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Woody Allen zu mögen ist nicht schwer. Ihn zu hassen umso mehr. Auch wenn ich von ihm kaum einen herausragenden Film kenne. "Match Point" könnte da allerdings eine Ausnahme sein.

Jonathan Rhys-Meyers - Scarlett Johansson"Match Point" hatte vergangenen Mai in Cannes Premiere. "Match Point" lief aber auch wenige Monate später als Eröffnung der Viennale 2005. Gesehen habe ich den 36. Spielfilm des inzwischen siebzigjährigen Woody Allen damals nicht. Zu wenig reizvoll erschien mir der Inhalt. Ein Werk über die Bedeutung von Glück und Pech im Leben. Was im Trailer des Streifens durch eine gelbe Filzkugel versinnbildlicht wird, die in einem Tennis-Match die Netzkante streift und entweder in die eigene Spielhälfte oder auch die des Gegners fallen könnte. Ein für Woody Allen eher untypisches Werk. Gänzlich ohne Witz und nur mit wenig Morbidem versehen. Und mitspielen tut der Gute übrigens auch nicht. Was in diesem Rahmen wohl auch Sinn macht.

Die Geschichte wirkt eher simpel gestrickt: Ein junger Ex-Tennis-Profi (Jonathan Rhys-Meyers) zieht nach London, arbeitet dort in einem noblen Club als Tennis-Lehrer, findet dementsprechend schnell Anschluss bei der feinen Gesellschaft und heiratet schon wenig später die Schwester (Emily Mortimer) eines Schülers (Matthew Goode). Alles läuft perfekt, wäre da nicht die Freundin (Scarlett Johansson) des Schwagers, auf die der neue Schwiegersohn des Hauses ein Auge geworfen hat. Es kommt, was kommen muss: Man verfällt der Lust und beginnt eine Affäre. Eine verhängnisvolle Affäre.

Die erste Hälfte von "Match Point" kommt ziemlich herkömmlich daher. Die übliche Aufsteigergeschichte inklusive fatalem Seitensprung. Gut erzählt, aber doch etwas langatmig. Letzteres soll sich nach etwa einer Stunde jedoch schlagartig ändern, nämlich dann, wenn die Handlung von der Liebesträgödie zum Thriller mutiert: Spannend, vermeintlich vorhersehbar, dann aber doch mit der einen oder anderen Überraschung versehen. Vor allem gegen Ende. Hervorragend die dabei verwendete Musikuntermalung in Form knisternder Opern-Arien. Sehr stimmungsvoll. Ebenso hervorragend die Besetzung der männlichen Hauptrolle. Jonathan Rhys-Meyers konnte mich ein weiteres Mal überzeugen. Und im Gegensatz zu vielen seiner früheren Rollen passte diesmal nicht nur seine Performance sondern auch der Film. Bei Scarlett Johansson ist das etwas anders. Was weniger mit ihrer schauspielerischen Leistung als mit schlichter Antipathie zu tun hat. Das war bei mir schon immer so. Und ändert sich auch nicht mit diesem Film. Da hilft selbst ein Woody Allen in Hochform nicht.

Match PointMatch Point
Regie: Woody Allen.
Mit Jonathan Rhys-Meyers, Scarlett Johansson, Emily Mortimer.
30.12.2005


[matchpoint.dreamworks.com]