Ein Beitrag zur Lobhudelei: Auch ich habe "Brokeback Mountain" gesehen, war größtenteils gelangweilt, kann inzwischen aber die allgemeine Begeisterung wenigstens einigermaßen verstehen.
"Brokeback Mountain" zu verarschen ist ein leichtes. Der Streifen wird - daran kann nichts und niemand etwas ändern - als "Gay Cowboy Movie" in die Filmgeschichte eingehen. Was natürlich Angriffspunkte ohne Ende bietet. Soetwas kann geschmacklos ablaufen. Soetwas kann aber auch durchaus unterhaltsam sein. Man betrachte nur mal diesen 30 Sekunden langen Zeichentrickfilm, wo der Inhalt von "Brokeback Mountain" im Schnelldurchlauf mit Hasen nachgestellt wurde. Auch mich hat eine ähnliche Vorgehensweise gereizt. Allein die Überschriften, die einem zu dieser Geschichte einfallen: Beispielsweise "Im warmen Westen" (nicht auf meinem Mist gewachsen). Oder "Do Me Sheepboy" (sehr wohl auf meinem Mist gewachsen). Irgendwo habe ich auch folgendes gelesen: "The Lesson Of Brokeback: It's Okay To Come In Number Two". Nicht zu vergessen die zahlreichen Möglichkeiten den Malboro-Mann zu veralbern. Nur ist es zweifelsohne eine schmaler Grad, auf den man sich dabei begibt. Über einiges kann man durchaus schmunzeln, von wirklich dauerhafter Wirkung ist allerdings nur das Wenigste. Trotzdem: Hätte ich diese drei Absätze vor knapp einer Woche, als ich "Brokeback Mountain" zu Augen bekam, geschrieben, sie wären wohl mit diesen oder ähnlichen mehr oder minder unterhaltsamen Nichtigkeiten gefüllt worden. Aber heute? Irgendwie scheint dieser Streifen bei mir nun doch seine Wirkung hinterlassen zu haben. Eigentlich unvorstellbar, bedenkt man meine anfängliche Ablehnung wegen dem Übermaß an Schwulst. Und erst recht meine erste Stellungnahme dazu direkt nach Verlassen des Kinosaales. Nur soviel: Ich war doch merklich genervt. Nicht dass ich meine Meinung inzwischen vollkommen revidiert hätte, nur ganz so schlimm, wie ich zuerst dachte, war dieses überdimensional angelegte Drama dann doch nicht.
"Brokeback Mountain" einfach so als "schwulen Western" abzutun, wäre falsch. Vielmehr ist es eine tragische Liebesgeschichte, die zufällig zwischen zwei Gleichgeschlechtlichen und noch zufälliger im amerikanischen Westens stattfindet. Dass der Begriff hingegen allerorts verwendet wird, ist verständlich und eigentlich auch nicht weiter schlimm. Wahrscheinlich hat es den Film im Vorfeld sogar um einiges interessanter gemacht als er in Wirklichkeit ist. Daran ändert auch nichts, dass "Brokeback Mountain" eigentlich frei von irgendwelchen Anleihen bei der Schwulenkultur ist. Oder dem, was man im Mainstream-Kino damit verbindet. Von wegen "lustig-warmer Komödie". Trotzdem kann mir niemand erzählen, dass hinter alldem nicht auch Kalkül steckt. Oder ist tatsächlich jemand der Meinung, dass "Brokeback Mountain" ebensoviel Aufmerksamkeit bekommen hätte, wenn der Film von einem heterosexuellen Pärchen handeln würde?
