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Anti-Helden in einer schwarz-weiß-gefärbten Comicwelt. Umgeben von blanker Brutalität. Alles werkgetreu und stilistisch einzigartig umgesetzt. Ein sündhaft gutes Kinoerlebnis.

Robert Rodriguez - Frank Miller2005 ist für Frank Miller ein ganz besonderes Jahr. Den Anfang machte "Batman Begins", die diesjährige Verfilmung über die Anfangstage des Rächers im Fledermaus-Kostüm. Auch wenn Comic-Virtuose Miller an der Entstehung des Streifens nicht direkt beteiligt war, so lieferte er doch immerhin gemeinsam mit Regisseur Darren Aronofsky den ersten Drehbuch-Entwurf dafür ab. Bekanntlich entschieden sich die Herren von Warner Bros schlussendlich für eine andere Variante und ersetzten Aronofsky durch Christopher Nolan. Wodurch auch die Mitarbeit von Frank Miller beendet war. Die Trennung erfolgte allerdings im Guten. Denn auf gewisse Anleihen von Millers "Batman: Year One" wollte man dann doch nicht verzichten. Sein Einfluss auf den bislang besten Batman-Streifen ist jedenfalls nicht zu übersehen.

Ein durch und durch von der Handschrift Millers gekennzeichnetes Werk ist hingegen "Sin City". Nicht nur, dass als Vorlage für den Film drei seiner Comics aus der gleichnamigen Reihe ("The Hard Goodbye", "The Big Fat Kill" und "That Yellow Bastard") verwendet wurden, war Frank Miller in diesem Fall auch für das Drehbuch verantwortlich und fungierte sogar als Co-Regisseur. An der Seite von niemand geringeren als Robert Rodriguez. Und weil das Multitalent der US-Filmszene schon seit vielen Jahren ein guter Freund eines gewissen Quentin Tarantino ist, durfte man auch noch den Meister des stilgerechten und intelligent gemachten Actionreißers mit an Bord begrüßen. Wenn man diese Zusammenstellung nicht mal als Dream-Team bezeichnen kann.

There Is No Justice Without Sin.

Lucille (Carla Gugino) - Marv (Mickey Rourke)Sin City ist - wie es der Name schon unmissverständlich klar macht - die Stadt der Sünde. Hier regieren Verbrechen, Drogen und Sex. Und zwar an jeder Straßenecke. Die sündige Meile ist soetwas wie der Treffpunkt für verlorene Seelen: Gangster, korrupte Bullen, Prostituierte. Strahlende Helden sucht man vergeblich. Die Geschichten der Menschen in dieser Stadt sind allesamt düster, abgründig und von einer gewissen Tragik geprägt. Vor allem aber von Gewalt durchzogen. So stürzt sich der entstellte Killer Marv (Mickey Rourke) in einen rücksichtslosen Amoklauf, um den Mord an dem Callgirl Goldie zu rächen. Diese suchte bei Marv Schutz, wurde nach einer gemeinsamen Nacht jedoch von dem lautlosen Kannibalen Kevin (Elijah Wood) aufgeschlitzt. Privatdetektiv Dwight (Clive Owen) wiederum legt sich mit dem korrupten Polizisten Jackie Boy (Benicio Del Toro) an und bringt dadurch das gesamte Rotlichtviertel der Stadt und dessen schlagkräftige Huren nahe an den Abgrund. Dass es in Sin City auch ehrliche Cops gibt, beweist der in die Jahre gekommene Hartigan (Bruce Willis). Um das Leben der 11-jährige Nancy zu retten, legt er sich mit einem pädophilen Triebtäter (Nick Stahl) an. Blöderweise handelt es sich bei dem Wahnsinnigen um den missratenen Sohn des mächtigen Senator Roark (Powers Boothe), was Hartigan für acht Jahre ins Gefängnis bringt. Nicht wissend, dass die einst unschuldige Nancy inzwischen zum schärfsten Gogo-Girl (Jessica Alba) der Stadt geworden ist und von einem gelbhäutigen Gnom namens Yellow Bastard gesucht wird.

