Zwei Jahre nach "Return To Cookie Mountain" haben TV On The Radio mit "Dear Science" ihr drittes Album vollbracht. Unverändert cool, dabei weniger halsbrecherisch, ihr "Sound Of Gritty Art".
Es ist soweit. Unmöglich sich dieser Band noch zu entziehen. Egal welches über Musik berichtende Medium, sogar in der einigermaßen aufgeschlossenen Tagesjournaille werden TVOTR weiterempfohlen, in allerhöchsten Tönen gelobt. Bei ihrem letzten Album "Return To Cookie Mountain" gab es bereits mehr als die ersten Ansätze dazu, dieser Tage darf jedoch bereits von einem flächendeckenden Medienrummel berichtet werden. Diese Band ist endgültig über den Status hinaus, im Kommen zu sein. Denn mit "Dear Science" sind TVOTR dort angekommen, wo sie all jene, die - nach selbstveröffentlichtem Demo "OK Calculator" (2002) und 5-Track-EP "Young Liars" (2003) - bereits ihrem Debutalbum "Desperate Youth, Blood Thirsty Babes" (2004) lauschten, sie hinhaben wollten. "Vorwiegend bewegt man sich in der Welt des Art-Rock. Mit gezielten Ausflügen in Richtung New Wave, Jazz und Blues. Jede Menge experimenteller Crossover, getragen von bemerkenswert entspannter Atmosphäre. Ein vielversprechender und vor allem faszinierender Erstling."
Ähnlich die Begeisterung beim nachfolgenden "Return To Cookie Mountain": "Eine Mischung aus Alternative-Rock, New-Wave, Electronica und Jazz. Allerdings mit jenem stellenweise fast schon stinknormalen Pop-Flair versehen, der das Ganze dann doch wiederum zugänglich macht. Dazu diese gehörige Portion Funk, Gospel und Soul. [...] Eine großartige Platte. Atmosphärisch dicht, gleichzeitig aber auch von einer unglaublichen Leichtigkeit gekennzeichnet." Fort- oder Rückschritt? Wohl eher Sidestep. Einer auf höchstem Niveau. Denn auch bei "Dear Science" bleiben TVOTR eines "jener raren Musiker-Kollektive, bei deren musikalischer Einordnung man kläglich scheitern muss. Rock? Punk? Elektro? Soul? Gospel? Egal." Die New Yorker Kreativköpfe bleiben sich selbst treu, machen ihr eigenes Ding. Welches diesmal vergleichsweise weniger verschroben und verkappt, um einiges poppiger und straighter rüberkommt. Kaum mehr dröhnende Gitarren. Stattdessen ganz viele Bläser. Sehr funky, mehr auf Black-Music-Einflüsse a la Chaka Khan, Chic und Prince bedacht. Ebenso wie auf Talking Heads, Peter Gabriel und David Bowie. Zeitlos Geniales von Mitte der Siebziger- bis Anfang der Achtziger-Jahre.
Produziert wurde "Dear Science" wie dessen Vorgänger von Bandmitglied und Multiinstrumentalist David Andrew Sitek. Derselbe, der auch beim im Mai dieses Jahres veröffentlichten "Anywhere I Lay My Head", dem von ihm erdachten und von Schauspielerin Scarlett Johansson stimmlich vorgetragenen Versuch eines Tom Waits-Tributs, hinter den Reglern saß. Folglich wäre ein Gastauftritt der blonden Hollywood-Actrice auf "Dear Science" gar nicht mal so abwegig gewesen. Weil doch Bowie schon auf "Return To Cookie Mountain" den Background-Sänger gab. Ebenso wie bei "Anywhere I Lay My Head". Nun gut, es blieb uns erspart. Also wehe dem, der TVOTR bemüht Flippiges vorwerfen will. Und wenn doch: Derweil dabei dermaßen gelungen Flippiges wie bei "Dear Science" herauskommt. Nein, ich bin keiner, der behauptet, es sei das Beste ihrer Diskografie. Nun ist dieses Album aber eines, das man definitiv als Grower bezeichnen muss. Was also nicht ist, kann noch werden. Vielleicht ist "Dear Science" bloß im Hier und Jetzt das unterschätzteste aller überschätzten Alben in diesem Jahr. Wie auch immer, tolle Platte. Und "DLZ" ein wahrlich großes Lied. "La la la la..." Weil Pop doch nun wirklich nichts Schlechtes ist.
