Das Jahr nach seiner triumphalen Rückkehr: Morrissey feiert sich selbst. Gleich mit zwei Mitschnitten seiner umjubelten Live-Auftritte. Auf DVD und CD.
Der Mann hat das Comeback des vergangen Jahres hingelegt. Noch dazu ein vollkommen unerwartetes. Zumindestens in diesem Ausmaß. Und vor allem für mich. Ich muss zugeben, selbst als ich das formidable "You Are The Quarry" erstmals zu Ohren bekam, rechnete ich nicht mit dermaßen viel Resonanz. Doch Mozza - wie er von seinen Fans liebevoll genannt wird - belehrte alle seine Kritiker, die bei jeder seiner Soloplatten alten Smiths-Zeiten nachtrauerten, eines besseren und räumte mit "You Are Quarry" und den darauf enthalteten Singles alles ab, was ihm vorher versagt blieb. Die Zeit schien mehr als nur reif für die Rückkehr von Steven Patrick Morrissey.
Seine letztjährige Tournee war natürlich ebenso erfolgreich. Kaum ein Konzert, das nicht ausverkauft war. Umso schmerzlicher, dass Morrissey auf heimischen Bühnen weiterhin bloß eine Wunschvorstellung blieb. Ersatz gibt es nun in Form von zwei Live-Dokumenten des Meisters. Einerseits die DVD "Who Put The "M" In Manchester?", eine Liebeserklärung an seine Heimatstadt, andererseits seine erste Live-CD "Live At Earls Court". Beides für Fans ohnehin ein Muss. Gleichzeitig aber auch die Möglichkeit sich auch hierzulande einigermaßen ein Bild von der angeblich so sagenhaften Bühnenpräsenz von Morrissey zu machen.
Who Put The "M" In Manchester?
Am 22. Mai 2004 feierte Morrissey nach zwölf Jahren seine Rückkehr nach Manchester. Jener grauen Arbeiterstadt, wo er inmitten von James Dean-Filmen und Oscar Wilde-Texten seine Jugendjahre verbrachte und später gemeinsam mit Johnny Marr die Kultgruppe The Smiths ins Leben rief. Das Bühnen-Comeback in seiner Heimatstadt fand zufälligerweise auch noch genau am 45. Geburtstag von Morrissey statt. Und das wussten sie natürlich alle. Auch wenn das Geburtstagskind selbst mit dem für ihn typischen Humor an diesem Abend stets davon sprach, gerade mal das 29. Lebensjahr erreicht zu haben. Ein Wunschgedanke, der allerdings bereits am Äußeren scheitert. Denn der "Dandy alter Schule" ist merklich gealtert. Das sieht man in seinem Gesicht, das merkt man aber auch seiner Leibesfülle. Was allerdings nicht weiter stört. Denn abseits dessen präsentiert sich der Mann im feinen Zwirn bei seinen Live-Auftritten in bemerkenswerter Form. Keine Pose, die er nicht beherrscht. Keine Zwischenansage, die nicht sitzt ("Oh Manchester, you've made a lucky man very old!"). Eben der perfekte Entertainer.
Die vorliegende DVD gibt Morrissey in Höchstform auf beeindruckende Art und Weise wieder. In der größten bedachten Arena Europas, die an diesem Abend natürlich bis auf den letzten Platz ausverkauft war. Umgeben von einem perfekten Sound, wo sich Solo-Hits nahtlos an unvergessliche Smiths-Klassiker reihen. Insgesamt 19 Tracks, die von traurig-schönen Bildern aus Manchester eingerahmt sind. Als Bonus gibt es noch fünf Lieder vom letztjährigen Move-Festival und alle Promo-Clips 2004. Das alles sollte man bevorzugt im Breitbildformat auf einem größeren Fernseher genießen. Das gilt gleichermaßen für Fans und alle jene, die es spätestens nach dieser DVD sein werden.
