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Gay: 1. fröhlich. 2. bunt. 3. lebenslustig. 4. schwul. Folglich das passende Wort um einen Konzertabend mit Rufus Wainwright und Keane zu beschreiben. Gesehen im Gasometer in Wien.

"I can't think of a better songwriter working today than Rufus Wainwright. His songs have so much beauty, wit and musical inventiveness. And he's a great live performer."
Neil Tennant.

Mit dieser Meinung steht der Pet Shop Boys-Frontmann nicht alleine da. Die Musikpresse allerorts ist vom lasziv-theatralischen Pop von Rufus Wainwright begeistert. Kein anderer wagt sich dieser Tage dermaßen mutig in emotionale Gefilde wie der Sohn von Liedermacher Loudon Wainwright III. und Folk-Sängerin Kate McGarrigle. Kein Wunder, dass das Who-Is-Who der schwulen Musikergilde - begonnen bei Michael Stipe bis hin zu Elton John - zu seiner Fangemeinde gehört. Der Betroffene selbst kann die Begeisterung um seine Person durchaus nachvollziehen. Das Faszinierendste an ihm sind seiner Meinung nach "mein gottgegebenes gutes Aussehen und mein Talent". Der Mann ist überzeugt von sich. Soviel ist sicher. Das vermittelt er auch bei Interviews und Live-Auftritten. Ohne dabei eingebildet zu wirken. Es muss am Charme liegen, den der junge Songwriter aus Montreal wahrlich im Übermaß versprüht. Wer sich davon überzeugen will, dem sei die Bonus-DVD seines formidablen Albums "Want Two" empfohlen, wo es neben einem Konzertmitschnitt aus San Francisco auch Home-Video-Material zu sehen gibt. Wirklich sehenswert.

Dandy und Drama-Queen.

Rufus WainwrightIm vergangenen Sommer spielte Rufus Wainwright im Vorprogramm von Sting. Auch in Wien. Vor dem Schloß Schönbrunn. Wenn die Welt eine gerechte wäre, dann hätte eigentlich Mr. Sumner die Rolle des Anheizers für Rufus Wainwright einnehmen müssen. Und nicht umgekehrt. Von seinem Wien-Besuch schwärmt er heute noch. So auch bei seinem Auftritt als Support-Act der jungen Brit-Popper Keane.

Mit seinem roten Hut, ein Accessoire, das er sich unlängst in Salzburg leistete, vermittelte Rufus Wainwright auf der Bühne den Eindruck einer Mischung aus Troubadour und Märchenprinz, den es eigentlich nur durch widrige Umstände auf diese Bühne inmitten all der Instrumenten und des Hi-Tech-Equipment verschlagen haben muss. Doch egal, ob Rufus Wainwright an diesem Abend seinen Glamour-Pop am Klavier oder mit Akustik-Gitarre zum besten gab, er machte stets eine gute Figur. Ein bisschen Klassik hier, ein wenig Musical dort. Stets elegant vorgetragen. Niemals um eine unterhaltsame Anekdote zwischen den Songs verlegen. Man hört diesem jungen Songwriter aus Montreal einfach gerne zu, egal was er von sich gibt.

Nach Beendigung seines Auftritts stattete Rufus Wainwright noch dem Merchandise-Stand einen Besuch ab. Dort signierte er fleißig CD-Covers, T-Shirts und sonstige Utensilien, die man ihm vor die Nase hielt. Fotowünsche wurden natürlich ebenfalls erfüllt. Immer mit einem freundlichen Lächeln und ein paar netten Worten. Rufus Wainwright muss man einfach mögen. Da führt kein Weg vorbei. Schade nur, dass ihn seine Solo-Tour, die im April in Deutschland startet, nicht ein weiteres Mal nach Österreich bringt.

Pop im Breitwandformat.

