Eine weitere "beste Band der Welt" war in Wien zu Gast. Dementsprechend dichtes Gedränge herrschte im restlos ausverkauften Flex. Nur soviel: Arcade Fire waren jede Mühe wert.
Ein blonder Jüngling betritt die Bühne. Mit seiner Geige spielt er kurz Songfragmente an, sampelt diese und schichtet sie in mehreren Spuren übereinander. Ist das gewünschte Konstrukt erst einmal erschaffen, spielt er noch die Melodielinie und singt dazu. Der Violinist heißt Owen Pallett, kommt aus Toronto und musiziert unter dem Pseudonym Final Fantasy. Sein Auftritt erinnert mich stark an die Live-Performance von Howie Day, der vor gut zwei Jahren im Vorprogramm von Tori Amos in Wien auftrat. Mit dem Unterschied, dass Pallett Geige anstatt Gitarre verwendet. Was für ein Potential in ihm steckt, wird spätestens beim letzten Stück seines Sets auch den anwesenden Skeptikern klar. Nämlich dann, als seine eigenwillige Symbiose aus Pop, Klassik und Sample-Technologie vom Drummer des nachfolgenden Haupt-Acts perkussiv unterstützt wird. Eine bemerkenswert kurzweilige Einleitung.
Owen Pallett steht auch wenige Minuten später beim Auftritt von Arcade Fire auf der Bühne. Dabei ist er jedoch nur einer von insgesamt acht Musikern, die allesamt auf der nicht gerade geräumigen Bühne ihren Platz finden müssen. Schon mit diesem Anblick wird einem klar gemacht, dass Arcade Fire mit dem vorangegangenen Minimalismus von Pallett rein gar nichts am Hut haben. Zurückhaltung ist in ihrem Fall fehl am Platz. Stattdessen herrscht hemmungslose Ausgelassenheit. Euphorischer geht es kaum noch. Selten zuvor strömte mir im Auditorium eines Rock-Konzertes von der Bühne aus dermaßen viel Energie entgegen. Ohne zu übertreiben: Arcade Fire haben mich an diesem Abend umgehauen, regelrecht weggeblasen.
Auf Überschwang folgt Überzeugung.
Dabei wäre es durchaus im Bereich des Möglichen gewesen, dass ich an diesem Abend den Ort des Geschehens enttäuscht verlassen hätte. Das ist ja immer so eine Sache, wenn eine Newcomer-Band ein dermaßen grandioses Debutalbum macht, allerorts in den Himmel gelobt und auch im Live-Kontext als unverzichtbares Erlebnis angepriesen wird. Eine kaum einzulösende Erwartungshaltung ist meist die Folge. Noch dazu gehen solche Konzerte prinzipiell in der beschissensten Konzerthalle der Stadt von der Bühne. In maßlos überfüllten Räumlichkeiten und bei ärgstem Gedränge.
Arcade Fire konnten trotz all dieser potentiellen Hindernisse überzeugen. Sogar restlos. Das mag daran liegen, dass sie bei ihren Konzerten nicht nur etwas für's Ohr, sondern auch so manches für's Auge bieten. Und das, obwohl die Kanadier alles andere als eine Band sind, die mit übermäßig tollem Sound oder ausgefeilter Spieltechnik zu überzeugen weiß. Im Gegenteil. Ist aber in ihrem Fall auch gar nicht notwendig. Stattdessen setzt man viel lieber auf Emotionen pur. Folglich kommt es zwischen den Songs immer wieder auf's Neue zu munteren Instrumenten- und Positionswechseln. Und wenn irgendjemand beim vorzutragenden Stück gerade keine gewichtige Rolle ergattert, dann übt er sich eben im ausgelassen Einschlagen auf in Reichweite befindliche Ersatzteile oder betätigt sich mit voller Inbrunst als Background-Sänger. An ein bestimmtes Hilfsmittel fühlt sich bei einem Auftritt von Arcade Fire jedenfalls kaum jemand gebunden. Ein herrliches Chaos aus Ekstase und Unkonventionalität, das nicht nur den Akteuren auf der Bühne Spaß machte. Was kann man mehr von einem Konzert erwarten?
Arcade Fire / Final Fantasy
21.05.2005 - Wien, Flex.
[arcadefire.com]
[finalfantasyeternal.com]
Ein blonder Jüngling betritt die Bühne. Mit seiner Geige spielt er kurz Songfragmente an, sampelt diese und schichtet sie in mehreren Spuren übereinander. Ist das gewünschte Konstrukt erst einmal erschaffen, spielt er noch die Melodielinie und singt dazu. Der Violinist heißt Owen Pallett, kommt aus Toronto und musiziert unter dem Pseudonym Final Fantasy. Sein Auftritt erinnert mich stark an die Live-Performance von Howie Day, der vor gut zwei Jahren im Vorprogramm von Tori Amos in Wien auftrat. Mit dem Unterschied, dass Pallett Geige anstatt Gitarre verwendet. Was für ein Potential in ihm steckt, wird spätestens beim letzten Stück seines Sets auch den anwesenden Skeptikern klar. Nämlich dann, als seine eigenwillige Symbiose aus Pop, Klassik und Sample-Technologie vom Drummer des nachfolgenden Haupt-Acts perkussiv unterstützt wird. Eine bemerkenswert kurzweilige Einleitung.
