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AutoluxAutolux setzen bei "Future Perfect" auf den Sound der frühen Neunziger. Irgendwo zwischen Kevin Shields und Kim Gordon. Inklusive einer gehörigen Portion Nostalgie.

Als ich davon erfuhr, dass bei der gemeinsamen US-Herbsttournee von Nine Inch Nails und Queens Of The Stone Age im Vorprogramm eine neue Band namens Autolux spielen würde, baute sich bei mir - einzig davon wissend, dass das Trio aus Los Angeles in klassischer Besetzung agiert - hinsichtlich ihres musikalischen Treibens folgende Erwartung auf: Harter Gitarrenrock, womöglich rotzfrech vorgetragen, auf irgendeine Art innovativen Ursprungs und vor allem aber ungewöhnlich. Immerhin sollen Autolux von Trent Reznor höchstpersönlich ausgesucht worden sein. Was das in jüngster Vergangenheit zu bedeuten hatte? Dresden Dolls und Saul Williams. Geschmack hat er ja, der Herr Reznor.

Nachdem ich das in den USA bereits Ende letzten Jahr auf DMZ Records - dem Plattenlabel der Coen-Brüder - erschienene "Future Perfect" dann erstmals zu Ohren bekam, war ich doch einigermaßen überrascht: Retrosound in Reinkultur. Auf ihrem Debutalbum lassen Autolux doch glatt die glorreiche Grunge-/Alternative-/Indie-Zeit der frühen Neunziger hochleben. Das ist Musik aus jener Zeit, wo man noch voller Vorfreude in den Plattenladen seines Vertrauens ging um die neue CD seiner aktuellen Lieblingsband zu kaufen. Ohne sie schon wochenlang vorher via (unerlaubt) aus dem Netz heruntergeladener MP3's tot gehört zu haben. Lange Schreibe, kurzer Sinn: Autolux bedienen sich aus der Steinzeit. Na ja, fast.

Talented? Hell Yes. Original? Not So Much. But Hey, Who Cares...

Referenzen sind schnell gefunden. An erster Stelle My Bloody Valentine. Nur ohne dem ständigen Gefühl, dass die Platte eiert. Danach gleich Sonic Youth. Allerdings aus der Epoche ihres Schaffens, wo sie noch richtige Indie-Hits schrieben. Nicht zu vergessen The Jesus & Mary Chain. Nur um einiges fragiler und noch melodiöser. Und zu guter Letzt natürlich die Smashing Pumpkins. Wenn man sich das zeitweise Ausflippen von Billy Corgan wegdenkt. Musikalische Querverweise, die sich allesamt sehen bzw. hören lassen können, allerdings auch eine gehörige Bürde mit sich bringen.

"Future Perfect" funktioniert trotzdem. Der zeitliche Abstand zu den Ursprüngen des darauf vorherrschenden Sounds scheint angemessen. Man beginnt sich wieder nach Gitarrenrock zurückzusehnen, der auch ohne den aktuellen Zeitgeist auskommt. Keine New Wave- oder Disco-Anleihen. Einfach nur dieser sphärische Gitarrenwahnsinn, der sich mit anmutigen Pop-Melodien zu einem fast schon hypnotischen Ganzen verbindet. Passend dazu das gesangliche Zusammenspiel von Mastermind und Multi-Instrumentalist Greg Edwards und Drummerin Carla Azar, das sich mit Fortdauer immer mehr zur unwiderstehlichen Geheimwaffe dieses Albums entwickelt. Da darf man schon mal begeistert sein.

Apropos Smashing Pumpkins: Am ehesten erinnert mich "Future Perfect" an deren "Siamese Dream". Gar nicht mal so sehr wegen der Musik, sondern vielmehr wegen der Zeit, die ich mit dieser Platte verbinde: Sommer, Sonne, Urlaub. Damals vor zwölf Jahren. Auf irgendeiner griechischen Insel. Am brütendheißen Strand. Mit Kopfhörern an den Ohren. Eingestöpselt im altehrwürdigen Walkman mit Kassettendeck. "Today is the greatest day I've ever known...". Das sind Momente, die man nie vergisst. Und möglichst oft wiedererleben will. Vielleicht schon in absehbarer Zeit. Diesmal allerdings im (hoffentlich) sonnigen Italien. Mit MP3-Player. Und der Musik von Autolux. Möglich wär's...

Autolux: Future PerfectAutolux
Future Perfect
01.08.2005


[autolux.net]