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Aktuelles Plattengut, das begeistert. Oder auch nicht. Je nachdem. Gemeint sind die neuen Alben von Coldplay, Foo Fighters, Billy Corgan, Dredg und The Tears.

Coldplay: X&YFoo Fighters: In Your HonorBilly Corgan: The Future EmbraceDredg: Catch Without ArmsThe Tears: Here Come The Tears

Coldplay
X&Y
06.06.2005

Coldplay machen Kommerzmusik. Was zu bedeuten hat, dass eine Platte von ihnen für die breite Masse bestimmt ist. Folglich sollte sie leicht zugänglich sein und keiner sperrigen Selbstverwirklichung gleichen. Das war bei Coldplay nicht immer so. Doch spätestens der Erfolg von "Rush Of Blood To The Head" ließ die Erwartungshaltung an das "schwierige" dritte Album ins Unermessliche steigen. Zumindestens wenn es nach der Plattenfirma ging. Einer der zugkräftigsten Acts durfte sich unmöglich einen Flop leisten. Und dementsprechend ging man auch an das neue Produkt heran. Zu orientieren hatte man sich an den Größten. Am besten gleich an U2. Musik für die ganz großen Stadien war gefragt. Denn spätestens nach Veröffentlichung des neuen Albums sollten Chris Martin und seine Mannen genau dort aufspielen. Und siehe da: Coldplay ist der große Wurf gelungen. Der gute Bono Vox müsste beim Hören von "X&Y" eigentlich vor Neid platzen. Keine langweiligen Heulnummern wie auf "How To Dismantle An Atomic Bomb", obwohl ähnlich dicht und bombastisch produziert. Was den Unterschied macht, sind schlichtweg die Kompositionen. Natürlich bewegt sich Martin dabei gefährlich nahe an gepflegtem Schlagergut, aber irgendwie bekommt man doch immer noch die Kurve. Schlechte Nummern sucht man auf "X&Y" jedenfalls vergeblich. Ebenso wie die kleinen, schnuckeligen Songperlen von "Parachutes". Aber was soll's, Coldplay wollen Megastars werden, und da sind nun mal pompöse Hymnen gefragt. [coldplay.com]

[Live: Nuke-Festival, Pielachtal - 10.07.2005]

Foo Fighters
In Your Honor
13.06.2005

Dave Grohl hat man zu mögen. Der Mann ist Sympathieträger. Immerhin war er mal der Schlagzeuger von Nirvana. Noch dazu trommelte er erst unlängst auf Alben von Queens Of The Stone Age und Nine Inch Nails. Das sollte reichen. Seine Band gibt es nun schon seit zehn Jahren. Meilensteine des Alternative Rock sucht man bei den Alben der Foo Fighters allerdings vergeblich. Mitreißenden Singles gab es hingegen zuhauf. Nicht zu vergessen die tollen Videoclips. Zur Feier des Jubiläums hat sich Grohl nun etwas besonderes ausgedacht: Ein Doppel-Album, wobei es die eine Platte ordentlich krachen lassen soll, während die andere eher ruhigere (akustische) Klänge anstimmt. Passend dazu die Gästeliste: John Paul Jones (Led Zeppelin), Josh Homme (QOTSA), Norah Jones. Eines gleich vorweg: Auch dieses Album wird in der Rockgeschichte untergehen. Wenn auch mit fliegenden Fahnen. Denn der "harte" Teil von "In Your Honor" schafft es tatsächlich zu rocken. Soviel ist sicher. Gewohnt melodisch, aber auch gewohnt monoton. Die "softe" Platte hingegen präsentiert eine eher ungewohnte Seite der Band. Inmitten von zehn Unplugged-Tracks und relaxter Atmosphäre geben die Foo Fighters eine beachtliche Figur ab, was die stromverstärkte Scheibe zumeist in den Schatten stellt. Natürlich gibt es vereinzelt Durststrecken. Und natürlich hat man das alles schon mal gehört. Aber so ist das mit Rock N' Roll eben. [foofighters.com]

