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Der zehnte und letzte Teil für dieses Jahr. Mit Kate Bush, System Of A Down, The Wrens und Ryan Adams. Nicht zu vergessen die in die Jahre gekommene Discomaus Madonna.

Kate Bush: AerialSystem Of A Down: HypnotizeThe Wrens: The MeadowlandsRyan Adams: 29Madonna: Confessions On A Dance Floor

Kate Bush
Aerial
07.11.2005

Kate Bush, die Göttliche, die Grande Dame der britischen Popmusik. Keine andere Sängerin gilt so sehr als Innovatorin und Wegbereiterin. Namedropping gefällig? Tori Amos, Fiona Apple, Björk, Alison Goldfrapp, um nur einige zu nennen. Und genau diese Ikone der Popkultur hat nun nach gefühlten hundert Jahren eine neue Platte auf den Markt gebracht. Man erinnere sich zurück: "Red Shoes", ihr letztes Studioalbum, wurde 1993 veröffentlicht. Eine Zeit, wo die Menschen noch ohne Handys, Internet oder MP3's auskommen mussten. Wie entspannt das Leben doch damals gewesen sein muss. Jedenfalls ist solch ein Comeback unweigerlich mit hohen Erwartungen verbunden. Da darf man schon mal gespannt sein. "Aerial", ihr inzwischen achtes Studiowerk, fiel dementsprechend umfassend aus. 16 neue Stücke, verteilt auf zwei CD's. Der erste Hördurchgang bringt einem auch gleich die zu erwartende Erkenntnis: Hier wird einem nichts geschenkt. Keine Ohrwürmer oder Songs, die sich einem sofort erschließen. "Aerial" präsentiert sich gleichermaßen harmonisch und experimentell. Will man dieses sehr ruhige und in sich geschlossene Album genießen, dann muss man sich schon voll und ganz darauf einlassen. Kate Bush ist also die Alte geblieben. Auch hinsichtlich Gesang, ist es doch ihre unverkennbare Stimme, die über "Aerial" thront. Eine durchaus gelungene Rückkehr, wenn auch bei weitem kein zweites "Hounds Of Love". [katebush.com]

System Of A Down
Hypnotize
21.11.2005

Auf SOAD ist Verlass. Wie versprochen bringen die Götter des alternativen Wahnsinns nur sechs Monate nach der Veröffentlichung von "Mezmerize" dessen Nachfolger "Hypnotize" auf den Markt. Zwei Alben, die unweigerlich zueinander gehören. Das beweist schon der letzte Track des jüngeren der beiden Zwillingsbrüder. "Soldier Side" komplettiert nämlich "Soldier Side Intro", den ersten Track auf "Mezmerize". Auch inhaltlich beschreitet man ähnliche Wege, ohne sich jedoch sinnlos zu wiederholen. Wer Unterschiede heraushören will, der wird diese auch finden. In meinen Ohren sind dies folgende: "Mezmerize" ist das straightere, poppigere und wohl auch leichter zugängliche Album. "Hypnotize" hingegen führt die stilistische Achterbahnfahrt von SOAD in neue Höhen. Noch härter. Noch schräger. Noch spektakulärer. Allerdings ähnlich vielseitig und verrückt. Das Manko: Auch bei "Hypnotize" wünscht man sich das ein oder ander Mal, Gitarrist Daron Malakian würde das Singen zur Gänze Frontmann Serj Tankian überlassen. Nichtsdestotrotz kommt auch das fünfte SOAD-Album einer herausragenden Leistung gleich. Was für ein Meilenstein wäre bloß ein "richtiges" Doppelalbum gewesen. So bleiben Ende 2005 zwei Alben, die wenn schon nicht zu den allerbesten, mit Sicherheit aber zu den un- und außergewöhnlichsten des Jahres gehören. Kleiner Tipp am Rande: Hintereinander auf eine CD brennen. Da knallt es einem die Birne weg. [systemofadown.com]