"Brokeback Mountain" mag ein ehrlicher Streifen sein. Zumindestens wenn man berücksichtigt, dass es sich dabei um amerikanisches Filmgut handelt. Regisseur Ang Lee beweist unter Berücksichtigung dessen mit der dargebrachten Thematik zweifelsohne Mut. Ebenso wie Talent. Man betrachte nur mal die beeindruckenden Landschaftsbilder und wie er die zwei wirklich starken Hauptdarsteller ein ums andere Mal ergreifend in Szene setzt. Da merkt man schon, dass man den taiwanesisch-amerikanischen Filmemacher nicht umsonst als "Meister des poetischen Kinos" bezeichnet. Auch wenn er es war, der "Hulk" verbrochen hat. Der Fehlgriff sei ihm verziehen. Trotzdem gehe ich nicht soweit, "Brokeback Mountain" als herausragenden Film zu würdigen. Acht Oscar-Nominierungen hin. Drei Oscar-Auszeichnungen her. Die Umsetzung der gleichnamigen Kurzgeschichte von Pulitzer-Preisträgerin Annie Proulx ist mit einer Spieldauer von 134 Minuten einfach zu lange geraten. Und folglich langweilig. Vor allem in der zweiten Hälfte wird mir in so mancher Kaugummiszene einfach zuviel gelitten. Jetzt könnte man natürlich die Frage stellen, warum ich - obwohl man mit soetwas rechnen musste - überhaupt ins Kino gegangen bin? Warum nicht, wenn man schon mal Freikarten zur Premiere abstaubt. Außerdem will man bei all dem Hype auch mitreden können. Ob ich es - im nachhinein betrachtet - bereue? Nicht doch. "Brokeback Mountain" mag mich im Großen und Ganzen zwar nicht gerade vom Hocker gerissen haben, gleichzeitig kann ich aber nicht abstreiten, dass mich die ein oder andere Szene schon berührt hat. Da sind Momente, die gehen mir seitdem einfach nicht mehr aus dem Kopf. Und solche Nachwirkungen haben nicht gerade viele Streifen. Ob "Brokeback Mountain" allerdings tatsächlich jener wichtige Film ist, als welcher er gerne hingestellt wird, wage ich zu bezweifeln.
Brokeback Mountain
Regie: Ang Lee.
Mit Heath Ledger, Jake Gyllenhaal, Michelle Williams.
10.03.2006
[brokebackmountain.com]
"Brokeback Mountain" zu verarschen ist ein leichtes. Der Streifen wird - daran kann nichts und niemand etwas ändern - als "Gay Cowboy Movie" in die Filmgeschichte eingehen. Was natürlich Angriffspunkte ohne Ende bietet. Soetwas kann geschmacklos ablaufen. Soetwas kann aber auch durchaus unterhaltsam sein. Man betrachte nur mal diesen 30 Sekunden langen Zeichentrickfilm, wo der Inhalt von "Brokeback Mountain" im Schnelldurchlauf mit Hasen nachgestellt wurde. Auch mich hat eine ähnliche Vorgehensweise gereizt. Allein die Überschriften, die einem zu dieser Geschichte einfallen: Beispielsweise "Im warmen Westen" (nicht auf meinem Mist gewachsen). Oder "Do Me Sheepboy" (sehr wohl auf meinem Mist gewachsen). Irgendwo habe ich auch folgendes gelesen: "The Lesson Of Brokeback: It's Okay To Come In Number Two". Nicht zu vergessen die zahlreichen Möglichkeiten den Malboro-Mann zu veralbern. Nur ist es zweifelsohne eine schmaler Grad, auf den man sich dabei begibt. Über einiges kann man durchaus schmunzeln, von wirklich dauerhafter Wirkung ist allerdings nur das Wenigste. Trotzdem: Hätte ich diese drei Absätze vor knapp einer Woche, als ich "Brokeback Mountain" zu Augen bekam, geschrieben, sie wären wohl mit diesen oder ähnlichen mehr oder minder unterhaltsamen Nichtigkeiten gefüllt worden. Aber heute? Irgendwie scheint dieser Streifen bei mir nun doch seine Wirkung hinterlassen zu haben. Eigentlich unvorstellbar, bedenkt man meine anfängliche Ablehnung wegen dem Übermaß an Schwulst. Und erst recht meine erste Stellungnahme dazu direkt nach Verlassen des Kinosaales. Nur soviel: Ich war doch merklich genervt. Nicht dass ich meine Meinung inzwischen vollkommen revidiert hätte, nur ganz so schlimm, wie ich zuerst dachte, war dieses überdimensional angelegte Drama dann doch nicht.
