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Die kultigen Isländer sind zurück. Mit einer CD, die im Vergleich zum Vorgänger, auf wesentlich zugänglichere Klänge setzt. Doch keine Sorge: Auch "Takk" ist unverkennbar Sigur Ros.

August 2000: Ein Trip nach London steht auf dem Programm. Nichts weiter besonderes. Bis auf die Kleinigkeit, dass gerade zu dieser Zeit das hiesige Plattenlabel Fat Cat einen Longplayer in die britischen Plattenläden bringt, der in den darauffolgenden Monaten auch hierzulande noch für einiges Aufsehen sorgen soll. "Agaetis Byrjun" heißt das gute Stück und war bislang nur im skandinavischen Raum erhältlich. Dort avancierte das Album in den beiden vorangegangenen Jahren zum Topseller. Vor allem in Island, der Heimat der dafür verantwortlichen Band.

Sigur RosSigur Ros wurden zum "Next Big Thing". Vollkommen zu Recht. Natürlich spielte der Exotenbonus eine gewichtige Rolle. Vorrangig war es jedoch diese eigenwillige musikalische Sprache, welche die vier Isländer auf "Agaetis Byrjun" kreierten. Alles extrem langsam vor- und ebenso dick aufgetragen. Dabei nur sporadisch von gehobener Lautstärke, jedoch immer von unglaublicher Intensität. Passend dazu wurden Gitarren mit Violinbögen bearbeitet und eine Falsettstimme sang irgendeinen wirren Kauderwelsch. Mal isländisch, mal eine erdachte Fantasiesprache. Von "elfenhaften Slo-Motion-Soundscapes" war die Rede. Oder "sphärischer Geistermusik". Ich war begeistert. Platte des Jahres. Ein All-Time-Favourite. Nicht zu vergessen dieses Lied mit dem "Ping", auch "Svefn-G-Englar" genannt.

Es folgten ebenso beeindruckende Konzerte. Ein Fest für Liebhaber der langsameren Gangart, die einerseits kitschigem Wohlklang und andererseits auch schier endlosem Gitarren-Feedback nicht abgeneigt sind. Glücksgefühle ohne Ende. Danach die Pause. Eine neue Platte musste aufgenommen werden. Nach dem großen Wurf kein leichtes Unterfangen. Und so zog man sich in den heimatlichen Swimmingpool zurück und ließ der aufgestauten Kreativität freien Lauf. Heraus kam ein Album mit dem kryptischen Namen "( )", wobei auch gleich auf jegliche Songtitel verzichtet wurde. Verweigerung auf isländisch. Oder hopeländisch. Das Ergebnis versprühte zwar immer noch diesen zauberhaften Charme, zeigte sich im Vergleich zum Vorgänger jedoch wesentlich abwechslungsärmer. Vielleicht lag es auch einfach nur am Songmaterial, das bei "Agaetis Byrjun" von wesentlich größerem Wiedererkennungswert gekennzeichnet war.

Epische Theatralik mit poppigen Songstrukturen.

Nun also ein neues Lebenszeichen. Mit dem aussagekräftigen Titel "Takk", was soviel wie "Danke" bedeutet. Diesmal gibt es auch wieder Songtitel und echte Texte. Nicht dass letzteres irgendeinen Unterschied macht. Ich wollte es nur erwähnt haben. Beim ersten Hördurchlauf von "Takk" komme ich schnell zur Einsicht, dass ein neues Sigur Ros-Album immer noch etwas besonderes ist. Zumindestens für meine Wenigkeit. Ich nehme mir für die gut 65 Minuten Zeit, was ich heutzutage viel zu selten mache. Passendes Ambiente. Konzentration. Alles inklusive. Und siehe da: Es funktioniert noch. Mein erster Eindruck: "Takk" wirkt um einiges zugänglicher als sein Vorgänger. Nicht ganz so depressiv, phasenweise fast schon fröhlich. Auf jeden Fall hoffnungsvoller. Und mehr auf den Punkt gebracht. Vereinzelt folgt das neue Songmaterial sogar den Strukturen herkömmlicher Pop-Musik. Was man von den eigenbrötlerische Sound-Visionären bislang nicht unbedingt gewohnt war.

Fazit: Ich mag "Takk". Zuallererst weil es endlich wieder so klangvolle Titel wie "Hoppipolla", "Gong" oder "Heysatan" zu bestaunen gibt. Vor allem aber deshalb, weil dieses Album mehr an "Agaetis Byrjun" erinnert als an "( )". Für die einen mag das ein Schritt zurück sein, der Versuch auf Nummer Sicher zu gehen. Für die anderen ist es nach der Verweigerungshaltung von "( )" jedoch der einzig richtige Weg, um die alte Magie wieder aufleben zu lassen. Inklusive elfenhaftem Gesang und dröhnenden Bassgewittern. Die Erkenntnis: Sigur Ros stehen auch fünf Jahre nach dem Wunderwerk "Agaetis Byrjun" noch für zugleich spannende und wunderschöne Musik. Einziger Wehrmutstropfen: Es gibt auf der aktuellen Tournee kein Wien-Konzert. Tragisch.

Sigur Ros: TakkSigur Ros
Takk
12.09.2005


[sigur-ros.co.uk]
srocca - 2. Sep, 17:24:
Island
Wenn aus Island derartig schöne Musik kommt, kann es dort nur schön sein. Ich glaube, irgendwann ist eine Islandreise fällig. 
wasix - 2. Sep, 20:21:
re: island
mir geht's hinsichtlich einer islandreise ganz ähnlich...