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Madonna hat Guy Ritchies Filmkarriere auf dem Gewissen. Zumindestens wenn es nach den Kritikern geht. "Revolver" sollte man trotzdem eine Chance geben. Am Besten gleich zweimal.

Guy Ritchie gehörte mal zu den coolsten Filmemachern auf diesem Planeten. Nun ja, zumindestens war er nahe dran. Mit "Lock, Stock And Two Smoking Barrels" und "Snatch" lieferte er Ende des letzten Jahrtausends die innovativsten Krimi-Grotesken ab, die man sich nur wünschen konnte. Musterbeispiele für die Renaissance des britischen Films. Danach kam der Einbruch. Der Grund dafür? Er heiratete. Und zwar nicht irgendwen, sondern eine gewisse Louise Ciccone, besser bekannt als Madonna, unbestrittene Pop-Ikone und Garant für cineastische Fehlgriffe. Spätestens mit dem gemeinsamen Film "Swept Away" war der Kritikerliebling Guy Ritchie Geschichte. Allerorts Verrisse. Der Film wurde zum totalen Flop. Sein guter Name nahm merklich Schaden. Was "Mister Madonna" aber nicht davon abhalten konnte, seiner Ehegattin auch beim nächsten Film eine Rolle ins Drehbuch zu schreiben.

Jason Statham in "Revolver"Zuerst die gute Nachricht: Guy Ritchie ist mit "Revolver" zu seinen Wurzeln zurückgekehrt. Endlich wieder ein Gangster-Film. Keine Komödie, vielmehr ein ernster Streifen. Was gewöhnungsbedürftig ist. Aber solange man mit der gleichen smarten Coolness konfrontiert wird, nimmt man solch einen Wandel schon mal in Kauf. Als Draufgabe noch eine gute Nachricht: Madonna ist in "Revolver" nicht zu sehen. Sämtliche Szenen, in denen sie mitspielt, fielen der Schere zum Opfer. Was den Streifen aber nicht mehr vor der schreibenden Meute retten konnte. Wobei wir bei der schlechten Nachricht sind: "Revolver" wurde zum schlechtesten Film des letzten Jahres gekürt. Zumindestens in England. Denn nur dort ist der Streifen bislang auch im Kino gelaufen. Pressestimmen beschreiben ihn als verworren, protzig und völlig überzogen. Ein einziges Durcheinander. The Guardian dazu: "After Revolver, Swept Away now looks like Citizen Kane."

"Revolver" erzählt die Geschichte einer Fehde zwischen einem Glücksspieler und einem Gangsterboss. So weit, so gut. Was den Genuss dieses Streifens allerdings ein wenig beeinträchtigt, ist die Tatsache, dass Guy Ritchie den ganzen Film wie ein Spiel inszeniert hat. Ein Schach-Spiel. Dies zu erkennen, ist alles andere als leicht. Und selbst wenn man es weiß, hilft es einem auch nicht unbedingt weiter. Denn es wäre nicht Guy Ritchie, wenn es nicht mindestens drei parallel laufende Handlungsstränge gäbe. Was wiederum zu einer extrem dichten Story führt, die 100 Prozent Aufmerksamkeit seitens des Betrachters erfordert. Einen Moment nicht aufpassen, schon kapiert man nichts mehr. Noch dazu ist "Revolver" alles andere als schlüssig. Interpretationen sind gefragt. Was natürlich nicht Jedermanns Sache ist. Abseits dessen liefert Ritchie aber wieder mal einen wahren Augenschmaus ab. Mit brillanten Kameraperspektiven. Surreal und eindrücklich zugleich. In visueller Hinsicht ein absolut genialer Streifen. Ansonsten geht "Revolver" mit Sicherheit als einer der komplexesten Filme durch, die mir jemals zu Augen gekommen sind. Soetwas muss man sich zumindestens zweimal zu Gemüte führen, bevor man sich ein endgültiges Urteil erlaubt. Soll mir bloß jemand erzählen, er hätte diesen Film schon beim ersten Mal durch und durch verstanden. Hat mal eben jemand eine 12 Dollar-Note zur Hand?

RevolverRevolver
Regie: Guy Ritchie.
Mit Jason Statham, Ray Liotta, Andre Benjamin.
DVD (OF)


[revolverthemovie.co.uk]