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Smashing Pumpkins @ Stadthalle. Schlussendlich dann also doch noch. Weil man einem geschenkten Gaul nicht ins Maul schauen soll. Und der Opernball auch nicht unbedingt meins ist.

Smashing Pumpkins

Okay, die SP sind nicht mehr das, was sie damals, in den ruhmreichen Neunzigern mal waren. Da kann uns Ober-Pumpkin Billy Corgan - mit Unterstützung von Drummer Jimmy Chamberlain - heutzutage auftischen, was er will. Der bittere Beigeschmack bleibt. Was zweifelsohne mit dem Abhandekommen von zwei Viertel der Originalbesetzung zu tun hat. James Iha und D'arcy Wretzky fehlen. Auch wenn es der alleinige Mastermind nicht wahrhaben will. Keine Frage, die alteingesessene Fangemeinde freut sich über die Reunion. Zweifelsohne größer wäre die Begeisterung allerdings bei der Rückkehr der Original-Pumpkins gewesen. Hätte er doch wenigstens auf Ersatz-Bassistin Melissa Auf der Maur zurückgegriffen. Aber nicht mal dazu ließ sich Corgan hinreißen. Alles andere als eine vage Behauptung, dass die SP mit Iha und Wretzky bzw. Auf der Maur weitaus mehr als geschätzte 3.500 bis 4.000 Konzertbesucher in eine folglich mit dunklen Vorhängen die Sitzplatztribünen verdeckende, fast schon gespenstisch wirkenden Wiener Stadthalle gelockt hätten. Ein halber Pumpkin plus "Zeitgeist" war dazu offensichtlich nicht im Stande.

Jetzt könnte man dem begnadeten Songwriter ohne weiteres vorwerfen, dass er es nicht mehr so recht bringe, dass die Musik allein, die laut Corgan bei den SP ohnehin immer schon ausschließlich auf seinem Gedankengut gewachsen sei, nicht mehr ausreiche, um mehr als in Nostalgie schwelgenden Ende-Zwanziger bis Anfang-Vierziger zu mobilisieren. Tue ich aber nicht, hat mich das letztjährige "Zeitgeist" doch durchaus angesprochen. Natürlich ist es meilenweit von einem "Siamese Dream", "Mellon Collie And The Infinite Sadness" oder "Adore" entfernt, nur ganz so mies, wie manche es geredet bzw. geschrieben haben, war das erste SP-Album nach siebenjähriger Funkstille definitv nicht. Und diese Meinung vertrete ich nicht nur der guten, alten Zeiten wegen. Wobei die SP immer schon für zwei Extreme standen: Zu- oder Abneigung. Kein Dazwischen. Die Einen hassten sie mit vollster Überzeugung. Die Anderen wiederum nahmen wegen ihrer vermeintlichen Abschiedstournee gar einen Ausflug in die ferne Münchner Olympiahalle auf sich. "The Sacred And The Profane", miterlebt im September 2000.

Vorweg: Das zweite Wien-Gastspiel der SP war ein gutes Konzert. Wenn auch eines, das einen mit gemischten Gefühlen zurückließ. Einerseits, weil Corgans Bühnenpräsenz - unabhängig vom modisch silbernen Herrenrock, den er auf der Bühne trug - immer noch exzentrisch-schaurig rüberkommt. Andererseits, weil derselbe beim Festlegen der Setlist altbekannten Macken alle Ehre machte. Man beachte die zweifelhafte Reihenfolge des etwa 30 Nummern umfassenden Programms. Anfangs zäh, aufgrund der vielen überlangen, vorwiegend ruhigeren Stücken fast schon fad. Im Mittelteil sensationell, weil in einem Block die meisten der ersehnten Klassiker gespielt wurden. Gegen Ende dann ein merklicher Abfall, inklusive Coverversionen von Fats Domino, Uriah Heep und Buffalo Springfield. Wobei wiederum "Cherub Rock" als letztes Lied des Abends - anno dazumal übrigens der allererste SP-Song, der mir zu Ohren kam - für so manch vorangegangenen Fehlgriff entschädigen sollte. Was blieb, war ein Konzertmarathon mit gut gemeinten, aber viel zu langen 150 Minuten. Weil eben nicht nur des Guten, sondern auch von Leerläufen gekennzeichnet. Was kompakte, in sich stimmige eineinhalb Stunden da wohl ausrichten hätten können?

Smashing Pumpkins / Across The Delta
31.01.2008 - Stadthalle, Wien.


Setlist:
Porcelina Of The Vast Oceans / Behold! The Nightmare / Bring The Light / Tonight, Tonight / Mayonaise / Try, Try, Try / Superchrist / (Come On) Let's Go / Stellar / Perfect / Lily (My One And Only) / The Rose March / Today / Tarantula / Stand Inside Your Love / Ava Adore / Drown / Bullet With Butterfly Wings / 1979 / That's The Way (My Love Is) / My Blue Heaven (Fats Domino Cover) / The Everlasting Gaze / Cash Car Star / Easy Living (Uriah Heep Cover) / For What It's Worth (Buffalo Springfield Cover) / Daydream / Wound / United States.
Encore: I Don't Mind / Cherub Rock.

[smashingpumpkins.com] [myspace.com/smashingpumpkins]
[acrossthedelta.com] [myspace.com/acrossthedelta]

[Smashing Pumpkins @ Museumsquartier, Wien - 22.04.1996]

[Review: Smashing Pumpkins - Zeitgeist]