header
 
Son, AmbulanceEntdecken - Mitspielen - Hoffen - Gewinnen - Geld sparen. So geschehen beim Wien-Konzert von Son, Ambulance. Obwohl die zehn Euro Eintritt in diesem Fall gut angelegt gewesen wären.

Joe Knapp ist ein guter Freund von Conor Oberst. Vor einigen Jahren wohnten die Beiden sogar eine Zeit lang zusammen. Auch musikalisch können die einstigen WG-Kumpanen auf eine gemeinsame Vergangenheit zurückblicken. So war Knapp als Schlagzeuger bei der Welttournee zu "Fevers and Mirrors" (2000) dabei. Und vor vier Jahren veröffentlichte man die Split-EP "Oh Holy Fools". Conor Oberst mit Bright Eyes gemeinsam mit Joe Knapp und seinen Son, Ambulance. Sehr feines Teil. War bei einem Produkt vom Saddle Creek-Label auch nicht anders zu erwarten.

Man beachte bei Son, Ambulance den bedeutungsschweren Beistrich im Namen. Keine alltägliche Schreibweise. In diesem Fall hat man es aber auch mit keiner alltäglichen Band zu tun. Denn bei Son, Ambulance sind die musikalischen Ambitionen allgegenwärtig. Vergleiche mit den Bright Eyes sind zwar durchaus angebracht, hinken aber schlussendlich doch hinterher. Denn im Gegensatz zu Conor Oberst geht Joe Knapp sogar noch einen Schritt weiter. Traditionelle Songstrukturen scheinen ihm jedenfalls nur am Rande zu kümmern. Und von künstlerischen Wiederholung hält er meistens gleich ganz Abstand. Stattdessen begibt er sich mit seinen vielschichtigen Kompostionen schon mal gerne auf dünnes Eis. Kein Wunder, dass Son, Ambulance beim ersten Hinhören in Sachen Hitpotential gegenüber ihren weitaus bekannteren Labelkollegen von Bright Eyes merklich abstinken. Man könnte ihnen auch den letzten Pepp absprechen. Oder die Lust massenkompatibel zu klingen.

Ein Abend mit Startschwierigkeiten.

Ende letzten Jahres kam mit "Key" das neue Album von Son, Ambulance auf den Markt. Übrigens das zweite nach dem hierzulande nicht offiziell veröffentlichten "Euphemystic". "Key" bietet kunstvoll arrangierten und dabei trotzdem ungestümen Songwriter-Pop, der mit jedem Song - gerne auch jenseits der Fünf-Minuten-Grenze - neue Wege einschlägt. Ein wirklich hörenswertes Album. Auch wenn das bislang leider kaum jemandem aufgefallen ist. Zumindestens in Europa. Damit sich das ändert, begaben sich die Mannen um Joe Knapp dieser Tage erstmals auf eine ausgedehnte Tournee quer über den alten Kontinenten. Dabei machten Son, Ambulance auch im Wiener WUK Halt, dessen Fassungsvermögen von knapp 1000 Leuten für die bestenfalls als Geheimtipp gehandelte Band eindeutig zu hoch angesetzt war. Wenigstens kaschierten die Veranstalter das Antlitz der spärlich besuchten Räumlichkeiten mit riesigen schwarzen Vorhängen, die seitlich in der Halle angebracht die Stimmung angenehm einengten.

Was einem an diesem Abend sofort auffiel, war, dass man es bei Son, Ambulance mit einer Band der sympathischeren Sorte zu tun hat. Anfangs nervös und zurückhaltend, taute das Quintett mit Fortdauer des Gigs immer mehr auf. Vor allem der Herr an den Drums, der sich schon nach wenigen Nummern seiner Oberbekleidung entledigte, sorgte von seinem Platz im Hintergrund der Bühne aus für die ein oder andere auflockernde Einlage. Allerdings erst zu einem Zeitpunkt, wo sowohl die Band als auch das angetretene Publikum bereits einige Hürden hinter sich lassen musste. Denn der Beginn des Konzertes war von manch Unkoordiniertheit gekennzeichnet. Die Akustik im Saal hörte sich bei den ersten zwei, drei Songs schlichtweg miserabel an. Mal der Bass zu laut, dann wieder das Keyboard zu leise. Passend dazu nervte das unverständliche Genuschel von Joe Knapp. Wie sich herausstellen sollte, lagen all diese Probleme jedoch nicht an Sänger und Band, sondern einzig am Unvermögen des Mannes hinter dem Mischpult. Denn als dieser dann endlich alles im Griff hatte, war die Qualität des Dargebrachten mit einem Schlag wie ausgewechselt. Ich würde sogar soweit gehen, zu behaupten, dass Son, Ambulance an diesem Abend vollends überzeugten. Zumindestens nach gut einer halben Stunden. Nur gut, dass das Publikum nach 45 Minuten, wo die Band erstmals die Bühne verließ, frenetisch nach mehr verlangte und dies dann auch in Form von vier weiteren Stücken bekam. Ohne diese Zugaben hätte sich meine Begeisterung wohl doch eher in Grenzen gehalten.

Son, Ambulance
12.04.2005 - Wien, WUK.


[sonambulance.com]
[saddle-creek.com]
srocca - 18. Apr, 07:46:
Sänger
Ein wenig falsch singt der Son, Ambulance Sänger schon. Aber das stört nicht wirklich. 
wasix - 18. Apr, 07:54:
...
hatte in diesem fall sogar einen eher nett-charmanten beigeschmack...