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Die Rückkehr der Smashing Pumpkins, einer Neunziger-Jahre-Rock-Legende. Zugegeben: Ich will "Zeitgeist" mögen. Allein der guten, alten Zeiten wegen. Und siehe da: Ich mag es auch.

Billy Corgan hat sich überschätzt. Da trägt er im ganz großen Stil eine der wichtigsten Bands der Neunziger zu Grabe und erwartet sich, dass all das von ihm initiierte Nachfolgende mit ebensolchem Erfolg seinen Lauf nehmen würde. Die alteingesessene Fangemeinde sowieso, aber auch die nächste Generation von Indie-Jüngern sollte den selbsternannten Musikergott unter falscher Flagge liebhaben. Genauso - wenigstens so ähnlich - ging Corgan 2001 an seine Post-Smashing Pumpkins-Schaffenphase heran. Und scheiterte kläglich. Mit ein Grund: Die Smashing Pumpkins waren nie auch nur ansatzweise eine Indie-Band, schielten mit ihrem vermeintlichen Alternative-Rock stets Richtung Mainstream. Und genau dieser Mainstream ernährt sich nun mal von möglichst einfach verwertbarer Kost. Welche Corgan mit Zwan und seinem Soloausflug nicht liefern konnte, vielleicht auch nicht wollte. Wenn Zweiteres tatsächlich zutreffen sollte, dann hat er vor etwa zwei Jahren seine Meinung geändert: "I want my band back, and my songs, and my dream. In this desire I feel I have come home again."

Smashing PumpkinsBilly Corgan hat ein Ego-Problem, hatte er immer schon. Folglich durfte nichts schiefgehen. Wenn "seine" Smashing Pumpkins nach fast siebenjähriger Pause wieder zurückkehren, dann mit allem Drum und Dran. Großangelegte Tournee, ebensolche Promotion zum Comeback-Album. Zuvor natürlich die übliche Geheimniskrämerei. Wie würden sie aussehen, wie würden sie sich anhören und wer würde nebst Ober-Zampano überhaupt mitmachen dürfen? Die Auflösung letzterer Frage musste man so erwarten, war schlussendlich aber doch eine gewisse Enttäuschung. Kein James Iha. Keine D'Arcy Wretzky. Nicht einmal Melissa Auf Der Maur. Einzig Drummer Jimmy Chamberlin durfte Corgan beim Entstehungsprozess des neuen Albums zur Seite stehen. Ebenso wie 2003 bei "Mary Star Of The Sea" und 2005 bei "The Future Embrace". Wobei sich die einzig logische Frage auftut. Aufgrund der Sache mit Corgans erwähntem Ego-Problem dann wiederum doch nicht. Egal. Die Smashing Pumpkins sind zurück. Und irgendwie kann man als Fan erster Stunde die Freude nicht unterdrücken, gibt sich der aufkommenden Sentimentalität bereitwillig hin.

Da erinnert man sich an die sommerliche Entdeckungsreise von "Siamese Dream", an jenes unbestrittene Meisterwerk namens "Mellon Collie And The Infinite Sadness" und an die Zeit, als man so sehr in das doch merklich andere "Adore" hineingekippt ist. Und all das soll Billy Corgan nun mit einer halbgaren Reunion aufs Spiel setzen? Nein, tut er nicht. "Zeitgeist" mag zwar Altbekanntes, einst so sehr Liebgewonnenes neu aufwärmen, die einhergehend zu befürchtende Demontage bleibt jedoch aus. Corgan liegt richtig, wenn er seine markant nervige Stimme in den Mittelpunkt rückt, passend dazu mit ganz vielen Gitarren ein straightes und beachtlich ausuferndes Rock-Feuerwerk vom Stapel lässt. Was in Summe natürlich hinter erwähnten Großtaten anstehen muss. Nichtsdestotrotz erweist sich "Zeitgeist" als ein Album, das entgegen der weitgehenden aktuellen Meinung irgendwann mal als gelungene Rückkehr der Smashing Pumpkins akzeptiert werden wird. Da mögen Kritiker noch so sehr nörgeln. Die Hürde ist geschafft. Die Fortsetzung kann kommen. Wird sie auch. Soetwas lässt sich ein Billy Corgan kein zweites Mal entgehen.

Smashing Pumpkins: ZeitgeistSmashing Pumpkins
Zeitgeist
09.07.2007


[smashingpumpkins.com]
[myspace.com/smashingpumpkins]

[Review: Billy Corgan - The Future Embrace]

[Smashing Pumpkins @ Stadthalle, Wien - 31.01.2008]