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Ein Vergleich, der sein muss. Allzu oft bietet sich einem nicht die Möglichkeit eine Band binnen drei Monaten in zwei Städten live miterleben zu können. So geschehen bei den Editors.

Joy Division, Echo & The Bunnymen, Interpol. All diese Bands fielen mir damals ein, als ich das Debut der Editors erstmals hörte. "The Back Room" als überflüssiges Album einer weiteren Klon-Band zu bezeichnen, wäre jedoch vermessen gewesen. Schlichtweg ein Fehler. Denn beim näheren Hinhören entdeckte ich fortan jede Menge Eigenheiten, die das britische Quartett vom Rest der hiesigen Hype-Maschinerie abhebt. Natürlich wird man da mit Unmengen an Zitaten aus den frühen Achtzigern konfrontiert. Und natürlich hat man diese düster-melancholischen Wave-Anleihen mit ihren unverkennbaren Gitarrenriffs schon unzählige Male zu Ohren bekommen. Auch in den letzten Jahren. Was "The Back Room" nun so besonders macht? Es ist nicht der Sound von gestern, sondern vielmehr die wirklich guten Kompositionen. Hier hat man es mit Songs zu tun, die einem nicht bereits nach ein paar Wochen auf die Nerven gehen. Nein, dieses Album hat Substanz. Nach gut einem halben Jahr seit der Veröffentlichung von "The Back Room" kann man soetwas schon mal behaupten.

Chris Urbanowicz (Guitar) - Tom Smith (Vocals/Guitar)Solch eine Band mit solch einem Album will man live sehen. Und sei es, dass man dafür einen etwas weiteren Weg in Kauf nehmen muss, weil das bereits fix gebuchte Wien-Konzert im November vergangenen Jahres abgesagt wurde. Die Editors wollten angeblich die Chance nicht auslassen zu dieser Zeit im Vorprogramm von Franz Ferdinand aufzutreten. So wurden es halt nicht die wenigen Kilometer vom zwölften in den ersten Bezirk, sondern knapp 440 Kilometer auf der Autobahn. Von Wien nach München. Und retour. Zugegeben: Alleine der Editors wegen hätte ich die Reise nicht gemacht. Für zwei Tage mit zwei interessanten Live-Konzerten - 24 Stunden später spielten in München die Arctic Monkeys - kann man hingegen soetwas schon mal tun. Auch wenn mir die damit verbundene Location bzw. die dort vorgefundene Überfüllung wohl für alle Ewigkeit schlecht in Erinnerung bleiben wird. Ich dachte nicht, dass ich soetwas jemals von mir geben würde: Aber da lobe ich mir das heimische Flex. Man kann über den Laden am Donaukanal als Veranstaltungsort von Konzerten in vielerlei Hinsicht meckern, aber eines ist dem viel zu engen, viel zu stickigen und schlichtweg versufften Flex nicht vorzuwerfen: Dass der Sound bei den Live-Auftritten nicht passen würde. Ein ums andere Mal eine soundtechnisch hervorragende Vorstellung. Bei den Editors war es nicht anders. Klarer die Gitarren nie klangen. Jeder Ton kam kraftvoll rüber. Alles perfekt auf den Punkt gespielt. Da macht auch atmosphärischer Pomp Sinn. Kurz: Bester Stoff für düstere Tanzflächen.

Besonders Sänger und Gitarrist Tom Smith zeigte an diesem Abend im ausverkauften Flex auf. Den Frontmann der Editors kann man durchaus als Performer der etwas emotionelleren Art bezeichnen. Der Mann schafft es zweifelsohne auf der Bühne aus sich herauszugehen. Mit allen Extremen, die dazugehören: Mal springt er wie ein Verhaltensgestörter zwischen Verstärkern und Bandkollegen umher. Im nächsten Moment steht er wiederum wie angewurzelt am Bühnenrand, hat seine Arme über dem Kopf verschränkt und schaut vollkommen geistesabwesend in die Menge. Tom Smith versteht sich auf die ganz großen Pop-Gesten. Und hat noch dazu eine herausragende Stimme: Wunderschön tief und dabei klagend und fordernd zugleich. Was vor allem bei den ruhigeren Songs zum Tragen kommt. Beispielsweise bei jenem neuen und gewohnt düsteren Stück namens "The Weight Of The World", das man dem Wiener Publikum im Zugabenteil vorstellte. Oder beim wunderbar eindringlichen "Camera". Beides von Smith am Keyboard zum Besten gegeben. Beides fehlte übrigens - wenn ich mich recht erinnere - auf der Setlist in München. Allein deshalb: Vorteil Wien.

[Live: Atomic Cafe, München - 11.11.2005]

Editors / Gliss
02.02.2006 - Wien, Flex.


[editorsofficial.com]
[gliss.tv]
punani - 4. Feb, 12:43:
wunderwunderwunderbar war´s.
[hab ich das gerade richtig gelesen. the bravery sind support von depeche mode?] 
wasix - 4. Feb, 15:17:
ja stimmt...
außer es hat sich etwas gravierendes verändert.
[thebravery.com] 
punani - 4. Feb, 18:51:
sehr schön :P