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Nach "From Hell" und "The League Of Extraordinary Gentlemen" fand mit "V For Vendetta" ein weiteres grandioses Comic von Alan Moore den Weg auf die Leinwand. Den "Matrix"-Vätern sei Dank.

5. November 1605, London: Eine Gruppe von Freiheitskämpfern begeht den Versuch eines Attentats auf den König von England. Unter ihnen Guy Fawkes. Seine Aufgabe: 36 Fässer mit rund zweieinhalb Tonnen Schießpulver in einem Tunnel unter dem englischen Parlament positionieren um damit das Gebäude in die Luft zu sprengen. Als Zeichen gegen die tyrannische Regierung. Der sogenannte Gunpowder Plot scheitert. Die Verschwörer werden gefasst, des Hochverrats beschuldigt und öffentlich gehängt. Noch heute gedenken die Briten jedes Jahr den Tag des Attentats und verbrennen dabei bei einem Straßenzug eine Puppe mit dem Ebenbild von Guy Fawkes. Nichts scheint vergessen. Der Mann ist allgegenwärtig und Bestandteil der Liste der "100 wichtigsten Briten". Zu alldem gibt es seit Anfang der Achtziger auch noch eine Comic-Serie, die sich mit den Geschehnissen jenes 5. November 1605 beschäftigt. Wenn auch nur am Rande. Und 400 Jahre danach.

Natalie Portman (Evey) - Hugo Weaving (V)"V For Vendetta" gilt als Meisterwerk der jüngeren Comic-Literatur. Der britische Autor Alan Moore erzählt darin von einem Großbritannien nach dem dritten Weltkrieg. Die Insel hat sich vom Rest der Welt abgeschottet. Ein totalitäres Regime ist an der Macht. Unter deren Führung wird das Volk in Angst und Schrecken versetzt und durch Geheimpolizisten, den sogenannte "Fingermen", kontrolliert. Protagonisten des Widerstandes sind der rachesüchtige, mit einer Guy Fawkes-Maske verkleidete "V" und eine gewisse Evey, die eben von jenem "V" aus einer lebensbedrohlichen Situation gerettet wird und ab diesem Zeitpunkt untrennbar mit dem Schicksal des geheimnisvollen Einzelkämpfers verbunden ist. Eine Geschichte, die förmlich nach einer Verfilmung schreit. Schon vor geraumer Zeit geplant, musste die Fangemeinde allerdings eine ganze Weile darauf warten. Ein ums andere Mal wurde das Projekt verschoben. Grund dafür waren gar nicht mal rechtliche Probleme sondern vielmehr der volle Terminkalender der Produzenten Larry und Andi Wachowski. Den Beiden kam einfach nur etwas Umfangreicheres dazwischen. Nämlich die "Matrix"-Trilogie (1999 bis 2003). Dabei hatte man sich die Rechte zu dem Moore-Comic bereits Anfang der Neunziger gesichert. Selbst das Drehbuch zum Film schrieben die Brüder noch vor jenem zum ersten Teil von "Matrix". Mehr dazu und zu den etwas anderem Privatleben - irgendwo zwischen Bondage und Sadomaso - von Larry Wachowski gibt es übrigens im aktuellen Rolling Stone (03/2006) nachzulesen. Sehr empfehlenswert.

"V For Vendetta" wurde schlussendlich gar nicht von den Wachowskis in Szene gesetzt, sondern ist das Debut von James McTeigue, der zuvor als Regie-Assistent bei "Star Wars: Episode 2" und der "Matrix"-Trilogie mitwirkte. Das Ergebnis ist ein visuell packender Thriller, der aber nicht nur mit sehenswerter Action glänzt, sondern auch intelligenten Inhalt und philosophische Stellen aufweist. Letzteres liegt vor allem an dem durchaus intellektuellen Auftreten der Hauptfigur des Films. "V" - perfekt dargestellt von Hugo Weaving, dem Agent Smith aus "Matrix" - zeigt sich als belesen und jagt auserwählte Gebäude mit Vorliebe zu Klängen von Tschaikowsky in die Luft. Da stört es auch nicht, dass man sein Gesicht nie wirklich zu sehen bekommt. Erst recht, wenn man ansonsten mit der britischen Schauspielerelite und der entzückenden Natalie Portman (als Evey) konfrontiert wird. Natürlich gibt es in "V For Vendetta" auch einige Szenen, die einerseits für das Mainstream-Kino zu abstrus, andererseits für den Genre-Fan nicht konsequent genug umgesetzt erscheinen. Es beiden Seiten recht zu machen, ist aber gerade in diesem Fall ein wahrscheinlich unmögliches Unterfangen. So mag "V For Vendetta" zwar nicht gerade das erhoffte Meisterwerk sein, ist aber trotzdem zu den anspruchsvolleren Comic-Verfilmungen der letzten Jahre zu zählen. Daran ändert auch nichts, dass sich Alan Moore bereits unmittelbar nach Drehbeginn von dem Film distanzierte. Hatten wir alles schon mal. Passierte nicht zum ersten Mal.

Mehr dazu unter [bookworm.twoday.net]

V For VendettaV For Vendetta
Regie: James McTeigue.
Mit Natalie Portman, Hugo Weaving, Stephen Rea.
17.03.2006


[vforvendetta.warnerbros.com]
srocca - 26. Mär, 20:31:
Alan Moore
hat seine Möglichkeit zur Mithilfe ja ausgeschlagen. Es wäre aber interessant zu wissen, was er anders gemacht hätte. Es ist natürlich immer leicht, eine Verfilmung zu verurteilen. Irgendetwas kann man immer finden. Mich hat besonders das leicht schmalzige Ende gestört. Insgesamt war es aber ein gelungener, spannender Film. 
wasix - 27. Mär, 10:32:
ist selten genug...
...dass sich bei einer comicverfilmung der autor (oder zeichner) der vorlage miteinbringen kann bzw. will. meistens leben solche leute - nennen wir sie durchaus mal freaks - doch ohnehin in ihrer eigenen welt. und das ist auch gut so. dass es allerdings funktionieren kann, beweist frank miller mit "sin city". genialst.