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Ein Loblied auf eine deutschsprachige Band. Und das an dieser Stelle. Fehlgriff oder Beginn einer Serie? Jedenfalls haben Tomte mit "Buchstaben über der Stadt" Großes geleistet.

Tomte

Ganz Indie-Deutschland freut sich seit Monaten auf das neue Tomte-Album. Haben die Mannen um Thees Uhlmann doch vor drei Jahren mit "Hinter all diesen Fenstern" eine der besten deutschsprachigen Platten des neuen Jahrtausends veröffentlicht. Eine weitverbreitete Meinung über ein Album, das auch mich auf Tomte aufmerksam werden ließ. Wenn ich auch nicht wirklich reingekippt bin, in diese "Platte, die eben kein Mittelmaß ist" (Zitat: Spex). In Sachen "Musik aus Deutschland" gab ich damals doch eher den Label-Kollegen Kettcar und ihrem "Du und wieviel von Deinen Freunden" den Vorzug. Was sich mit dem neuen Album von Tomte geändert hat. Aber gründlich noch dazu. Vor allem im Vergleich zu Kettcar und ihrem letztjährigen "Von Spatzen und Tauben, Dächern und Händen". Nicht schlecht, aber doch weit entfernt vom Vorgänger. Obwohl ich sie schon noch mag. Nur halt nicht so sehr wie Tomte. Wohlbemerkt: Heute. Morgen kann natürlich schon wieder alles ganz anders aussehen.

Die Zeiten ändern sich eben. Man betrachte nur mal die letzten Jahre im Leben von Thees Uhlmann. Zuerst gründet er gemeinsam mit Marcus Wiebusch und Reimer Bustorff von Kettcar das kleine Hamburger Label "Grand Hotel van Cleef", welches mit "Du und wieviel von Deinen Freunden" auch prompt in die Charts kommt. Im Jahr darauf folgt dann der große Durchbruch mit Tomte. Als Draufgabe feiert Uhlmann vergangenen Oktober auch noch sein Leinwand-Debut. Als Teil der Hansen Band im Kinofilm "Keine Lieder über Liebe". Und 2006? Mit "Buchstaben über der Stadt" geht der Erfolgslauf weiter. Was nicht wirklich schwer vorherzusagen ist. Immerhin trällert man nun schon seit Wochen allerorts die neuen Lieder, kennt das inzwischen zur B-Seite verkommene "Wir fragten deinen Dealer" besser als "Auf meinen Schultern", den eigentlichen Track Nummer 8. Das Internet macht's möglich. Doch keine Sorge: Natürlich werden wir alle, die sich schon vor geraumer Zeit die MP3-Version von "Buchstaben über der Stadt" besorgt haben, spätestens in den nächsten Tagen zum Plattenladen unseres Vertrauens pilgern und dort die CD für bare Münze erstehen. Wenn möglich sogar die Limited Edition mit Bonus-DVD. Im Falle von Tomte lässt man sich doch nicht lumpen, oder?

"Wenn der Beat losgeht", dann ist man gleich mal mitten drinnen, in einer Welt aus Herz, Schmerz und Leidenschaft. "Ich sang die ganze Zeit von Dir" ist Opener und erste Single. Mit einem Text für die Ewigkeit. Ebenso verhält es sich bei "Was den Himmel erhellt" oder "Walter und Gail". Großartiges Deutsch. Poetisch und voller Emotionen. Da stören auch die Fehler nicht. Vielmehr machen sie diese Platte nur noch charmanter. Wer soetwas schlecht findet, der kann nicht richtig hingehört haben. Alles super Songs. Hymnen ohne Ende. Kein Scheiß. Echt wahr. Naja, zumindestens fast. Ein paar mittelmäßige Nummern gibt es da schon. Aber über die sieht man gerne hinweg. Zu schön ist der Rest geworden, als dass der finale Schmalz-Overkill von "Geigen bei Wonderful World" wirklich nachwirken könnte. Eine gewisse Portion Kitsch muss man im Falle von Tomte schon vertragen können. Ebenso wie die hin und wieder doch etwas nervende Stimme. Gehört einfach dazu. Eben typisch Tomte. Besseres deutsches Liedgut wird man dieses Jahr jedenfalls nicht mehr zu Ohren bekommen. Versprochen. "Sincerely, Thees Uhlmann." [.txt]

[Live: Arena, Wien - 05.10.2006]

Tomte: Buchstaben über der StadtTomte
Buchstaben über der Stadt
06.02.2006


[tomte.de]