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Eels @ WUK. Seit Monaten ausverkauft, auf 300 Personen beschränkt, bestuhlt. Und dann erst die Überraschungen: Quantenphysik, The Chet's Lesungen, E's Schlagzeug-Solo. Kein "normales" Konzert.

Eels: E - The Chet

Es war ein Wettlauf mit der Zeit. Nicht am Abend der Veranstaltung oder beim Konzert selbst. All jene, die vor Ort und somit Teil dessen sein durften, hatten entweder ihre guten Beziehungen genutzt oder dürfen einen bemerkenswerten Schnellkaufreflex ihr Eigen nennen. Ein ganzer, ein auf Online-Verkauf beschränkter und ein angeschnittener Tag, mehr Zeit wurde einem nicht gelassen. Die Vorausahnenden waren schon am Samstag, den 10. November tätig. Am Tag des Vorverkaufsstarts. Wer bis auf den darauffolgenden Montag wartete, durfte sich glücklich schätzen, ergatterte er/sie noch eines der begehrten Tickets. In den Nachmittagstunden des 12.11.2007 war es jedenfalls zu spät. Da half kein Lamentieren, auch kein Weinen. Bestenfalls noch der tiefe Griff ins Börsel um mittels eBay-Höchstgebot an eine Karte zu kommen. Und das alles, weil bloß 300 Personen die Möglichkeit gegeben wurde, am im außerordentlich intimen Rahmen stattfindenden Eels-Konzert im Wiener WUK teilzunehmen. "Exclusive and seated!"

Ein Konzertabend mit so manch Unerwartetem. Jedenfalls für jene, die sich nicht in Fan-Foren anhand diverser Berichte über kürzlich abgehaltene Konzerte vorab informierten. So durfte man schon vom Vorprogramm verblüfft sein. Kein herkömmlicher Support-Act, stattdessen ein Film. Eine einstündige - in England sogar für den Royal Television Society Award nominierte - BBC-Dokumentation über den zu Lebzeiten verkannten Physiker Hugh Everett III, Vater von Eels-Mastermind E aka Mark Oliver Everett. Der 1982 - E war gerade mal 19 - im Alter von 51 Jahren verstorbene Everett gilt als Begründer der "Viele-Welten-Interpretation" der Quantenmechanik, welche aussagt, dass es eine enorme Menge gleichzeitig existierender Welten gibt. Wie auch immer. "Parallel Worlds, Parallel Lives" erzählt davon, wäre für den Quantenphysik-uninteressierten Eels-Fan allerdings nur wenig unterhaltsam, gäbe es da nicht die Rahmenhandlung, wobei sich der musizierende und ebenso Quantenphysik-uninteressierte Sohnemann auf die Spuren seines in einschlägigen Kreisen inzwischen berühmten Vaters macht, dabei meist weniger als mehr ernsthafte Gespräche mit dessen alten Weggefährten und ihn hochschätzenden Kollegen führt. Ein überraschend kurzweiliger und alles andere als unangebrachter "Anheizer" für den darauffolgenden Eels-Gig.

"Hello Schatzi." Was zuerst auffiel, als E die Bühne betrat: Er trug dasselbe Kapperl wie in der eben gesehenen Doku. Und er war allein. Zwei Songs lang. Danach kam The Chet alias Jeff Lyster, seines Zeichens Multiinstrumentalist. Macht in Summe zwei Männer und eine Vielzahl an Spielzeug zum Musikmachen. Das war's. Keine Rock-Band, wie beim letzten Wien-Gastspiel vor zwei Jahren in der Arena. Keine Streicheruntermalung, wie bei der 2006er-Live-CD/DVD "Eels With Strings: Live At Town Hall". Bei der Tour zum aktuellen Best-Of- und Raritäten-Album ist Minimalismus angesagt. Was leicht ins Auge hätte gehen können. Nicht bei den Eels. Deren tragikomisches Liedgut lebt ohnehin von einer gewissen Kargheit, versagt sich zumeist opulenter Verlockungen. Und falls es während der gut 80 Minuten der Live-Show doch mal etwas langatmiger zu werden drohte, dann gab The Chet einfach eine Leseeinlage - schlussendlich wurden es zwei - von Everetts Autobiografie zum Besten oder die beiden Akteure versuchten sich bei "Flyswater" erfolgreich an einem fliegenden Piano-Schlagzeug-Wechsel. Inklusive Drumsolo Marke E. "Dankeschön, My Schatzi."

Eels
10.03.2008 - WUK, Wien.


Setlist:
A Magic World / Ugly Love / Strawberry Blonde / Last Time We Spoke / The Cheater's Guide To Your Heart / Souljacker Part I / Elizabeth On The Bathroom Floor / Dog's Life / My Beloved Monster / I Like Birds / The Chet Book Reading Part I / Jeannie's Diary / In The Yard, Behind The Church / The Chet Book Reading Part II / Last Stop: This Town / I Want To Protect You / Flyswatter / Bus Stop Boxer / Novocaine For The Soul / Good Times, Bad Times / Somebody Loves You / Souljacker Part II.
Encore: Can't Help Falling In Love / Blinking Lights (For Me).

[eelstheband.com] [myspace.com/eels]

[Review: Eels - Meet The Eels / Useless Trinkets]
[Review: Mark Oliver Everett - Things The Grandchildren Should Know]