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Bei der Fortsetzung eines Genre-Klassikers ist die Erwartungshaltung dementsprechend hoch. Wie "Saw 2" geworden ist? Nicht wirklich außergewöhnlich, trotzdem uneingeschränkt empfehlenswert.

Saw 2Halloween 2004: Ein kleiner, fieser Horrorfilm startet in den amerikanischen Kinos und avanciert in den darauffolgenden Wochen zum Überraschungserfolg. Der Inhalt: Ein Serienkiller treibt sein Unwesen. Was ihn vom herkömmlichen Mörder unterscheidet, ist die Tatsache, dass der sogenannte Jigsaw-Killer nicht selbst Hand anlegt. Vielmehr stellt er seine Opfer vor die Wahl: Fügt man sich selbst große Schmerzen zu oder tötet gar sein Gegenüber, um zu überleben? Ziemlich krank und ziemlich blutig. Inklusive jeder Menge atemberaubender Story-Twists. "Saw" zählt vollkommen zu Recht zu den besten Horrorfilmen der letzten Jahre. Selten genug, dass sich Kritiker und Genre-Liebhaber gleichermaßen begeistert zeigen. Mir ging es da nicht anders. Wenn auch - wie hierzulande üblich - mit Verspätung. Kam "Saw" bei uns doch erst im April vergangenen Jahres in die Kinos. Und verhungerte in wenigen Spätvorstellungen. Nur gut, dass es Videotheken gibt.

Halloween 2005: "Saw 2" steht in den US-Kinos am Start. Wie das alles so schnell gehen konnte? Man bediente sich einfach an einem bereits vorhandenen Stoff. Nämlich jenen eines Streifens namens "The Desperate". Geschrieben von einem gewissen Darren Lynn Bousman. Dieser versuchte bereits seit mehreren Jahren sein Drehbuch irgendwelchen Hollywood-Produzenten schmackhaft zu machen. Jedoch ohne Erfolg. Zumindestens bis zu jenem Zeitpunkt, als die Geldgeber von "Saw" nach dessen unerwartet hohen Einspielergebnis so schnell wie möglich einen Nachfolger ins Rennen schicken wollten. Warum also nicht Zeit und Geld sparen und sich an Bousmans Geschichte bedienen. Jener über eine Gruppe von Leuten, die sich in einem Haus eingesperrt dem mörderischen Spiel eines Wahnsinnigen ausgesetzt sieht. Viel zu verändern gab es nicht. Parallelen waren ohnehin genügend vorhanden. So blieb die Handlung im Grunde sogar gleich. Einzig ein paar Details wurden hinzugefügt. Und natürlich musste der Jigsaw-Killer in die Handlung eingebunden werden. Für diverse Modifikationen konnte man mit Leigh Whannell dann auch eine Hälfte des bewährten Originalgespannes gewinnen. Blieb also nur noch das Problem, dass mit James Wan der zweite kreative Kopf hinter "Saw" anderwertig beschäftigt war. Man benötigte also dringend einen Regisseur. Wobei man wiederum auf Herrn Bousman zurückkam. Unglaublich aber wahr: Einfach so, der Einfachheit halber, wurde ein 26-jähriger Debütant Hauptverantwortlicher für die Fortsetzung des wohl populärsten Horrorstreifens der vergangenen Jahre. Ein Hollywood-Märchen. Oder doch eher Schnellschuss?

Eines ist sicher: An seinen Vorgänger reicht "Saw 2" nicht heran. Weder in Sachen Einfallsreichtum noch hinsichtlich der nervenaufreibenden Begleiterscheinungen. Die beklemmende Atmosphäre bleibt unerreicht. Trotzdem schafft es der Streifen sich von der durchschnittlichen Genre-Kost abzuheben. Allein die ersten Minuten von "Saw 2" sind den Kinobesuch wert. Stichwort: Todesmaske. Ein famoses Intro. Auch mit Fortdauer der gut eineinhalb Stunden sind es vor allem die sadistischen Tötungsarten, welche mit allerlei brutalen Szenarien zu überzeugen wissen. Es fließt Blut. In einem Ausmaß, das selbst hartgesottene Horror-Freaks zufrieden stellt. Auch hinsichtlich der Story-Wendungen kann man es durchaus mit Teil 1 aufnehmen. Nur mit dem Unterschied, dass man als Betrachter inzwischen stets mit dem Schlimmsten und Abartigsten rechnet. Wirklich überrascht wird man dadurch nur noch selten. Nette Einfälle. Der absolute Knüller fehlt jedoch. So auch beim Finale. Welches aber wenigstens alle Möglichkeiten für "Saw 3" offen lässt. Bei den Amis wohl wieder zu Halloween. Und bei uns spätestens Anfang nächsten Jahres. Dann also bis zum nächsten Aufeinandertreffen mit dem Jigsaw-Killer. In welcher Person auch immer. Oops, Spoiler-Alarm.

Saw 2Saw 2
Regie: Darren Lynn Bousman.
Mit Donnie Wahlberg, Tobin Bell, Shawnee Smith.
10.02.2006


[saw2.com]
srocca - 19. Feb, 16:42:
Cube im Gruselhaus
Die Geschichte hat mich irgendwie an Cube erinnert. Eine Gruppe von unterschiedlichen Leuten bewegt sich durch ein Gebäude, wo überall Fallen sein könnten. War beides sehr spannend. 
wasix - 19. Feb, 21:14:
meiner meinung nach...
...kam "cube" allerdings doch um einiges klaustrophobischer rüber. bei "saw 2" hätte es als einziger erzählstrang wohl kaum für ausreichend spannung gereicht. in verbindung mit dem rest macht es aber durchaus sinn. erst recht dann am schluss beim obligatorischen story-twist.