Live At Earls Court.
Kurz vor Weihnachten - genauer am 18. Dezember - füllte Morrissey dann erstmals den Londoner Earls Court und wurde dabei von 17.183 zahlenden Zuschauern frenetisch umjubelt. Auch dieses Ereignis hat man festgehalten. Allerdings nur in Form einer Live-CD. Was jedoch nicht weiter stört, handelt es sich bei "Live At Earls Court" doch zweifelsohne um eine der schönsten Live-CD's des Jahres. 18 Lieder gibt es darauf zu hören. Auf satten 75 Minuten. Ähnlich wie bei "Who Put The "M" In Manchester?" wechseln sich dabei alte Smiths-Hits und Solo-Kompositionen ab. Die Setlist der CD unterscheidet sich dabei aber doch merklich von der auf DVD. Das beginnt bei "How Soon Is Now?" und endet bei "Last Night I Dreamt That Somebody Loved Me". Dazwischen gibt es als besonderen Leckerbissen auch noch eine sehr eigene Version des Patti Smith-Klassikers "Redondo Beach" zu hören.
Alles in allem eine Setlist, für die jede andere Band töten würde. Egal ob Klassiker, Glamrockballade oder Außenseiterhymne, hier wird alles geboten, was man als Morrissey-Fan begehrt. Noch dazu in atemberaubend guter Qualität. Vorgetragen von einer unglaublich tight spielenden Begleitband. Das ist Musik, die versteht unter die Haut zu gehen. Und natürlich begeistert. "Live At Earls Court" kann zwar keinesfalls die längst überfällige, etwas weitläufigere Morrissey-Tour ersetzen, ist aber genauso wie die "Who Put The "M" In Manchester?"-DVD ein feines, wenn auch kleines Trostpflaster für all jene, die noch nie einem seiner Konzerte beiwohnen durften. Meine Wenigkeit eingeschlossen.
Morrissey
Who Put The "M" In Manchester? (DVD)
Live At Earls Court (CD)
04.04.2005
[morrisseymusic.com]
Der Mann hat das Comeback des vergangen Jahres hingelegt. Noch dazu ein vollkommen unerwartetes. Zumindestens in diesem Ausmaß. Und vor allem für mich. Ich muss zugeben, selbst als ich das formidable "You Are The Quarry" erstmals zu Ohren bekam, rechnete ich nicht mit dermaßen viel Resonanz. Doch Mozza - wie er von seinen Fans liebevoll genannt wird - belehrte alle seine Kritiker, die bei jeder seiner Soloplatten alten Smiths-Zeiten nachtrauerten, eines besseren und räumte mit "You Are Quarry" und den darauf enthalteten Singles alles ab, was ihm vorher versagt blieb. Die Zeit schien mehr als nur reif für die Rückkehr von Steven Patrick Morrissey.
Seine letztjährige Tournee war natürlich ebenso erfolgreich. Kaum ein Konzert, das nicht ausverkauft war. Umso schmerzlicher, dass Morrissey auf heimischen Bühnen weiterhin bloß eine Wunschvorstellung blieb. Ersatz gibt es nun in Form von zwei Live-Dokumenten des Meisters. Einerseits die DVD "Who Put The "M" In Manchester?", eine Liebeserklärung an seine Heimatstadt, andererseits seine erste Live-CD "Live At Earls Court". Beides für Fans ohnehin ein Muss. Gleichzeitig aber auch die Möglichkeit sich auch hierzulande einigermaßen ein Bild von der angeblich so sagenhaften Bühnenpräsenz von Morrissey zu machen.
Who Put The "M" In Manchester?
