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The Day Of The Official Leak. Eine Momentaufnahme zu "In Rainbows".

Radiohead: In Rainbows

Selten zuvor konnte ein Album bereits im Vorfeld seiner - zweifelsohne ungewöhnlichen - Veröffentlichung für soviel Aufsehen sorgen. [>] [>] [>] Heute war also der Tag, auf den die Musikwelt gewartet hat. Am Abend davor die Mitteilung, dass man keinesfalls vergessen wurde, es bald soweit sein wird. "The album will come as 48.4MB zip file containing 10 x 160 kbps DRM free MP3’s." Am heutigen Morgen dann die Gewissheit. Um 8.23 Uhr kam das Mail mit dem herbeigesehnten Link. Und erstaunlich flott war das Paket auch schon downgeloadet. Entzippt 42 Minuten und 39 Sekunden lang. Eine knappe Dreiviertelstunde, für die Zeit genommen werden musste. Immerhin handelte es sich um den ersten Durchgang eines Radiohead-Albums.

Die ersten - im Überschwang entstanden - Eindrücke: "In Rainbows" ist anders als erwartet, aber doch vertraut. Überraschend, aber doch auf erforschtem Terrain. Nicht sofort in die Gehörgänge gehend, aber doch bereits Gänsehaut erzeugend. Stellenweise reduziert, aber dann doch auch ausschweifend. Auf eine wunderbare Weise verzaubernd, aber auch verwirrend. Eben Radiohead. Soetwas muss man auf sich wirken lassen, nicht sofort ein zweites Mal hören. Folglich wurde das gute Stück gleich mal links liegen gelassen. Ebenso wie der allerorts angezettelte Wettlauf.

Mehrere Stunden später. Abstand gewonnen, nach der ersten Einwirkphase aber dann doch wieder dem Reiz verfallen. Einmal, zweimal, dreimal...

01 15 Step
Es beginnt nervös. "Kid A"-Like. Ein Killer-Beat aus dem Laptop. Mit Fortdauer gesellt sich Jonny Greenwoods typisches Gitarrenspiel hinzu. Und eben habe ich den Soundeffekt mit den Kindern wahrgenommen. Die Besonderheit: Gefällt trotzdem...

02 Bodysnatchers
Der angriffsfreudigste Song des Albums. Heavy Gitarrenriffs, treibende Drums, dazu ein gegen Ende vollkommen auszuckender Thom Yorke. "I've seen it coming..."

03 Nude
Es wird erstmals merklich ruhig. Sehr ruhig sogar. Ein längst verloren geglaubter Schmachtfetzen wurde endlich vollendet. Mit einem jazzig-groovenden Bass/Drums-Zusammenspiel. Und der Gesang ist einfach nur sensationell. Thom Yorke singt göttlich. Zum Niederknien. Zum Dahinschmelzen. Ein Traum von Song...

04 Weird Fishes/Arpeggi
Relaxtes Stück mit hypnotischem Sound und auffallend schönem Fingerpicking. Das Finale ist - wieder mal - schlichtweg sensationell...

05 All I Need
Zuerst diese einnehmende Düsteratmosphäre. Yorke in tiefster Stimmlage. Als Kontrast das Glockenspiel. Knapp vor der Drei-Minuten-Grenze folgt der Ausbruch. Yorke schraubt sich in höhere Sphären. Wenig später das abrupte Ende. Ganz große Kunst...

06 Faust Arp
"One, two, three, four..." Akustikgitarre meets Orchester. Klein und kurz, dafür umso hübscher. Das klingt, als wäre Elliott Smith auferstanden. Nur noch besser. Sorry...

07 Reckoner
Das hat nur noch entfernt etwas mit der mir bekannten Live-Fassung zu tun. Stattdessen komplett demontiert und neu kreiert. Groovy, shaky Stuff. Dazu Eunuchen-Yorke, der gleich mal den ganzen Chor mimt. Very Gospel...

08 House Of Cards
"I don't wanna be your friend, I just wanna be your lover." Soetwas ist man von Herrn Yorke gar nicht gewohnt. Auch der Rest des dichten, echobeladenen Songs mit Reggae-Rhythmus und sich stets wiederholendem Riff mag überraschen. Schön ist eindeutig untertrieben...

09 Jigsaw Falling Into Place
Der straighte Flow erinnert an alte Tage. Erst recht dieser Übergang bei 3 Minuten und 10 Sekunden. Ein Song, der einen einfach mitnimmt. Wohin auch immer...

10 Videotape
Gesang, Piano, Beats. Ein an Monotonie kaum zu überbietender Song. Einer, den man beim ersten Hören eigentlich nicht mögen will, mit Fortdauer dann aber einfach nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Eindrücklicher hätte dieses Album nicht ausklingen können...

Fazit: Ich bin verliebt. In das bislang ruhigste Radiohead-Album. In eine scheinbar unscheinbare, deutlich weniger elektronische und schräge, dafür rundum stimmige Platte. In ein facettenreicheres und konzentrierteres Werk, als der Vorgänger es war. Was man da zu Ohren bekommt, mag zwar nicht unbedingt als revolutionär durchgehen, dafür ist es einfach nur schön. Wunderschön.

Review folgt… bei Vollendung des Doppelpacks. [>]

[radiohead.com] [radiohead.com/deadairspace]