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Man nehme rasante Action, austauschbaren Inhalt, den perfekten Bösewicht und Tom Cruise. Die Folgen: Typisches Blockbuster-Kino. "Mission: Impossible 3" macht trotzdem Spaß.

Tom Cruise ist das Böse. Er ist erfolgreich, angeblich sogar der mächtigste und einflussreichste Schauspieler Hollywoods. Dazu kommt Scientology und ein in letzter Zeit wahrlich omnipräsentes Pivatleben. Nicht zu vergessen: Sein scheinbar immerwährendes Grinsen. Und als Draufgabe spielt Tom Cruise auch noch durchwegs in grottenschlechten Filmen mit. Keine Ahnung, warum die alle so erfolgreich sind. Ich picke mal drei Beispiele raus: "Interview With The Vampire" (1994), "Magnolia" (1999), "Vanilla Sky" (2001). Allesamt wirklich schrecklich. Nicht zum Anschauen. Okay, zur Verdeutlichung des Dilemmas erhöhe ich um weitere drei Streifen: "The Firm" (1993), "Eyes Wide Shut" (1999), "Minority Report" (2002). Allesamt Verbrechen an der Filmkunst. Allein deshalb muss man Tom Cruise hassen. Meine Einstellung zu ihm kann man übrigens auch hier, hier und hier nachlesen.

J.J. Abrams - Tom CruiseMit "M:I-3" setzt Tom Cruise nun zum Action-Kracher des Jahres an. Nach einem schier endlosen Hin und Her - neue Regisseure, neue Drehbücher, neue Locations - liegt nun also die Fortsetzung jener Kinoreihe vor, die bereits vor zehn Jahren nach dem Vorbild einer alten Fernsehserie ins Leben gerufen wurde. Aufgepeppt und natürlich mit jeder Menge Action. War der von Brian De Palma in Szene gesetzte erste Teil mit all seinen doppelten Böden und Maskierungen noch sehr nahe am Vorbild, hatte der Nachfolger von John Woo mit dem Geist der Serie nur noch wenig gemein. Ein visuell beeindruckender Streifen, für viele allerdings doch ein wenig überinszeniert. Der Titelsong von Limp Bizkit passte da ganz gut dazu. Mit Teil 3 wollte man sich wieder verstärkt dem Original widmen. Dafür sorgen sollte - neben Produzent Tom Cruise - mit J.J. Abrams das Hirn hinter TV-Serien wie "Lost" und "Alias" (aber auch "Felicity"). Und weil man mit ihm auch gleich einen überaus talentierten Drehbuchschreiber engagierte, nahm Abrams das in jahrelanger Arbeit aufwendig entwickelte Script seiner Vorgänger, warf es in den Müll und verfasste einfach ein neues. Soviel Mühe für einen Streifen, wo die Handlung doch ohnehin den sekundären Part einnimmt.

Um was es in "M:I-3" geht? Egal. Hat man sowieso bald vergessen. Ist in diesem Fall auch nicht relevant. Trotzdem sei das vielversprechende - nicht doch: verdammt clevere - Intro erwähnt. Sieht man da anfangs bereits das vermeintliche Ende? Wie auch immer: Es ist die unausweichliche Konfrontation von Gut und Böse. Tom Cruise gegen Philip Seymour Hoffman, seines Zeichens brillant spielendes Arschloch in "M:I-3". Ein richtig fieser Gänsehaut-Schurke. Schade, dass der Oscar-Preisträger fortan viel zu wenige Auftritte hat. Natürlich im krassen Gegensatz zu Herrn Cruise, der schätzungsweise in 99 Prozent aller Einstellungen zu sehen ist. Das mag übertrieben wirken, in "M:I-3" gibt es jedoch tatsächlich kaum eine Szene, in der er nicht zu sehen ist. Worüber man sich auch nicht beschweren darf. Soetwas gehört bei einem Streifen mit Tom Cruise - bis auf ganz wenige Ausnahmen - einfach dazu. Da verkommt jedes Cast zu einer Riege von Nebendarstellern. Wenn in diesem Fall auch durchaus namhafte: Ving Rhames, Jonathan Rhys Meyers, Billy Crudup, Laurence Fishburne. Dazu "Shaun Of The Dead"-Wizzard Simon Pegg und Michelle Monaghan als Herzdame von Ethan Hunt. Beziehungsweise Tom Cruise, wodurch sie äußerlich natürlich stark an Katie Holmes erinnern muss. Eh klar. Der Sinn des Ganzen? Nicht doch, der Sinn von "M:I-3" ist es keinen Sinn zu machen. Eben perfektes Popcorn-Kino. Da kracht es an allen Ecken und Ende. Sowohl akustisch als auch visuell. Passend dazu ein Agent, dem alles gelingt. Keine Mission unter seiner Führung, die scheitert. Nicht weiter schlimm, solange die altbewährte Latexmasken-Technik zum Einsatz kommt. Ich würde sogar soweit gehen und "M:I-3" - den Umständen entsprechend - als wirklich gelungenen Action-Streifen bezeichnen. Und wem es noch nicht aufgefallen sein sollte: Ich mag Tom Cruise.

Mission: Impossible 3Mission: Impossible 3
Regie: J.J. Abrams.
Mit Tom Cruise, Philip Seymour Hoffman, Ving Rhames.
05.05.2006


[missionimpossible.com]
srocca - 14. Mai, 18:12:
Schauspieler Auswahl
Mich würde interessieren wieviel Mitspracherecht Tom Cruise bei diesem Film hatte, beziehungsweise, wo er sich überall einmischt. Schlägt er Schauspieler vor, die er gerne mitspielen lassen würde oder dürfen da auch andere mitauswählen? 
wasix - 14. Mai, 19:47:
mitspracherecht?
ich würde mal folgendes behaupten: ohne tom cruise kein "m:i-3". der mann bringt die kohle, der mann hat das sagen. ohne seine zustimmung geht nix. egal ob bei besetzung oder beim regisseur. und letzterer muss noch dazu einiges vertragen können. nicht umsonst ist bei der entstehung von "m:i-3" so manch einer (z.b. david fincher) bald wieder geflüchtet. da fragt man sich, warum herr cruise es nicht mal selbst probiert. das wissen dazu hätte er ja. zumindestens behaupteten dies bereits einige der filmemacher, mit denen er zusammengearbeitet hat. vielleicht ist es ihm dann doch (noch) zu riskant...