The Wrens
The Meadowlands
28.11.2005

Mehr als zwei Jahre hat dieses Album nun schon am Buckel. Pitchfork ließ sich damals - im September 2003 - zu beachtlichen 9,5 von 10 möglichen Punkten hinreißen. Von einem Meisterwerk war dort die Rede, einem "Magnum Opus". In einem Atemzug genannt mit "You Forgot It In People" von Broken Social Scene. Mit über 800 Tagen Verspätung kommt "The Meadowlands" nun auch hierzulande in die Plattenläden. Nicht das erste Album der Brüder Kevin und Greg Whelan. Aber das erste, welches der Sage nach in einer Küche eingespielt wurde. Vielleicht mit ein Grund, warum es ihr bislang bestes wurde. Auch wenn die Einsicht dessen beim Zuhörer wohl seine Zeit benötigt. Wer anfangs nur wenig begeistert ist, keine Sorge, diese Platte wird mit jedem Mal besser. Irgendwann kann man von der dargebrachten Mischung aus Emo, Punk und Psychedelica nur noch begeistert sein. Eine richtig schöne Old-School-Indie-Pop-Scheibe. Eingängig und schräg zugleich. Inklusive dem nötigen Anspruch altersweisem Songwritings. Wenn es Gerechtigkeit auf Erden gibt, dann wird dieses brillante Stück Musik jene Aufmerksamkeit bekommen, die es sich verdient hat. Auch bei uns. [wrens.com]

Ryan Adams
29
19.12.2005 (UK-Import)

Mit Ryan Adams verbindet mich soetwas wie Hassliebe. Von seinen ersten Alben habe ich gleich mal die Finger gelassen. Im Nachhinein betrachtet die richtige Entscheidung. Wirklich interessant wurde er für mich erst mit den düster-traurigen "Love Is Hell"-EP's. Als Nachfolger dazu gab es vom hyperproduktiven Adams dieses Jahr gleich drei neue Platten zu erkunden. Zuerst das Doppelalbum "Cold Roses", eine Rückbesinnung auf jenes Genre, das ihn bekannt machte: Alt-Country. Eine einzige Enttäuschung. Das darauffolgende "Jacksonville City Nights" schlug in dieselbe Kerbe und drang dabei noch tiefer vor. Ich hielt jedenfalls gerade mal bis zur Hälfte durch. Und verpasste dadurch das Cover von "Always On My Mind". Album Nummer 3 habe ich mir dann aber doch wieder antun müssen. Allein deshalb, weil ich vom Songwriter-Talent eines Ryan Adams wirklich überzeugt bin. Bei "29" nimmt er sich im Gegensatz zu den beiden Vorgängern - wo er von den Cardinals begleitet wurde - dann auch all die Freiheiten eines großen Solokünstlers. Was bedeutet, dass man endlich wieder jene abgefuckte Form balladesken Liedgutes zu Ohren bekommt, die schon "Love Is Hell" so unwiderstehlich machte. Da jagt einem der kalter Schauer über den Rücken. Gruselig schön. Zumindestens größtenteils. Über die vereinzelten Ausflüge in Richtung Rockabilly kann man in diesem Fall schon mal hinwegsehen.
[ryan-adams.com]

"(Ex-)Helden, die in die Kacke greifen": Diesmal mit Frau Ciccone. Oder Ritchie.

Madonna
Confessions On A Dance Floor
14.11.2005

Sie ist die erfolgreichste Musikerin aller Zeiten. Unzählige Hit-Singles gehen auf ihr Konto. Bezeichnend, dass ihre besten Alben die beiden Best-Of-Compilations sind. Wobei schon auch zwei Ausnahmen erwähnt gehören: "Like A Prayer" (1989) und vor allem "Ray Of Light" (1997). Letzteres wohl Madonnas beste Platte, mit der sie die Pop-Musik stilgerecht ins neue Jahrtausend hievte. Ich mochte sie damals. Ja, ich mochte sie wirklich. Leider ging es ab diesem Zeitpunkt aber nur noch bergab. "Music" (2000) war ja noch einigermaßen okay. Nicht so "American Life" (2003). Nun steht der peinliche Nachschlag an. Schon der Vorbote zum neuen Album ließ nichts Gutes erwarten. Für "Hung Up" ging Madonna bei Benny und Björn von Abba betteln. Mit Erfolg, durfte sie für die neue Single doch ein Sample aus deren "Gimme, Gimme, Gimme" verwenden. Klingt billig, langweilig, überflüssig - ist es auch. Sorry, aber wer braucht heute noch Abba? Es scheint jedenfalls so, als wolle Madonna mit aller Gewalt ihren Status als Disco-Queen zurückerobern. Im Falle einer inzwischen 47-Jährigen ein durchaus vages Unterfangen. Ermöglichen sollte dies Stuart Price, auch bekannt als Les Rythmes Digitales oder Teil von Zoot Woman. Ein weiterer dieser angesagten Produzenten, mit denen sich Madonna so gerne schmückt. Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit bietet 12 Tracks pure Tanzmusik. Ohne Pause. Alles im klassischem Club-Format. Der Haken daran: "Confessions On A Dance Floor" erinnert mich dann doch zu sehr an billigen Euro-Trash. Nix da Future-Disco. Eher abgenudelte Durchschnittskost. Sorry, aber da bleibe ich lieber bei "meiner" Kylie.
[madonna.com]