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...And You Will Know Us By The Trail Of Dead spielten beim Donaufestival. Großartige Band. Schweißtreibendes Drumherum. Zerstörte Instrumente. Beschissener Sound. Rock N' Roll eben.

Der Stefan war dort. Der Alex natürlich auch. Und der Nils erst recht. Es ist schon ein trendiges Event, dieses Donaufestival. Da muss man dabei gewesen sein. Spätestens heuer. Eine Einladung zur Eröffnung erleichtert solch ein Vorhaben natürlich. Da nimmt man gerne die Reise nach Krems auf sich. Nun gut, die Sache mit dem zweistündigen Stau auf der Autobahn kann man nicht vorausahnen. Dass dieser wunderschöne Ort an der Donau ab 19 Uhr so gut wie ausgestorben ist, hingegen schon. Eine Tatsache, welche die Suche nach dem geeigneten Lokal zur Nahrungsaufnahme doch etwas erschwert. Vor allem als "Tourist". Da kann es einem dann schon mal passieren, dass man eine Zeit lang durch Altstadt und Umgebung irren muss, bis man schlussendlich zufrieden bei Pizza und Bier landet. Doch das nimmt man alles gerne in Kauf für ein Festival "mit inhaltlichem Anspruch und innovativer Ausrichtung jenseits des konventionellen Kunstbetriebes und des kommerziell orientierten Pop-Events". Allein der Subtitle des Donaufestivals 2006: "Popkultur als Schlachtfeld des Experimentellen". Dazu ein Line-Up mit solch illustren Namen wie The Fantomas Melvins Big Band, Autechre, Mogwai, Peaches, Dresden Dolls. Um nur einige zu nennen.

...And You Will Know Us By The Trail Of DeadDrei verlängerte Wochenenden lang werden vom 20. April bis zum 6. Mai 2006 in Krems und Klosterneuburg Hallen und Clubs, aber auch Kirchen und Hotels bespielt. Der Wichtigkeit des Donaufestivals entsprechend gibt es inzwischen sogar einen roten Teppich. Mit jeder Menge "fiktiver" Prominenz. In Szene gesetzt durch das Medien-Performance-Kollektiv Gob Squad. Natürlich im Smoking. Und natürlich vor laufenden Kameras. 1300 Leute sollen es am Eröffnungsabend gewesen sein, die auf diesem - oder auch einem anderen - Weg auf das Messegelände gekommen sind. Manch einer in die Jahre gekommene Anzugträger mit Begleitung in feiner Abendgarderobe mag nur mal hineingeschnuppert haben, der Großteil hingegen war jedoch der Musik wegen vor Ort. Wenige davon wegen dem japanischen Avantgardisten Keiji Haino und dem Ensemble zeitkratzer. Einige mehr wegen dem Kölner Elektronik-Duo Mouse On Mars. Die Meisten mit Sicherheit wegen ...And You Will Know Us By The Trail Of Dead, den intellektuellen Rock-Rabauken aus Austin, Texas. Berühmt-berüchtigt für ihre exzessiven Live-Shows. Mit jener klassischen "Fuck You"-Attitüde. Und natürlich ohne Rücksicht auf Verluste. Was dann auch jedes Mal mit einer obligatorischen Instrumenten-Zerstörungsorgie endet. Man ist ja Profi.

T.O.D. wurden dann auch allen Erwartungen gerecht. Diese Herrschaften wissen, wie man richtig rockt. Wild, leidenschaftlich und ein bisschen verrückt. Da werden herkömmliche Songstrukturen gleich mal links liegen gelassen. Stattdessen verliert man sich in einem ausufernden Sound-Gewitter und lässt sich gehen. Da wird dann auch schon mal im Duett auf die Drumsets gehämmert. Mal synchron, mal nicht. Hauptsache brachial. Hauptsache man bricht mit Herkömmlichem. Passend dazu erweisen sich die einzelnen Bandmitglieder als Meister des Instrumententausches. Nach beinahe jedem Song werden die Positionen gewechselt. Egal ob nun Sänger, Gitarrist, Bassist, Keyboarder oder Drummer. Jeder probiert sich an allem. Angestammte Positionen werden vermieden. Und natürlich vergreift man sich am Ende des Sets am Bühnen-Equipment. Alles andere wäre auch einer Enttäuschung gleichgekommen. Folglich war man dann auch nahe dran, an der perfekten Rock-Show. Wäre da bloß nicht dieser eine - allerdings doch ziemlich gewichtige - Haken gewesen: Der von der Band mitgebrachte Mann an den Reglern war ein Vollidiot. Mächtiger Sound ist ja gut und schön. Gehört zu einem Rock-Konzert dazu. Die dargebotene Noise-Ekstase war dann aber doch zuviel des Guten. Was die Gehörgänge da ertragen mussten, glich einem einzigen Soundmatsch. Nicht nur, dass der Lärmpegel fast unerträglich war, konnte man auch kaum irgendwelche Feinheiten ausmachen. Ein einziger verschwommener Einheitsbrei. Hauptsache im roten Bereich. Schade. Wieder so eine Band, die man unbedingt mal live gesehen haben will und kaum ist es dann geschehen, kann man auch schon froh sein, das Thema hinter sich gebracht zu haben. Ob das wohl am Tag darauf - wäre ich denn überhaupt dort gewesen - bei der seit Wochen ausverkauften Mike Patton-Night mit dessen Headliner genauso geendet hätte?

...And You Will Know Us By The Trail Of Dead
20.04.2006 - Krems, Messehalle (Donaufestival).


[trailofdead.com]
[Review: ...And You Will Know Us By The Trail Of Dead - Worlds Apart]
wiesengrund - 23. Apr, 21:44:
hätte ich die platte nicht so gut gefunden, hätten sie mir live vielleicht besser gefallen. aber diesmal blieb ich zu haus, aus angst sie wären immer noch dieselben punkrock-idioten, die sie damals waren. gut zu wissen, dass es noch beeindrucken kann (trotz der ton-schwierigkeiten). 
wasix - 24. Apr, 13:10:
punkrock-idioten...
...waren sie schon allein wegen dieser unmenschlichen lautstärke. die können schon etwas, keine frage. unter solchen umständen war das alles allerdings schon etwas mühsam. einmal gesehen/gehört... das reicht.