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Die White Stripes frönen den Blues. "Get Behind Me Satan" ist da keine Ausnahme. So manch schräge Überraschung hat das neue Album trotzdem zu bieten. Enttäuschung ausgeschlossen.

White StripesMein erster Gedanke: Was für ein Albumtitel. Schlichtweg brillant. Auf Jack und Meg ist eben Verlass. Zumindestens in dieser Kategorie haben sie die Pole-Position in den Jahresbestenlisten schon in der Tasche. Einziger Makel: Das neue Album der White Stripes erscheint am 6. Juni 2005. Also ein Jahr zu früh. Man stelle sich nur mal das Zusammenspiel von Titel und Datum vor: "Get Behind Me Satan" und drei Mal die Sechs. So macht Teufelsanbetung Spaß.

Zugegeben: Ich bin hin und weg. Das ist nun schon seit ein paar Wochen so. Eingesetzt hat die Welle der Begeisterung mit dem ersten Hören des Single-Vorboten zu "Get Behind Me Satan". "Blue Orchid" ist ein richtig fieser Rocker geworden. Allerdings anders als "Seven Nation Army". Das liegt an Jacks eigenwilliger Interpretation eines Falsettisten. Allerdings auch an der eindeutigen Reminiszenz an das Gitarrenspiel von Jimmy Page. Gleich geblieben ist die minimalistische Produktion. Immerhin haben die White Stripes einen Ruf zu verteidigen. Als dementsprechend dreckiger, kleiner Song präsentiert sich "Blue Orchid". Ein weiterer Anwärter auf die vorderen Plätze am Ende des Jahres. [Videoclip]

Stoische Verweigerung.

Die White Stripes haben ihr fünftes Album im Eiltempo eingespielt. Wie bei den Vorgängern. Gerade mal zwei Wochen hat es gebraucht, bis es fertig im Kasten war. Die beste Antwort auf den großen Erwartungsdruck, der ihnen von der Musikpresse aufgrund des kommerziellen Erfolgs von "Elephant" auferlegt wurde. Doch Jack und Meg gingen noch einen Schritt weiter und verweigerten im Vorfeld zur Veröffentlichung des neuen Longplayers jegliche Form von herkömmlicher Promotion. Keine Lust auf Interviews. Keine Lust auf irgendwelche Promo-Events. Und erst recht keine Lust die anstehende Welttournee in den Staaten oder in Europa zu eröffnen. Das macht man lieber in Südamerika. Und danach begibt man sich in den tiefsten Ostblock. Wenigstens war man so nett und ließ der schreibenden Zunft vor dem Release ein paar Promo-Editionen des neuen Albums zukommen. Gewohnt stylish in Form von Vinyl-Platten. Was das vorzeitige Erscheinen im Internet zwar erschwerte, schlussendlich aber auch nicht verhindern konnte.

Zum Entstehungsprozess von "Get Behind Me Satan" war folgendes in Erfahrung zu bringen: Die 13 neuen Songs wurden von Jack White ausschließlich auf Piano, akustischer Gitarre und Marimba komponiert. Aufgenommen hat man traditionell im eigenen Studio in der Heimatstadt Detroit. Zu hören gibt es ausschließlich Jack und Meg. Keine Gastsänger. Und Gerüchte besagen, dass die White Stripes später im Jahr für die Vinyl-Version von "Get Behind Me Satan" erneut das Studio aufsuchen werden, um alle Tracks neu einzuspielen. Live On Tape.

Den Teufel im Nacken.

Jack & Meg White"Get Behind Me Satan" setzt auf Bewährtes und ist doch anders. Abgesehen vom nicht ganz unähnlichen Cover-Artwork hält man sich nämlich von der Erfolgsformel des übermächtigen "Elephant" fern und geht stattdessen neue Wege. Wie das funktionieren soll? In etwa so, dass der Großteil elektrischer durch akustische Gitarren ersetzt und ein wesentlicher Teil der neuen Songs mit schrägem Klaviergeklimper bereichert wurde. Keine Sorge, die White Stripes bleiben unverkennbar. Denn einerseits kann Jack White das Rocken nicht lassen, andererseits ebensowenig seinen heißgeliebten Blues vernachlässigen. Den Unterschied macht die doch etwas gemächlichere Vorgehensweise. Ohne jedoch, dass man dabei an Nachdruck verloren hätte. So muss man "Get Behind Me Satan" möglicherweise eine gewisse Eingewöhnungszeit zugestehen, danach ist das Hörerlebnis aber nicht minder genial.

Beispiele gefällig? Da wäre "The Nurse", eine seltsame Mischung aus Kinderlied und Avantgarde-Rock, wo Piano und die bereits erwähnte Marimba dominieren, dessen wohltuende Eingängigkeit allerdings immer wieder durch unkonventionell dazwischen gestreute Gitarrenlaute zerstört wird. Oder "Little Ghost", ein traditioneller Folk-Song, wo sich Jacks Zusammenarbeit mit Country-Legende Loretta Lynn widerspiegelt. Inklusive Lagerfeuerromantik. Zum Abschluss gibt es dann noch das tragische "I’m Lonely (But I Ain’t That Lonely Yet)", wo Jack White den angetrunkenen Barpianisten mimt. "I miss my mother. I miss being her son." jammert er eindrucksvoll. Einzig vom Klavier begleitet. Klingt wie eine Cover-Version, ist aber keine. Und bevor ich es vergesse: Meg singt auch wieder. Leider dauert das gute Stück nur 34 Sekunden.

"Get Behind Me Satan" als Neuerfindung der White Stripes zu bezeichnen, wäre übertrieben. Vielmehr ist es eine tiefe Verneigung vor den eigenen Blues-Wurzeln. Allerdings unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die bislang omni-präsente E-Gitarre etwas in den Hintergrund versetzt wurde. Jedenfalls haben es Jack und Meg ein weiteres Mal geschafft ihr hohes Niveau beizubehalten. Wenn nicht sogar zu steigern. Entgegen dem Misstrauen allzu frustrierter Musikkritiker: Diese Band ist und bleibt Kult. Punkt.

White Stripes: Get Behind Me SatanWhite Stripes
Get Behind Me Satan
06.06.2005


[whitestripes.com]
[tripletremelo.com]
srocca - 28. Mai, 20:32:
Zorro
In irgendeiner Zeitschrift war unter den aktuellen Bildern die Bildunterschrift: Jack White als Zorro. Irgendwie nicht ganz unrichtig. Daran muss ich jetzt leider bei jedem Foto denken, das verfolgt mich einfach. 
wasix - 29. Mai, 10:42:
spül auf zorro
... ah net schlecht.