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Folter, Gewalt, Blut und jede Menge eklige Szenen. Für all das steht "Hostel". Abartiges, das er-, vor allem aber auch abschreckt. Ziemlich kranker Scheiß. Und das meine ich nicht mal negativ.

Für Quentin Tarantino ist er "The Future Of Modern Horror". Ein Zitat aus einem Interview mit dem Premiere Magazine. Ausgabe: May 2004. Also in etwa ein Jahr nachdem dieser fiese, kleine und äußerst blutige Streifen namens "Cabin Fever" für einiges Aufsehen gesorgt hat. Der eingangs mit Lobhudelei von höchster Stelle überschüttete Regisseur: Eli Roth. Dessen Kinoerstling konnte zwar nicht unbedingt Jedermann überzeugen, wusste aber zumindestens zu polarisieren. Einerseits die Bewunderer, die den makabren Inhalt und die dreckig-verdorbene Machart schätzten. Andererseits die Hasser, denen an dem Streifen vor allem die krampfhaft humorigen Einlagen und die allzu großen Logiklöcher störten. Meine Einschätzung von "Cabin Fever" liegt irgendwo dazwischen. Anfangs bestenfalls mittelmäßig, hat man sich erst mal an den unkonventionellen Stil gewöhnt, aber durchaus unterhaltsam. Und mehr ist auch nicht notwendig. Genauso wie bei seinen Artverwandten. Wer in diesem Genre nach tieferer Bedeutung sucht, der hat ohnehin so einiges missverstanden.

HostelNun liegt mit "Hostel" der Nachfolger vor. Und wenn sich schon mal niemand geringerer als Quentin Tarantino als Fan geoutet hat, dann kann man soetwas doch auch gleich ausnützen. Er ist zwar nur einer von gut einem halben Dutzend Produzenten, was jedoch beim Filmplakat von "Hostel" zuallerst ins Auge sticht, ist sein Name: "Quentin Tarantino presents". Der eigentliche Macher hat das Nachsehen. Nicht weiter schlimm, würde man damit mancherorts nicht auch Schindluder betreiben. Beispielsweise auf der Website eines heimischen Multiplex-Centers, der "Hostel" mit "Tarantino's neuer Horror-Schocker" ankündigt. Um dadurch den ein oder anderen Unwissenden ins Kino zu locken. Zugegeben: Der geneigte QT-Fans wird sich an "Hostel" wohl kaum stoßen. Im Gegenteil. Gleichzeitig muss aber auch festgehalten werden, dass Eli Roth mit seinem zweiten Spielfilm den Werken des Meisters keinesfalls das Wasser reichen kann. Eine Steigerung zu "Cabin Fever" ist er jedoch allemal. "Hostel" kann man durchaus als gelungenes Ekelkino bezeichnen. Wenn auch nicht ganz so brutal, wie ich es mir aufgrund des im Vorfeld verkauften Image - von wegen abgrundtiefe Folterorgie - erwartet hatte.

In der ersten Hälfte von "Hostel" wähnt man sich gar im falschen Film. Kiffende Jugendliche und jede Menge nackte Haut. Dazu pubertäres Geschwätz. Keine Spur vom brutalsten Kinofilm des Jahres. Nach einer Dreiviertelstunde dann die Kehrtwende. Die ohnehin magere Geschichte wird endgültig zur Nebensache. Von nun an widmet man sich einzig und allein diversen Ritualen des Folterns. Vor allem hinsichtlich des Abtrennens von Körperteilen. Die Hilfsmittel dazu reichen vom Skalpell über Zangen bis hin zur Kettensäge. Soetwas kann schon mal zur ein oder anderen Blutfontäne führen. Und weil Eli Roth soetwas mit Vorliebe in Großaufnahme zeigt, ist bei "Hostel" vor allem eines von Vorteil: Ein guter Magen. Für Zartbesaitete sind die krankhaften Eskapaden in ihrer detailgerechten Darstellung jedenfalls weniger geeignet. Ebenso wie für das Massenpublikum, welches "Hostel" wohl doch eher als perversen Splatter abtun wird. Ganz im Gegenteil zu den Genre-Fans. Allein wegen der Kameraführung, dem Schnitt und natürlich jenem verstörten Flair, den dieser Film umgibt. Wirklich schocken wird sie „Hostel“ hingegen kaum. Eli Roth mag zwar sehr viel - wenn nicht sogar alles - zeigen, was dem Streifen jedoch fehlt, sind jene Überraschungsmomente, die einem im Kinosessel so richtig schön zusammenzucken lassen. Nichtsdestotrotz: Fortsetzung folgt. Bereits 2007. Eli Roth hat schon mal "a lot of blood" angekündigt. Grund genug um sich als knallharter Freak mit dem Hang zum Voyeurismus eine weitere Überdosis exzessive Brutalität reinzuziehen... ;-)))

HostelHostel
Regie: Eli Roth.
Mit Jay Hernandez, Derek Richardson, Eythor Gudjonsson.
28.04.2006


[hostelfilm.com]
srocca - 1. Mai, 15:31:
Horror Realismus
Das Schlimme an diesem Film ist, dass alles so real wirkt. Mir fällt es wesentlich leichter, Horrorfilme mit irgendwelchen Mutanten, Zombies, Vampiren oder ähnlichem anzusehen. Bei Hostel musste ich mir immer wieder vorstellen, dass es sowas ähnliches wahrscheinlich wirklich gibt. Dann wird der Film wirklich grauenvoll. 
wasix - 2. Mai, 16:14:
alle, die sich "hostel" anschauen, ...
...sollten schon etwas vertragen können. vor allem wegen der doch ziemlich realen darstellung bzw. wirkungsweise. ich kann mir übrigens wie du durchaus vorstellen, dass es soetwas ähnliches tatsächlich gibt.

noch etwas zu all den moralaposteln, die allerorts solche filme mies machen: soll sich doch jeder anschauen, was er/sie will. niemand wird dazu gezwungen. einfach die finger davon lassen... 
Rockhound - 2. Mai, 16:16:
Solche Foltereien gibt es definitiv auf dieser Erdkugel! Mehr, als wir zu glauben wagen. 
wasix - 2. Mai, 19:34:
befürchte ich auch
würde den film deshalb trotzdem nicht verurteilen. leider passiert genau das an vielen stellen...