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Hopkins vs. Gosling. Altmeister gegen Jungmime. Das perfekte Schauspieler-duell. In Form eines perfekten Katz-und-Maus-Spiels. Was "Fracture" zum (nahezu) perfekten Justiz-Thriller macht.

Fracture: Ryan Gosling - Anthony Hopkins.

In der zweiten Hälfte der Neunziger gehörte Edward Norton zu den interessantesten, coolsten und besten Schauspielern seiner Generation. Vor allem wegen dieser beiden Rollen. Jener des wahren Tyler Durden in "Fight Club". Und jener des geläuterten Neonazis in "American History X". Da gab es knapp drei Jahre davor aber auch noch diese andere Rolle, die man gerne vergisst, weil Norton damals doch bloß Nebendarsteller war. Aber was für einer. Richard Geres Leistung als siegessicherer Strafverteidiger in Ehren, aber Newcomer Edward Norton spielte ihn als Jungspund mit (scheinbar) gespaltener Persönlichkeit schlichtweg an die Wand. Man beachte allein seine finale Szene in der Gefängniszelle, wo ihm dann doch noch die Wahrheit herausrutscht. Ganz großes Kino. Man beachte aber auch den Regisseur, der mit "Primal Fear" - hierzulande besser bekannt unter dem Titel "Zwielicht" - ebenso wie Norton sein Kinodebut gab. Ein bemerkenswertes Erstlingswerk, welches seine darauffolgenden drei Filme doch eindeutig hintenanstellen ließ.

Nach fünf Jahren Pause meldet sich Gregory Hoblit nun zurück. Mit einem Film, der seinem Debut nicht ganz unähnlich ist. Da wäre dieses ziemlich eindeutige Verbrechen. Vor allem aber dieser Verbrecher, der die Tat auf durchaus unkonventionelle Weise abzustreiten versucht. Im Falle von "Fracture" - deutscher Titel: "Das perfekte Verbrechen" - ist dies ein schwerreicher Flugzeugtechniker, der seiner untreuen Ehefrau einen Kopfschuss verpasst hat. Ohne sie dabei getötet zu haben. Das Opfer liegt im Koma, keine Hoffnung jemals wieder aus diesem aufzuwachen. Die Sache scheint eindeutig. Und so sieht sich ein junger, karrieregeiler Staatsanwalt veranlasst, den vermeintlichen Routinefall mal eben so nebenbei abzuhandeln. Wobei er allerdings die Rechnung ohne den gewieften Täter gemacht hat. Gibt jener anfangs noch ein Geständnis ab, so widerruft er dieses plötzlich wieder. Weil die Tatwaffe nicht auffindbar ist. Und weil der ihn überführte und verhörte Polizist der Geliebte seiner Gattin war. Was die Anklage mehr und mehr zerbröckeln lässt. Ebenso wie die ruhmreiche Zukunft des Anklägers.

"Fracture" bietet eine klassische Zwei-Mann-Show. Auf der einen Seite der mit allen Wassern gewaschene Bösewicht. Dargestellt vom ohnehin unantastbaren Sir Anthony Hopkins, der erstmals seit seiner Paraderolle als Hannibal Lecter wieder einen Fiesling mimt. Auf der anderen Seite der smarte Möchtegern-Staranwalt. Dargestellt vom aufstrebenden Ryan Gosling, der aufgrund seines Äußeren durchaus als kleiner Bruder von Edward Norton durchgeht, dabei aber auch über ähnliches schauspielerisches Potential verfügt. Allein seine oscarnominierte Darbietung im bei der letzten Viennale gezeigten Indie-Drama "Half Nelson" machte den Streifen zu einem der sehenswertesten des vergangenen Jahres. Und wenn eben einer der bewährtesten auf einen der hoffnungsvollsten Schauspieler dieser Tage trifft, es sich dabei auch noch um einen Thriller feinster Machart handelt, dann darf schon mal ein richtig unerbittliches Psychoduell erwartet werden. Welches man bei "Fracture" auch bekommt. In diesem Sinne: Staunen und genießen. Und im Nachhinein möglichst wenig daran stören, dass des Rätsels Lösung nicht wirklich schwer zu erraten war.

FractureFracture
Regie: Gregory Hoblit.
Mit Anthony Hopkins, Ryan Gosling, Rosamund Pike.
18.05.2007


[fracturemovie.com] [imdb.com]

[Review: Half Nelson - Regie: Ryan Fleck]
srocca - 28. Mai, 18:01:
Ryan Gosling...
hat hoffentlich eine große Zunkunft. Er war beeindruckend in "Half Nelson" und in "Fracture". Obwohl ich Schwierigkeiten gehabt hätte, ihn wiederzuerkennen, wenn ich nicht gewusst hätte, dass er in "Half Nelson" gespielt hat. 
wasix - 28. Mai, 18:56:
re: ryan gosling
bei "half nelson" hatte ich den eindruck, dass ihn die verantwortlichen während des drehs verboten hatten zu schlafen, zu essen, sich zu waschen und vor allem zu rasieren. so sah er jedenfalls aus. so richtig schön fertig und abgefuckt...