Lesen von "The Da Vinci Code" hinreißen lassen, wäre da vor zwei Jahren nicht bereits die Meldung gewesen, dass man in Hollywood die Verfilmung des Stoffes plane. Natürlich im ganz großen Stil. Mit Oscar-Gewinner Ron Howard als Regisseur. Gleichzeitig meine ersten Bedenken: Der Mann mag seine Qualitäten haben, der Schublade "Thriller" ist er jedoch definitiv nicht zuzuordnen. Im Zusammenhang mit der Besetzung der Hauptrolle gleich weitere Bedenken: Tom Hanks als Harvard-Professor und Spurensucher? Nun ja, bei Herrn Hanks habe ich so meine Vorurteile. Mir geht diese "Glaubwürdigkeit in Person" schlichtweg auf die Nerven. Nun habe ich mir in diesem Fall allerdings fest vorgenommen, dass mich sein Dackelblick nicht aus der Fassung bringen würde. Vielleicht schafft es die ihm zur Seite gestellte, durch und durch putzige Audrey Tautou mich zu besänftigen. Und wenn nicht sie, dann gibt es da immer noch den über jede Kritik erhabenen Ian McKellen als Gral-Spezialisten. Auch nicht ohne Reiz: Paul Bettany als mordender Albino-Mönch. Und zur Vervollständigung des Casts sind Jean Reno und Alfred Molina auch noch mit dabei. Eine bemerkenswerte Schauspielerriege. Allerdings auch eine austauschbare. Denn eines war von Anfang an klar: Der Star ist einzig und allein die Story.

Als jener Lesemuffel, der ich nun mal bin, konnte ich mich im Zuge des Kinobesuches also nahzu jungfräulich an das Thema heranmachen. Gerade mal die Rahmenhandlung war mir bekannt. Von dem Wer, Wie, Was und Wieso hatte ich jedoch keine Ahnung. In diesem Fall nicht unbedingt ein Nachteil. Natürlich habe auch ich von der Vorpremiere in Cannes gehört. Dass es danach seitens der Kritiker regelrecht vernichtende Urteile hagelte. Von wegen "zu wenig Spannung und zu viel Kitsch" und "fast so schlecht wie das Buch". Vergleiche zur Vorlage kann ich mir nicht anmaßen. Erstere Meinung finde ich jedoch überzogen. Natürlich ist "The Da Vinci Code" nicht jener mitreißende Hochspannungsthriller, als der er im Vorfeld hingestellt wurde. Und natürlich kommt der ein oder andere Dialog etwas zu schmalzig rüber. Trotzdem habe ich mich in den zweieinhalb Stunden alles andere als gelangweilt. Zugegeben: Hin und wieder musste ich mich aufgrund der dargebrachten Naivität schon etwas wundern. Nicht weiter schlimm. "The Da Vinci Code" ist eben ein typischer Hollywood-Blockbuster: Geradlinig, recht vorhersehbar, ein bisschen unlogisch. Letzteres vor allem hinsichtlich der unzähligen Rätsel, die jedesmal auf's Neue in Sekundenschnelle gelöst wurden, um auch ja dem altbekannten Schnitzeljagd-Prinzip gerecht zu werden. Was aus "The Da Vinci Code" aber wiederum ein durchaus unterhaltsames Kinoerlebnis machte. Mit ebenso unterhaltsamen Verschwörungstheorien. Wen interessiert es da noch, wenn diese einfach nur an den Haaren herbeigezogen sind. Die Massen, die der Streifen bislang in die Kinos lockte, wohl kaum. Selbst die überwiegend negativen Kritiken konnten den Hype um diesen Film nichts anhaben. "The Da Vinci Code" hat mit einem Einspielergebnis von knapp 230 Millionen Dollar weltweit sogar das drittbeste Startwochenende aller Zeiten hingelegt. Unglaublich, aber wahr: Alle sind sie hingegangen. Und keiner fragte warum. Meine Wenigkeit miteingeschlossen.

The Da Vinci CodeThe Da Vinci Code
Regie: Ron Howard.
Mit Tom Hanks, Audrey Tautou, Ian McKellen.
19.05.2006


[sonypictures.com/movies/davincicode]
Andreas (Gast) - 26. Mai, 20:32:
The Da Vinci Code - Sakrileg
Hallo,

habe den nachfolgenden Beitrag zu –The Da Vinci Code – gefunden und finde die Sichtweise des Autors auch interessant.

Der Link: http://heuteblog.de/2006/05/26/

Viel Spaß

Andi 
wasix - 27. Mai, 13:13:
re: hallo
"Auch die Darstellung der katholischen Kirche, als doch sehr weltfremde und eher rückständig mittelalterliche Institution, entspricht wohl eher dem in Hollywood vorherrschenden Klischee."

habe oft den eindruck, dass hollywood da gar nicht sooo falsch liegt...

l.g.
christian