header
 
John BramwellDie guten, alten Bekannten aus Manchester gastierten mal wieder in Wien. Der Vorteil: Man weiß, was einem erwartet. Die Folge: Ein solider Auftritt. Nicht mehr und nicht weniger.

John Bramwell war jahrelang als Straßenmusikant tätig. Nicht bloß in seiner Heimatstadt Manchester, auch in anderen europäischen Großstädten wie Paris oder Athen sorgte er mit seinen makaber-melancholischen Songs in so mancher U-Bahnstation für einen willkommenen Zeitvertreib. Diese Erfahrungen haben Spuren hinterlassen. Egal ob man Bramwell heute beim sprechen oder singen zuhört, eine gewisse Ironie ist bei ihm allgegenwärtig. Da kann die angeschlagene Thematik im ersten Augenblick noch so nachdenklich und traurig sein. Das ist bei Interviews so, natürlich aber auch bei seinen Live-Auftritten, wo er es wie kein Zweiter versteht mit kleinen Anektoten und trockenem Humor zu punkten. Kein Zwischenruf, der von Bramwell nicht beantwortet oder kommentiert wird. Das mögen die Fans an ihm, deswegen kommen sie auch immer wieder und inzwischen auch in beachtlichen Mengen zu seinen Konzerten.

There's Blood On Your Legs. I Love You.

I Am Kloot haben sich einen Namen gemacht. Dabei sind John Bramwell und seine Mitstreiter Peter Jobson (Bass) und Andy Hargreaves (Drums) keine jener Formationen, die von der britischen Musikpresse in den Himmel gelobt wurden. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Zu wenig trendy, zu wenig stylish. Ihr Debut "Natural History" (2001) machte trotzdem seinen Weg. Aufgrund von Mundpropoganda. Vor allem aber, weil sich I Am Kloot seit ihrer Gründung 1998 bei unzähligen Live-Gigs in kleinen Clubs regelrecht den Arsch abgespielt haben. Und siehe da: "Natural History" gilt heute als Kultalbum. Vollkommen zu recht.

Auch in Österreich entwickelte sich in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Fangemeinde. Die Besucherzahlen bei ihren Konzerten schraubten sich von Album zu Album kontinuierlich in die Höhe. Nun sind I Am Kloot mit "Gods And Monsters" bei Longplayer Nummer 3 angekommen und haben kein Problem mehr damit Räumlichkeiten wie die Szene Wien auszuverkaufen. Ohne großen Hype, ohne viel Werbung und ohne sensationelle Albumkritiken im Vorfeld. Es geht auch anders.

Am I Still Klootish Enough?

"In fact, all of our songs are about fuckin' and disaster." Wer I Am Kloot schon mal live miterlebt hat, der kennt diesen Satz. John Bramwell bringt ihn jedes Mal an. Ebenso muss er natürlich immer wieder auf's Neue die obligatorische Frage nach dem "Who are you?" mit einem "I am Kloot" beantwortet. Hängt ihm wahrscheinlich längst zum Hals hinaus, gehört bei einem Live-Auftritt dieser Band aber einfach dazu. Ebenso wie die entspannte Atmosphäre und all die bittersüßen Folksongs mit ihren Textinhalten zwischen Zynismus und Ernsthaftigkeit. So richtig laut wird es dabei nur selten. Zwei, drei Momente gab es an diesem Abend dann aber doch, wo das Trio aus Manchester mit energischerem Songmaterial bewies, dass es auch in der Lage ist mal so richtig Druck auszuüben.

I Am Kloot sind eine äußerst sympathische Band. Das ist unbestritten. I Am Kloot sind aber auch eine ziemlich eindimensionale Band. Einen Ausflug in neue musikalische Gefilde darf man sich bei ihnen nicht erwarten. John Bramwell kann seine Vergangenheit nicht verleugnen. Und will das auch gar nicht. Warum auch? Er fährt inzwischen recht gut auf dieser Schiene. Was man auch gar nicht negativ bewerten muss. Denn wer auf düster melancholische Folk- und Rocksongs mit dem Hang zur Ironie steht, der wird bei I Am Kloot sehr gut bedient. Wer jedoch hin und wieder etwas mehr erwartet, könnte spätestens bei "Gods And Monsters" und der dazugehörigen Tournee enttäuscht werden. Vielleicht war ich an diesem Abend nicht in der passenden Stimmung. Vielleicht bin ich inzwischen aber auch nicht mehr "klootish" genug. Wer weiß das schon?

I Am Kloot
17.05.2005 - Wien, Szene.


[iamkloot.com]
srocca - 22. Mai, 18:48:
Klootish
Die Kloot Fans werden anscheinend immer zahlreicher. Das nächste Konzert muss dann in den Gasometer verlegt werden. 
wasix - 22. Mai, 20:17:
...
kann ich mir nicht so recht vorstellen. da ist m.m.n. inzwischen die grenze erreicht. und das ist auch gut so...