Am 22. Mai 2004 feierte Morrissey nach zwölf Jahren seine Rückkehr nach Manchester. Jener grauen Arbeiterstadt, wo er inmitten von James Dean-Filmen und Oscar Wilde-Texten seine Jugendjahre verbrachte und später gemeinsam mit Johnny Marr die Kultgruppe The Smiths ins Leben rief. Das Bühnen-Comeback in seiner Heimatstadt fand zufälligerweise auch noch genau am 45. Geburtstag von Morrissey statt. Und das wussten sie natürlich alle. Auch wenn das Geburtstagskind selbst mit dem für ihn typischen Humor an diesem Abend stets davon sprach, gerade mal das 29. Lebensjahr erreicht zu haben. Ein Wunschgedanke, der allerdings bereits am Äußeren scheitert. Denn der "Dandy alter Schule" ist merklich gealtert. Das sieht man in seinem Gesicht, das merkt man aber auch seiner Leibesfülle. Was allerdings nicht weiter stört. Denn abseits dessen präsentiert sich der Mann im feinen Zwirn bei seinen Live-Auftritten in bemerkenswerter Form. Keine Pose, die er nicht beherrscht. Keine Zwischenansage, die nicht sitzt ("Oh Manchester, you've made a lucky man very old!"). Eben der perfekte Entertainer.
Die vorliegende DVD gibt Morrissey in Höchstform auf beeindruckende Art und Weise wieder. In der größten bedachten Arena Europas, die an diesem Abend natürlich bis auf den letzten Platz ausverkauft war. Umgeben von einem perfekten Sound, wo sich Solo-Hits nahtlos an unvergessliche Smiths-Klassiker reihen. Insgesamt 19 Tracks, die von traurig-schönen Bildern aus Manchester eingerahmt sind. Als Bonus gibt es noch fünf Lieder vom letztjährigen Move-Festival und alle Promo-Clips 2004. Das alles sollte man bevorzugt im Breitbildformat auf einem größeren Fernseher genießen. Das gilt gleichermaßen für Fans und alle jene, die es spätestens nach dieser DVD sein werden.
Live At Earls Court.
Kurz vor Weihnachten - genauer am 18. Dezember - füllte Morrissey dann erstmals den Londoner Earls Court und wurde dabei von 17.183 zahlenden Zuschauern frenetisch umjubelt. Auch dieses Ereignis hat man festgehalten. Allerdings nur in Form einer Live-CD. Was jedoch nicht weiter stört, handelt es sich bei "Live At Earls Court" doch zweifelsohne um eine der schönsten Live-CD's des Jahres. 18 Lieder gibt es darauf zu hören. Auf satten 75 Minuten. Ähnlich wie bei "Who Put The "M" In Manchester?" wechseln sich dabei alte Smiths-Hits und Solo-Kompositionen ab. Die Setlist der CD unterscheidet sich dabei aber doch merklich von der auf DVD. Das beginnt bei "How Soon Is Now?" und endet bei "Last Night I Dreamt That Somebody Loved Me". Dazwischen gibt es als besonderen Leckerbissen auch noch eine sehr eigene Version des Patti Smith-Klassikers "Redondo Beach" zu hören.
Alles in allem eine Setlist, für die jede andere Band töten würde. Egal ob Klassiker, Glamrockballade oder Außenseiterhymne, hier wird alles geboten, was man als Morrissey-Fan begehrt. Noch dazu in atemberaubend guter Qualität. Vorgetragen von einer unglaublich tight spielenden Begleitband. Das ist Musik, die versteht unter die Haut zu gehen. Und natürlich begeistert. "Live At Earls Court" kann zwar keinesfalls die längst überfällige, etwas weitläufigere Morrissey-Tour ersetzen, ist aber genauso wie die "Who Put The "M" In Manchester?"-DVD ein feines, wenn auch kleines Trostpflaster für all jene, die noch nie einem seiner Konzerte beiwohnen durften. Meine Wenigkeit eingeschlossen.
Morrissey
Who Put The "M" In Manchester? (DVD)
Live At Earls Court (CD)
04.04.2005
[morrisseymusic.com]
wasix - 23. Apr, 14:37 - [2005 Platten]