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Der unglaublich schöne Abschluss von Park Chan-wooks Rache-Trilogie. Kein "Oldboy", trotzdem aber ein ganz besonderer Film. Asiatisches Kino at its best.

Lady Vengeance: Choi Min-sik - Lee Yeong-ae.Den Anfang machte 2002 "Sympathy For Mr. Vengeance". 2004 folgte "Oldboy". Und 2007 - wenn auch hierzulande eineinhalb Jahre verspätet - lässt der koreanische Regisseur Park Chan-wook mit "Lady Vengeance" den finalen Teil der angesagten Trilogie auf die Zuschauer los. Inhaltlichen Zusammenhang gibt es keinen. Man muss also auch nicht die beiden Vorgänger gesehen haben um "Lady Vengeance" zu verstehen. Das Einzige, was die drei Filme miteinander verbindet, ist das Grundmotiv "Rache". Waren es bei "Sympathy For Mr. Vengeance" und "Oldboy" noch Männer, so ist diesmal eine Frau der Racheengel (Lee Yeong-ae, ein komplett gegen seine bisherige Filmografie besetzter Serienstar). Einerseits herzensgut und von unschuldigem Aussehen. Andererseits eiskalt und wild entschlossen. Eine gequälte Seele, die nur eines will: Rache an Mr. Baek (Choi Min-sik, in "Oldboy" noch selbst in der Rolle des Gepeinigten, der zum Peiniger wird).

"Lady Vengeance" ist kein einfach zu konsumierender Film. Weil merkwürdig. Weil anders. Weil gewagt. Anfangs fehlen die Zusammenhänge. Man wird mit unterschiedlichsten, scheinbar zusammenhanglosen Rückblenden konfrontiert, darf sich durchaus verwirrt zeigen. Denn erst mit Fortdauer gibt sich eine Erzählstruktur zu erkennen. Mehr und mehr offenbart sich diese bemerkenswert gute - wenn auch im nachhinein betrachtet: äußerst simple - Geschichte. Dass es um Rache geht, weiß man bereits im vorhinein. Mit ein Grund, warum man von Anfang an Brutales und Abartiges erwartet, dies aber nur in kleinen Häppchen serviert bekommt. Soetwas fordert den Zuschauer, macht aber auch interessant. Man wird unweigerlich in den Bann dieses Films gezogen. Und schlussendlich mit einem Finale belohnt, wie man es in dieser Form noch nicht zu Augen bekommen hat. Selbstjustiz der besonderen Sorte. Pervers, subtil. Und doch im Bereich des Möglichen. Eine Abhandlung von Rache, die zum Nachdenken anregt.

"Lady Vengeance" ist ein Film, der das Publikum spaltet. Vor allem der eine oder andere aufgrund des auch in Europa beachtenswerten Erfolges von "Oldboy" dazugestoßene Neo-Fan könnte von "Lady Vengeance" enttäuscht sein. Weil nicht annähernd so wild, vielmehr ruhiger und langsamer. Es soll auch Leute geben, für die ist dieser Film einfach nur langweilig. Zugegeben: Man kann "Lady Vengeance" durchaus als langatmig bezeichnen, dass es dem Film jedoch an Spannung fehlen soll, kann ich nicht nachvollziehen. Nur weil dieser im Vergleich zum - vollkommen zurecht - hochgelobten Vorgänger zurückhaltender, unglaubwürdiger, pathetischer erscheint? Andererseits aber vielleicht intensiver, tiefgründiger, erbarmungsloser ist? Die Entscheidung liegt beim Betrachter. Wogegen wohl niemand etwas einwenden kann, sind jene famosen Orchesterklänge des Mo Ho Baroque Ensembles, die den Rachefeldzug begleiten. Ebenso wie jene atemberaubenden Bilder, die es schaffen sowohl für sich zu sprechen, als auch Freiraum für Interpretationen zuzulassen. Ein modernes Märchen, das es wert ist, sich von ihm berieseln zu lassen.

Lady VengeanceLady Vengeance
Regie: Park Chan-wook.
Mit Lee Yeong-ae, Choi Min-sik, Kim Si-hu.
02.02.2007


[lady-vengeance.de] [imdb.com]

[Review: Oldboy - Regie: Park Chan-wook]
srocca - 19. Feb, 10:35:
Märchenhaft
Ich fand den Film überhaupt nicht langatmig. Gefiel mir um einiges besser als Oldboy, durch die zeitweise märchenhafte, fast schon poetische Erzählweise. Asiatisches Kino wie es nicht besser sein kann! 
wasix - 19. Feb, 14:44:
langatmig...
...hinsichtlich dessen, dass man vielleicht mehr action erwarten könnte. sind die erwartungen nicht überzogen, dann sehe ich auch kein problem damit...