TV On The Radio
Dear Science
22.09.2008
[tvontheradio.com]
[myspace.com/tvotr]
[Review: TV On The Radio - Return To Cookie Mountain]
[TV On The Radio @ Arena, Wien - 26.11.2008]
Es ist soweit. Unmöglich sich dieser Band noch zu entziehen. Egal welches über Musik berichtende Medium, sogar in der einigermaßen aufgeschlossenen Tagesjournaille werden TVOTR weiterempfohlen, in allerhöchsten Tönen gelobt. Bei ihrem letzten Album "Return To Cookie Mountain" gab es bereits mehr als die ersten Ansätze dazu, dieser Tage darf jedoch bereits von einem flächendeckenden Medienrummel berichtet werden. Diese Band ist endgültig über den Status hinaus, im Kommen zu sein. Denn mit "Dear Science" sind TVOTR dort angekommen, wo sie all jene, die - nach selbstveröffentlichtem Demo "OK Calculator" (2002) und 5-Track-EP "Young Liars" (2003) - bereits ihrem Debutalbum "Desperate Youth, Blood Thirsty Babes" (2004) lauschten, sie hinhaben wollten. "Vorwiegend bewegt man sich in der Welt des Art-Rock. Mit gezielten Ausflügen in Richtung New Wave, Jazz und Blues. Jede Menge experimenteller Crossover, getragen von bemerkenswert entspannter Atmosphäre. Ein vielversprechender und vor allem faszinierender Erstling."
Ähnlich die Begeisterung beim nachfolgenden "Return To Cookie Mountain": "Eine Mischung aus Alternative-Rock, New-Wave, Electronica und Jazz. Allerdings mit jenem stellenweise fast schon stinknormalen Pop-Flair versehen, der das Ganze dann doch wiederum zugänglich macht. Dazu diese gehörige Portion Funk, Gospel und Soul. [...] Eine großartige Platte. Atmosphärisch dicht, gleichzeitig aber auch von einer unglaublichen Leichtigkeit gekennzeichnet." Fort- oder Rückschritt? Wohl eher Sidestep. Einer auf höchstem Niveau. Denn auch bei "Dear Science" bleiben TVOTR eines "jener raren Musiker-Kollektive, bei deren musikalischer Einordnung man kläglich scheitern muss. Rock? Punk? Elektro? Soul? Gospel? Egal." Die New Yorker Kreativköpfe bleiben sich selbst treu, machen ihr eigenes Ding. Welches diesmal vergleichsweise weniger verschroben und verkappt, um einiges poppiger und straighter rüberkommt. Kaum mehr dröhnende Gitarren. Stattdessen ganz viele Bläser. Sehr funky, mehr auf Black-Music-Einflüsse a la Chaka Khan, Chic und Prince bedacht. Ebenso wie auf Talking Heads, Peter Gabriel und David Bowie. Zeitlos Geniales von Mitte der Siebziger- bis Anfang der Achtziger-Jahre.
Produziert wurde "Dear Science" wie dessen Vorgänger von Bandmitglied und Multiinstrumentalist David Andrew Sitek. Derselbe, der auch beim im Mai dieses Jahres veröffentlichten "Anywhere I Lay My Head", dem von ihm erdachten und von Schauspielerin Scarlett Johansson stimmlich vorgetragenen Versuch eines Tom Waits-Tributs, hinter den Reglern saß. Folglich wäre ein Gastauftritt der blonden Hollywood-Actrice auf "Dear Science" gar nicht mal so abwegig gewesen. Weil doch Bowie schon auf "Return To Cookie Mountain" den Background-Sänger gab. Ebenso wie bei "Anywhere I Lay My Head". Nun gut, es blieb uns erspart. Also wehe dem, der TVOTR bemüht Flippiges vorwerfen will. Und wenn doch: Derweil dabei dermaßen gelungen Flippiges wie bei "Dear Science" herauskommt. Nein, ich bin keiner, der behauptet, es sei das Beste ihrer Diskografie. Nun ist dieses Album aber eines, das man definitiv als Grower bezeichnen muss. Was also nicht ist, kann noch werden. Vielleicht ist "Dear Science" bloß im Hier und Jetzt das unterschätzteste aller überschätzten Alben in diesem Jahr. Wie auch immer, tolle Platte. Und "DLZ" ein wahrlich großes Lied. "La la la la..." Weil Pop doch nun wirklich nichts Schlechtes ist.
TV On The Radio
Dear Science
22.09.2008
[tvontheradio.com]
[myspace.com/tvotr]
[Review: TV On The Radio - Return To Cookie Mountain]
[TV On The Radio @ Arena, Wien - 26.11.2008]
wasix - 26. Okt, 20:39 - [2008 Platten]