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Freitag, der 13. - Szene Wien: Patrick Wolf lud zur musikalischen Städtereise. Ein fulminanter Liederabend zwischen Pathos, Stimmakrobatik und typisch britischer Schauerromantik.

Patrick WolfPatrick Wolf wird gerne mal als Wunderkind bezeichnet. Wenn Musikkritiker einen neuen, jungen Künstler entdecken, kommt soetwas des öfteren vor. Beispiele gibt es genug. Auch in jüngster Vergangenheit. Kaum eine Plattenbesprechung oder Konzertkritik von Adam Green oder Conor Oberst, wo der Rezensent nicht darauf zurückgreift. Wirklich falschliegen kann man damit auch gar nicht. Sind ja wirklich alle auf ihre Art irgendwie Wunderkinder.

Was ist nun eigentlich das Besondere an Patrick Wolf? Er wurde vor gut 20 Jahren irgendwo in Irland geboren und lebt in London. Dort besitzt er laut eigener Angabe einen wunderschönen Garten mit jeder Menge Glockenblumen, denen er inzwischen sogar ein Lied gewidmet hat. Wolf kann sehr gut mit dem Computer umgehen. Vor allem in Beziehung mit seiner Musik. Außerdem kann man ihn durchaus als Multiinstrumentalist bezeichnen. Bei seinen Konzerten ist das nicht zu übersehen. Vor allem wenn er am Piano sitzt, merkt man seine klassische Ausbildung. Das herausragendste Merkmal ist jedoch seine unglaublich kraftvolle und wunderschöne Stimme, die auch im Live-Kontext souverän wirkt. Wenn auch oftmals schräg. Bei einigen Tönen denkt man schon, dass er die Kurve nicht mehr kriegen würde. Aber siehe da...

Neuromantik zwischen Kitsch und Disharmonie.

Ich habe mir sagen lassen, dass Patrick Wolf bei der Tour zu seinem ersten Album "Lycanthropy" auf der Bühne damals noch den Alleinunterhalter gab. Umgeben von Laptot und Sample-Elektronik. Das Bild hat sich inzwischen gewandelt. Ziemlich drastisch sogar. Erstens ist Wolf heute nicht mehr alleine auf der Bühne, sondern lässt sich von einem Schlagzeuger begleiten. Und zweitens tauschte er die zeitgenössischen Hilfsmittel gegen E-Piano, Geige und Akustik-Gitarre. Zudem scheint Patrick Wolf ein Faible für Ukulelen zu haben, wobei mich an diesem Abend der Eindruck verfolgte, dass die verwendeten Instrumente mit Fortlauf des Konzertes immer kleiner wurden. Aber vielleicht war es ja nur Einbildung. Jedenfalls stellte Wolf eindrucksvoll unter Beweis, dass er abseits elektronischer Begleitmusik auch im Retro-Style eine gute Figur macht. Inklusive passendem Outfit, das irgendwo zwischen viktorianischem Zeitalter und Neuromantik angesiedelt war. Cool sah er aus.

Dementsprechend gut schien sich Patrick Wolf an diesem Abend auch zu fühlen. Unglaublich selbstsicher führte er durch sein Programm. Stets bemüht seine Frisur ins Gesicht fallen zu lassen. Dabei jedoch keinen Moment introvertiert oder gar überheblich. Im Gegenteil. Vor allem in den kurzen Pausen zwischen den Songs konnte er mit seinen charmant hingehauchten Zwischenansagen beim Publikum in der gut gefüllten Halle punkten. Aufgrund der Jubelschreie und begeisterten Pfiffe war ein gewisses Gerührtsein beim Akteur des Abends nicht zu übersehen. Sein verschmitzt verlegenes Lächeln verriet ihn.

Die Erkenntnis? Dieser Mann hat Talent. Jede Menge sogar. Das wunderbare "Wind In The Wires" legte den Köder. Nach dem Wien-Gastspiel baumelte ich endgültig am Haken. Patrick Wolf weiß zu überzeugen. Und dazu braucht er keinerlei Schnick-Schnack. Zumindestens auf der Bühne. Die neuen Stücke wirkten in der abgespeckten Version fast noch intensiver. Folglich ist auch eine Begleitband unnötig. Der Drummer ist nur Mittel zum Zweck. Früher kamen die Beats aus dem Computer, heute sind diese einfach nur den Umständen angepasst. Wolfs Live-Performance ist der beste Beweis dafür, wie meisterhaft Reduktion klingen kann. Meine hohen Erwartungen wurden jedenfalls vollauf erfüllt. Grund genug nach Ende des Konzertes noch ein wenig Geld auszugeben und die erkannten Lücken in der Plattensammlung auszumerzen. Die 25 Euro für die "Lycanthropy"-CD und die Vinylausgabe der "Patrick Wolf EP" mussten einfach sein. Gut angelegtes Geld, wie ich meine.

Patrick Wolf
13.05.2005 - Wien, Szene.


[patrickwolf.com]
srocca - 16. Mai, 22:34:
Cornwall
Patrick Wolf muss irgendeine Beziehung zu Cornwall haben. Die Gegend wurde während des wirklich tollen Konzertes des öfteren erwähnt (Zugreise nach Cornwall, Penzance, Land´s End). 
wasix - 17. Mai, 16:35:
re: cornwall
angeblich soll er dort den großteil des neuen albums geschrieben haben.in einer einsamen hütte an der küste... 
srocca - 20. Mai, 22:04:
...
klingt ziemlich romatisch, erklärt aber die traditionelleren Instrumente.