"Brokeback Mountain" einfach so als "schwulen Western" abzutun, wäre falsch. Vielmehr ist es eine tragische Liebesgeschichte, die zufällig zwischen zwei Gleichgeschlechtlichen und noch zufälliger im amerikanischen Westens stattfindet. Dass der Begriff hingegen allerorts verwendet wird, ist verständlich und eigentlich auch nicht weiter schlimm. Wahrscheinlich hat es den Film im Vorfeld sogar um einiges interessanter gemacht als er in Wirklichkeit ist. Daran ändert auch nichts, dass "Brokeback Mountain" eigentlich frei von irgendwelchen Anleihen bei der Schwulenkultur ist. Oder dem, was man im Mainstream-Kino damit verbindet. Von wegen "lustig-warmer Komödie". Trotzdem kann mir niemand erzählen, dass hinter alldem nicht auch Kalkül steckt. Oder ist tatsächlich jemand der Meinung, dass "Brokeback Mountain" ebensoviel Aufmerksamkeit bekommen hätte, wenn der Film von einem heterosexuellen Pärchen handeln würde?
"Brokeback Mountain" mag ein ehrlicher Streifen sein. Zumindestens wenn man berücksichtigt, dass es sich dabei um amerikanisches Filmgut handelt. Regisseur Ang Lee beweist unter Berücksichtigung dessen mit der dargebrachten Thematik zweifelsohne Mut. Ebenso wie Talent. Man betrachte nur mal die beeindruckenden Landschaftsbilder und wie er die zwei wirklich starken Hauptdarsteller ein ums andere Mal ergreifend in Szene setzt. Da merkt man schon, dass man den taiwanesisch-amerikanischen Filmemacher nicht umsonst als "Meister des poetischen Kinos" bezeichnet. Auch wenn er es war, der "Hulk" verbrochen hat. Der Fehlgriff sei ihm verziehen. Trotzdem gehe ich nicht soweit, "Brokeback Mountain" als herausragenden Film zu würdigen. Acht Oscar-Nominierungen hin. Drei Oscar-Auszeichnungen her. Die Umsetzung der gleichnamigen Kurzgeschichte von Pulitzer-Preisträgerin Annie Proulx ist mit einer Spieldauer von 134 Minuten einfach zu lange geraten. Und folglich langweilig. Vor allem in der zweiten Hälfte wird mir in so mancher Kaugummiszene einfach zuviel gelitten. Jetzt könnte man natürlich die Frage stellen, warum ich - obwohl man mit soetwas rechnen musste - überhaupt ins Kino gegangen bin? Warum nicht, wenn man schon mal Freikarten zur Premiere abstaubt. Außerdem will man bei all dem Hype auch mitreden können. Ob ich es - im nachhinein betrachtet - bereue? Nicht doch. "Brokeback Mountain" mag mich im Großen und Ganzen zwar nicht gerade vom Hocker gerissen haben, gleichzeitig kann ich aber nicht abstreiten, dass mich die ein oder andere Szene schon berührt hat. Da sind Momente, die gehen mir seitdem einfach nicht mehr aus dem Kopf. Und solche Nachwirkungen haben nicht gerade viele Streifen. Ob "Brokeback Mountain" allerdings tatsächlich jener wichtige Film ist, als welcher er gerne hingestellt wird, wage ich zu bezweifeln.
Brokeback Mountain
Regie: Ang Lee.
Mit Heath Ledger, Jake Gyllenhaal, Michelle Williams.
10.03.2006
[brokebackmountain.com]
wasix - 15. Mär, 14:19 - [2006 Filme]
srocca - 19. Mär, 18:56:
Leiden
Das vor sich hinleiden in der zweiten Filmhälfte kann schon ziemlich nerven. Ansonsten ein schöner Film, besonders optisch.
wasix - 21. Mär, 16:09:
kann dir eigentlich nur recht geben.
die zweite hälfte empfand ich auch als ziemlich nervend. alles in allem war ich aber gar nicht mal enttäuscht. zumindestens im nachhinein betrachtet. wahrscheinlich auch deshalb, weil meine erwartungen nicht die höchsten waren. habe schlimmeres befürchtet...