Billy Corgan
The Future Embrace
20.06.2005

Billy Corgan polarisiert. Entweder man mag ihn oder man hasst ihn. Ich gehöre zu ersterer Fraktion. Immerhin waren die Smashing Pumpkins in den Neunzigern eine meiner absoluten Helden. Für ihre Abschlusstournee nahm ich sogar die Reise von Wien nach München auf mich. Immerhin. Dass die Nachfolgeband Zwan bereits nach einem Album wieder das Zeitliche segnete, passt zu Corgan. Ebenso, dass er danach eine musikalische Auszeit nahm und eine Gedichtesammlung veröffentlichte. Die es übrigens bis in die Bestsellerliste der New York Times schaffte. Wer jedoch glaubte, "Zero Billy" lasse so einfach die Musik links liegen, der irrte. Denn mit "The Future Embrace" präsentiert Corgan nun sein Solo-Debut. Ein Album, das er komplett allein eingespielt hat. Eine dementsprechend befremdliche Sache ist es auch geworden. Vor allem deshalb, weil er sich damit meilenweit vom Gitarrenrock seiner alten Bands entfernt hat. Am ehesten kann man das Album noch mit dem eher getragenen Synthie-Rock-Sound von "Adore" vergleichen. Nur mit dem Unterschied, dass "The Future Embrace" auf wirklich prägnante Melodien verzichtet und dadurch von einer weitaus kühleren Distanz gekennzeichnet ist. Die Ausnahme davon ist auch der einzig wirkliche Fehlgriff des Albums: "To Love Somebody", ein Cover der alten Bee Gees-Nummer, wo auch The Cure-Mastermind Robert Smith mitsingt. Sorry, aber das Ergebnis ist noch schlimmer als das Original. Und das will etwas heißen. [billycorgan.com]

Dredg
Catch Without Arms
27.06.2005

Zugeben: Ich bin auf Dredg erst mit ihrer zweiten Platte gestoßen. Mein Eindruck? "El Cielo" war ein unglaubliches Album einer übermäßig talentierten Band. Die experimentierfreudigen Kalifornier stilistisch einzuordnen, fiel mir allerdings alles andere als leicht. Da wurden zuweilen seltsame Prog-Rock-Gefilde erforscht, was für komplexe Strukturen und unglaublichen Facettenreichtum sorgte. Andererseits war auf diesem Album aber auch melodieverliebter Metal keinen Seltenheit. "El Cielo" glich einem kleinen Geniestreich. Schön und verschroben zugleich. Letzteres allerdings nie um seiner Selbst wegen. Mit "Catch Without Arms" legen Dredg nun den Nachfolger vor. Der Sound ist unverändert schwer in eine Schublade zu packen. Alles in allem wirkt das neue Album jedoch wesentlich zugänglicher und geradliniger. Die Songs sind griffiger und die atmosphärischen Klangteppiche weniger mystisch. Dabei verlieren Dredg jedoch nie an jener wundersamen Verspieltheit, die ihre Musik ausmacht. "Catch Without Arms" präsentiert sich als Spagat zwischen Kommerz und Underground. Das Bemerkenswerte daran? Eigen bleiben Dredg dabei nach wie vor. [dredg.com]

Früher war alles besser. Oder eben "(Ex-)Helden, die in die Kacke greifen"...

The Tears
Here Come The Tears
20.06.2005

Ich komme mit diesem Album nicht klar. Dabei habe ich es versucht. Und das nicht bloß einmal. Schon wegen der guten, alten Zeiten wegen. Immerhin haben die Herren Anderson und Butler vor mehr als zehn Jahren eine Platte namens "Dog Man Star" veröffentlicht. Und das war eines der besten und wichtigsten Brit-Pop-Alben der Neunziger. Die Band hieß Suede und war damals Kult. Doch kurz vor dem Release dieses, ihres zweiten Albums suchte Bernard Butler das Weite. Von nun an war Brett Anderson auf sich alleine gestellt. Nun ja, fast. Jedenfalls ging es ab diesem Zeitpunkt mit Suede stetig bergab. Bis zur endgültigen Auflösung vor zwei Jahren. Nun hat das ehemalige Kreativduo also wieder zusammengefunden. Eine Sensation. Leider jedoch alles andere als ein Segen. Traurig, aber wahr: "Here Come The Tears" ist ein Reinfall. Und das liegt nicht mal am hoffnungslos überladenen und verkitschten Sound dieser Platte. Suede (inklusive Butler) klangen nicht anders. Es ist vielmehr die Tatsache, dass The Tears in Komposition und Text scheitern. Kein Song, der an die alten Klassiker heranreicht. Stattdessen bekommt man einen pathetische Haufen halbgarer Stücke präsentiert, wo noch dazu die omnipräsente Frontsirene scheitert und der Gitarrist mit seinem gewohnt herzerweichenden Spiel in einem undefinierbaren "Wall Of Sound" untergeht. Was bleibt, ist die vage Hoffnung auf das angekündigte (angeblich düstere) Solo-Album von Mister Anderson. [thetears.org]