Es ist schon beeindruckend, was für ein Staraufgebot Miller und Rodriguez für "Sin City" verpflichten konnten. Bei der Vielzahl an Hauptfiguren, die in diesem Film vorkommen, ein alles andere als einfaches Unterfangen. Jedenfalls wurde ganze Arbeit geleistet. Das Who-Is-Who der einschlägigen Schauspielerriege gibt sich ein Stelldichein. Und nicht nur das. So liefert der altehrwürdige Mickey Rourke in "Sin City" soetwas wie das "Comeback des Jahres" ab und als Draufgabe bringt uns der Streifen auch noch die Erkenntnis, dass man selbst einen Elijah Wood als menschenfressenden Bösewicht besetzen kann. Mal ehrlich: Ich hätte nicht erwartet, dass der gute Frodo so gruselig sein kann.

Hard-Boiled To The Core.

Die Erwartungshaltung war enorm. "Sin City" gehörte bereits Anfang des Jahres zu den von mir heißersehntesten Filmen 2005. Soetwas kann natürlich in die Hose gehen. Wäre auch nicht das erste Mal gewesen. "Sin City" erfüllt hingegen problemlos all meine hohen Erwartung. Dieser Streifen ist schlichtweg grandios. Endlich mal wieder ein Film mit Kultstatus. Hier stimmt alles. Und noch mehr. Vor allem stilistisch erweist sich "Sin City" als fulminantes Meisterwerk. Alles im schönsten Schwarz-Weiß inszeniert. Streng an die Comic-Vorlage gehalten. Den einzigen Unterschied machen die digitalen Effekte, wo einzelne Elemente wie Blut, Augen, Lippenstift eingefärbt wurden. Von dieser außergewöhnlichen Bilderpracht kann man eigentlich nur begeistert sein. Jedenfalls bekommt man hier eine Optik vorgesetzt, die neue Standards für Comicumsetzungen festlegt.

Trotz all dem bin ich mir sicher, dass "Sin City" so manchen Kinogänger abstoßen wird. Aus vielerlei Gründen: Wegen der Brutalität, die vielerorts als Gewaltverherrlichung angesehen werden könnte. Oder aufgrund der überdrehten, für viele wohl zu schrägen Machart. Denn eines ist "Sin City" mit Sicherheit nicht, nämlich auf Massentauglichkeit getrimmt. Gute Nerven sind stellenweise durchaus von Nöten. Jedenfalls ist dieser Film nichts für zart besaitete Gemüter. Schon eher für Splatter-Fans: Abgetrennte Körperteile, Kannibalismus, Folter sowie jede Menge Schießereien und Prügeleien. Alles inklusive. Ebenso werden all die Hardcore-Fans der gezeichneten Vorlage ihre Freude haben. Denn in diesem Streifen hält man sich ausschließlich an jene Dialoge, die auch in den Comics zu finden sind. Mehr wird nicht gesagt. Wer also auf geistreiche oder gar pathetische Reden steht, der sollte tunlichst die Finger von diesem Film lassen. All jene, die jedoch mal wieder Lust auf einen teuflischen Spaß haben, der sich noch dazu fern jeglicher Norm abspielt, werden in "Sin City" ihren "Film des Jahres" finden. Ich warte jedenfalls schon sehnsüchtigst auf den DVD-Release. Ebenso wie auf die bereits angekündigten Teile 2 und 3 von "Sin City". Wenn möglich mit Johnny Depp und Steve Buscemi in den Hauptrollen. Das wäre doch etwas, oder?

Mehr dazu unter [bookworm.twoday.net]

Sin CitySin City
Regie: Robert Rodriguez, Frank Miller.
Mit Bruce Willis, Mickey Rourke, Clive Owen.
12.08.2005


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