Owen Pallett steht auch wenige Minuten später beim Auftritt von Arcade Fire auf der Bühne. Dabei ist er jedoch nur einer von insgesamt acht Musikern, die allesamt auf der nicht gerade geräumigen Bühne ihren Platz finden müssen. Schon mit diesem Anblick wird einem klar gemacht, dass Arcade Fire mit dem vorangegangenen Minimalismus von Pallett rein gar nichts am Hut haben. Zurückhaltung ist in ihrem Fall fehl am Platz. Stattdessen herrscht hemmungslose Ausgelassenheit. Euphorischer geht es kaum noch. Selten zuvor strömte mir im Auditorium eines Rock-Konzertes von der Bühne aus dermaßen viel Energie entgegen. Ohne zu übertreiben: Arcade Fire haben mich an diesem Abend umgehauen, regelrecht weggeblasen.
Auf Überschwang folgt Überzeugung.
Dabei wäre es durchaus im Bereich des Möglichen gewesen, dass ich an diesem Abend den Ort des Geschehens enttäuscht verlassen hätte. Das ist ja immer so eine Sache, wenn eine Newcomer-Band ein dermaßen grandioses Debutalbum macht, allerorts in den Himmel gelobt und auch im Live-Kontext als unverzichtbares Erlebnis angepriesen wird. Eine kaum einzulösende Erwartungshaltung ist meist die Folge. Noch dazu gehen solche Konzerte prinzipiell in der beschissensten Konzerthalle der Stadt von der Bühne. In maßlos überfüllten Räumlichkeiten und bei ärgstem Gedränge.
Arcade Fire konnten trotz all dieser potentiellen Hindernisse überzeugen. Sogar restlos. Das mag daran liegen, dass sie bei ihren Konzerten nicht nur etwas für's Ohr, sondern auch so manches für's Auge bieten. Und das, obwohl die Kanadier alles andere als eine Band sind, die mit übermäßig tollem Sound oder ausgefeilter Spieltechnik zu überzeugen weiß. Im Gegenteil. Ist aber in ihrem Fall auch gar nicht notwendig. Stattdessen setzt man viel lieber auf Emotionen pur. Folglich kommt es zwischen den Songs immer wieder auf's Neue zu munteren Instrumenten- und Positionswechseln. Und wenn irgendjemand beim vorzutragenden Stück gerade keine gewichtige Rolle ergattert, dann übt er sich eben im ausgelassen Einschlagen auf in Reichweite befindliche Ersatzteile oder betätigt sich mit voller Inbrunst als Background-Sänger. An ein bestimmtes Hilfsmittel fühlt sich bei einem Auftritt von Arcade Fire jedenfalls kaum jemand gebunden. Ein herrliches Chaos aus Ekstase und Unkonventionalität, das nicht nur den Akteuren auf der Bühne Spaß machte. Was kann man mehr von einem Konzert erwarten?
Arcade Fire / Final Fantasy
21.05.2005 - Wien, Flex.
[arcadefire.com]
[finalfantasyeternal.com]
wasix - 22. Mai, 15:40 - [2005 Konzerte]
analog_at - 23. Mai, 09:21:
großartiges musikvergnügen
auch wenn ich das flex nicht mehr sehen kann, konnten mich arcade fire 75 minuten dieses schlechte ambiente vergessen lassen. während ich dich die augen geschlossen hatte träumte ich von einem konzert in der szene. beim nächsten mal hoffe ich,.........
wasix - 23. Mai, 12:54:
erwähnenstwert zum thema flex...
...sind auch noch die "netten" leute von der security, die scheinbar bei jedem konzert den befehl haben, sich so oft wie möglich vor kleinen mädchen zu platzieren und dort dementsprechend aufzublasen, damit auch ja niemand an ihnen vorbei sieht.ich will auch security-maxl im flex sein. ich will auch so 'ne coole jacke. ich will auch endlich mal auf superwichtig machen dürfen... ;-)))
punani - 24. Mai, 15:08:
wunderbares konzert trotz der tropischen hitze im flex!!!!
wasix - 24. Mai, 16:09:
...
die haben's dort nicht so recht mit angemessener belüftung. stimmt.
srocca - 27. Mai, 16:07:
Final Fantasy
Ich habe die Vorband auch toll gefunden, war zwar etwas strange, aber interessant. Andererseits wie du gesagt hast - auch von Howie Day war ich live ziemlich beeindruckt. Ich finde es gehört auch sehr viel Mut dazu, so ganz ohne Verstärkung vor Publikum zu stehen.
wasix - 27. Mai, 16:50:
sehe gerade...
final fantasy: has a good time, vö: 6.6.2005.na schau (bzw. hör) ma mal, ob das was kann...