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Als geschmackssicher kann man das "Showgirl"-Spektakel zwar nicht gerade bezeichnen, unterhaltsam war die durchgestylte Mischung aus Bombast und Trash jedoch allemal. "Geili Kylie" eben.

Kylie MinogueZugegeben: Ich habe eine Schwäche für sie. Das liegt mehr an ihrem Aussehen als an ihrer Stimme. Vor allem dieses wahrlich sensationelle Pferdegebiss hat es mir angetan. Aber nicht nur das. Kylie Minogue mag zwar nicht gerade der Prototyp des Ur-Weibs sein, trotzdem schafft sie es unzählige Männerherzen höher schlagen zu lassen. Kylie ist halt süß. Diese Meinung vertreten allerdings nicht bloß all jene des starken Geschlechts mit heterosexueller Ausrichtung, auch in der Gay-Community hat die kleine Australierin ihre Fans. Jede Menge sogar. Kylie ist inzwischen zu soetwas wie einer Ikone der Schwulen-Szene geworden. Wobei hier wiederum ein gewichtiger Grund in ihrer Musik liegt. Natürlich inklusive dem ganzen Drumherum. Und dieses Package aus Hitsingles, dazugehörigen Videoclips und unübersehbaren Hang zu gewagten Outfits ist im Falle von Kylie Minogue eindeutig besser als man eigentlich annehmen sollte. Vor allem in den letzten vier, fünf Jahren gab es immer wieder mal den ein oder anderen Song, dem man einfach nicht entkommen konnte. Aufgrund der mitgelieferten Bilder wohl auch nicht wollte.

Letztes Jahr erschien nun die Greatest Hits-Compilation "Ultimate Kylie". 2005 gibt es passend dazu die Tournee. Und wenn man die amtierende Pop-Queen dann schon mal in der Stadt hat, ist das Berappen von 50 Euro für ein Ticket durchaus angebracht. Selbst wenn es das gute Stück am Tag des Konzertes vor der Halle um 20 Euro gegeben haben soll. Was soll's, man gönnt sich ja sonst nichts. Trotz dieser Dumpingpreise auf dem Schwarzmarkt war die Stadthalle an diesem Abend sehr gut besucht. Sogar im zweiten Rang waren kaum freie Plätze auszumachen. Was mich dann doch etwas überraschte. Jedenfalls scheint die Werbemaschinerie, die in den letzten Wochen in den österreichischen Medien auf Hochtouren lief, gegriffen zu haben. Allein die Unmenge an Kartenverlosungen kann die angetretene Menge wohl kaum begründen. Es ist nicht mehr zu übersehen: Die gute Kylie hat sich im Pop-Universum einen gewissen Status erarbeitet. Das geht soweit, dass man eines der Konzerte ihrer "Showgirl"-Tour unbedingt gesehen haben muss. Unzählige Adabeis sahen das genauso.

Kylie mag man eben. Trotzdem.

Da stand sie also. Im knappen Korsett mit funkelnden Glitzersteinchen. Auf dem Kopf eine Krone mit einer riesigen Feder-Boa. Mit welchem Song das Konzert eröffnet wurde, ist mir entfallen. Bester Beweis dafür, dass dieser Abend vor allem etwas für's Auge war. Und das lag nicht nur an der Hauptakteurin dieser Veranstaltung. Da gab es nämlich auch noch diese sündhaft teure Hi-Tech-Bühne mit jeglichem Schnick-Schnack, den man sich nur vorstellen kann. Nicht zu vergessen die gut ein Dutzend TänzerInnen, die in unterschiedlichsten Kostümen auf der Bühne herumtollen durften. Das konnte sich schon sehen lassen: Knackige Jungs in Strumpfhosen. Noch knackigere Mädels in Unterwäsche. Und mitten drinnen die 1,50 Meter große Kylie, die man auf weite Entfernung schon mal übersehen hätte, wären da seitlich von der Bühne nicht die beiden Großbild-Leinwände gewesen, die jeden ihrer Schritte einfingen. Mit Ausnahme ihrer geschätzten zehn Kostümwechsel.

Gesungen hat Kylie an diesem Abend auch. Obwohl das eigentlich gar nicht notwendig gewesen wäre. Hatte man doch ohnehin den Eindruck, dass das Gehörte ausschließlich vom Band eingespielt wurde. Daran konnten auch die merklich unterbeschäftigten Musiker und Background-Sängerinnen im Hintergrund des Geschehens nichts ändern. Nun gut, damit war zu rechnen. Nur hatte ich für diesen Abend doch die leise Hoffnung, man würde einen etwas groovigerer Weg einschlagen. Eher in Richtung Disco, wie bei "Can’t Get You Out Of My Head" oder "Slow". Stattdessen driftete man allzu oft in schnulzigen Schmalzeinlagen ab und ließ dabei nun wirklich keine Peinlichkeiten aus dem Kylie-Backkatalog aus. Ob nun gewollt oder ungewollt, bleibt dahingestellt. Beispiele gab es jedenfalls mehr als genug. Der größte Fauxpas war dabei das Cover von "Somewhere Over The Rainbow", das Kylie auf einem durch die Lüfte schwebendem Sichelmond sitzend mit gewohnt schriller Stimme zum besten gab. Einfach grauenhaft. Ebenso wie das bald zwanzig Jahre alte Herumgesülze von "Especially For You". In diesem Fall mit Karaoke-Anleihen und nahe am Brechreiz.

Über das hemmungslose Abfeiern von "I Should Be So Lucky" hätte ich ja gerade noch hinwegsehen können, doch wo blieb an diesem Abend bloß diese grenzgeniale Popnummer namens "Kids"? Die Ausrede, es wäre doch ein Duett mit Robbie Williams und den kleinen Dicken mit dem sexy Hüftschwung bekommt man für einen Kurzauftritt nur schwer nach Wien, lasse ich nicht gelten. Immerhin kam auch bei der Nummer mit Neil Tennant von den Pet Shop Boys dessen Stimme vom Band. Ebenso wie die von Jason Donovan beim bereits erwähnten "Especially For You". Wie auch immer. "Kids" hätte auch mit einem Mister Williams aus der Konserve zum Knüller dieser zwei Stunden langen und an die 30 Nummern beinhaltenden Show werden können. So musste ich mich halt mit den optischen Reizen dieses Abends begnügen und jene Momente mit Argusaugen beobachten, wo sich "Geili Kylie" in möglichst wenig Textilien eingehüllt auf der Bühne räkelte. Ja, ja. Wenn Männerträume wahr werden.

KylieKylieKylieKylieKylie

Kylie Minogue
30.03.2005 - Wien, Stadthalle.


[kylie.com]
srocca - 4. Apr, 07:47:
Knackige Tänzer
Ich habe es schade gefunden, dass auf der Leinwand meist nur Kylie zu sehen war, ich hätte gerne mehr vom Spektakel drum herum mitgekriegt. 
wasix - 4. Apr, 16:36:
nix da...
kylie, kylie und nochmal kylie. deshalb war ich dort, das wollte ich sehen und das hab ich dann auch gesehen. recht so...