KeaneIch mag Keane. Auch wenn ich mir das in letzter Zeit nicht mehr so recht eingestehen wollte. Meine letztjährige Begeisterung für das britische Trio gab es an dieser Stelle schon mehrmals nachzulesen. Zum Beispiel hier oder hier. Alles natürlich viel zu euphorisch und maßlos überzogen. Heute sehe ich das alles mit Abstand etwas nüchterner. Ohne jedoch davon abzukommen, dass Keane einfach gute Pop-Musik machen. Nicht gerade innovativ, aber unverschämt melodisch und melancholisch.

Auf der Bühne zeigen sich Keane als eine jener Bands, die im Live-Kontext eigentlich genauso klingen wie auf Platte. Ihr glasklarer Faserschmeichler-Pop kommt auch hier ohne den Einsatz von Gitarren aus. Einzig der Bass wird vom Band eingespielt. Ansonsten setzen Keane auf die bewährte Erfolgsformel, bestehend aus Klavier und Drums. Nicht zu vergessen die Chorknaben-Stimme von Milchgesicht und Frontmann Tom Chaplin. Keane sind alles andere als cool und trendy. Aber irgendwie kann ich mich ihren bittersüßen Pop-Melodien nicht so recht entziehen.

Natürlich nervt "Somewhere Only We Know" inzwischen. Natürlich klingen die zwei neuen Stücke, die an diesem Abend vorgestellt wurden, genauso wie die alten. Und natürlich waren all die Anwesenden im sehr gut besuchten Gasometer restlos begeistert. Mutter, Vater, Teenager-Tochter und -Sohn. Keane begeistern alt und jung. Sie deshalb aber gleich zu verurteilen, wäre vermessen. Auch ich will sie immer mal wieder schlecht finden. Nur gelingen will es mir nicht so recht. Zumindestens nicht auf längere Dauer. Dieses Konzert war das beste Beispiel dafür. Ohne große Erwartungen hingegangen. Eigentlich nur auf den Support-Act gefreut. Doch während des Auftritts von Keane habe ich mich dann doch wieder dabei ertappt, wie ich die vorgetragenen Ohrwürmer mitgesummt habe. So etwas verfolgt einen noch weit über das Konzertende hinaus. Da kann über Keane noch so sehr geschimpft werden, das was sie machen, haben sie verdammt gut drauf. Das gilt auch für ihre Live-Auftritte. In diesem Sinne: Gelungenes Konzert.

Keane / Rufus Wainwright
19.03.2005 - Wien, Gasometer.


[keanemusic.com]
[rufuswainwright.com]
eclipse - 20. Mär, 19:13:
who the fuck...
...is rufus wainwright?

sorry, das musste jetzt einfach sein... ;-)))
lach.... 
wiesengrund - 20. Mär, 19:15:
ein typ
..der mich bei dem gig gestern auch bezaubern konnte, auch wenn ich mir auf CD schwer tu mit ihm. erkundungswürdig. :) 
wasix - 20. Mär, 19:21:
copy & paste
da lach ich doch gleich mal mit... 
eclipse - 21. Mär, 00:29:
na ja..
ich weiss eh wer rufus ist...meine seite heisst nicht von ungefähr:
"across the universe" ;-) 
wasix - 21. Mär, 11:58:
die verbindung...
...von rufus wainwright und dem namen deiner seite ist mir zuerst gar nicht aufgefallen. aber jetzt, wo du es erwähnt hast...

wunderbares beatles-cover übrigens. nicht alltäglich... 
srocca - 16. Apr, 18:54:
Keane live
Habe letztens die Keane "Live Recordings 2004"-CD gehört und musste feststellen, dass Keane live noch besser, das heißt etwas weniger brav klingen. Obwohl Rufus Wainwright im roten Tirolerhut war einfach süß. 
wasix - 16. Apr, 20:09:
mickriger output
die "live recordings 2004"-cd von keane hab' ich auch schon gehört. nicht außergewöhnlich, aber okay. verstehe allerdings nicht, warum man ein live-album (oder -ep) mit bloß sechs songs veröffentlicht. schade irgendwie...